Anordnung an Banken
Grasser: Wo die Justiz jetzt Konten sucht
15.09.2010
Der Ex-Finanzminister will selbst schnell Daten liefern.
Über die Kontoverbindungen von Karl-Heinz Grasser und die Geldflüsse von und zu diesen Konten könnte schon bald Klarheit herrschen. Denn die Staatsanwaltschaft hat sich, wie berichtet, eine Anordnung zur Offenlegung der Grasserschen Konten richterlich genehmigt lassen; diese wurde den heimischen Bankenverbänden letzten Freitag zugestellt. Die Institute müssen ihre Daten jetzt auf Geschäftsverbindungen mit KHG bzw. ihm zuzuordnende Firmen prüfen – das gehe über die EDV einfach und schnell, so ein Insider.
Auch Geldflüsse zeigen
Grasser will die Daten aber ohnehin selbst liefern – in den nächsten 2–3 Wochen will er das Material beibringen. Und er geht in Vorleistung, denn er will nicht nur die Kontoverbindungen, sondern auch die getätigten Ein- und Auszahlungen offenlegen. Das verlangt die Justiz von den Banken bislang nicht. Man habe immer angeboten, alle Konten freiwillig zu öffnen, sagt Grassers Anwalt Manfred Ainedter.
Firmenkonten im Visier
Mit ihrer erst nach den Grasser-Verhören zugestellten Order an die Banken, die hätte geheim bleiben sollen, wollen die Ermittler offenbar überprüfen, ob das, was KHG vorlegt, vollständig ist. Er steht ja im Verdacht, bei Privatisierungen illegal Millionen-Provisionen kassiert zu haben, was er zurückweist. Es gilt die Unschuldsvermutung. Neben privaten Grasser-Konten sucht die Justiz nach geschäftlichen. So interessieren u. a. Konten der Firma SMW OG, die Grasser und seinem Nenn-Onkel Burckhard Graf gehört. Und: Bankverbindungen von Grassers Valuecreation, JaBo Software (Firma von Hannes Jagerhofer, an der KHG beteiligt ist), C-Quadrat (hier ist Grasser Aufsichtsrat) sowie Valora Solutions (Meischberger-Firma).
Pröll auf Distanz
Finanzminister Josef Pröll (VP) zog am Dienstag einen „klaren Trennstrich“ zu seinem Vorvorgänger Grasser. Es sei gut, wenn die Justiz ohne Ansehen der Person ermittelt. „Es gilt die Unschuldsvermutung und dann das Urteil“, so Pröll.
Autorin: Angela Sellner