Ab 16. April

Graz bekommt "Handy-Verbot light" in Öffis

11.04.2008

In Bussen und Trams sollen die Grazer ab 16. April nicht mehr telefonieren. Kontrolliert wird die Einhaltung des Verbots aber nicht.

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In Graz wird es schneller ernst mit dem Handy-Verbot in öffentlichen Verkehrsmitteln als erwartet. ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl setzt seine Pläne in abgemilderter Form um. Die Grazer werden zwar weiter ihr Handy benutzen dürfen, aber nicht telefonieren. SMS schreiben und spielen ist offenbar erlaubt.

"Es wird ersucht"
Extra kontrolliert wird nicht, es soll nur den Fahrern eine Handhabe gegeben werden. In den Beförderungsbedingungen steht künftig: "...wird ersucht, vom Gebrauch des Handys Abstand zu nehmen". Die Busse und Straßenbahnen bekommen Pickerl mit durchgestrichenen Mobiltelefonen verpasst. Lostag ist der "Welttag gegen den Lärm", der 16. April.

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Die SPÖ lehnt ein Handy-Verbot in öffentlichen Verkehrsmitteln ab. Bundesgeschäftsführer Josef Kalina findet Nagls Vorschläge eine "völlig anachronistische Idee". Ein Handyverbot sei wohl auch verfassungsrechtlich nicht haltbar, glaubt Kalina.

SPÖ für Rücksichtnahme
Der Umgang mit dem Handy sollte von jedem so gewählt werden, dass man damit seine Umgebung nicht belästigt. Das sei eine Frage des Verhaltens von Menschen untereinander und der gegenseitigen Rücksichtnahme, so Kalina. "Eine Partei, die sich seit Jahren mit Händen und Füßen gegen einen sinnvollen Nichtraucherschutz wehrt und mit der Freiheit des Einzelnen argumentiert, will hier plötzlich verordnen und verbieten", kritisiert der rote Bundesgeschäftsführer die ÖVP.

Grüne für handyfreie Zonen bei ÖBB
Die Grünen planen im Nationalrat einen Antrag für die großzügige Einführung handyfreier Zonen in den Zügen der ÖBB. "Handyfreie Öffis schonen Nerven, Gesundheit und Geldbörse! Deshalb sollen auch die ÖBB mindestens zur Hälfte handyfreie Waggons bzw. Abteils anbieten", lautet ihr Argument.

Handy-Telefonieren in öffentlichen Verkehrsmitteln habe sich in mehrfacher Hinsicht als schädlich herausgestellt. Neben Unruhe und Stress für Zwangs-Mithörer und erhöhter Strahlenbelastung führen die Grünen geringere Verkehrssicherheit im Pkw an.

Skepsis in anderen Bundesländern
Abgesehen von Linz, wo über eine „Grazer Lösung“ nachgedacht wird, sind regionale Verkehrsbetriebe von der Verbannungsidee nicht sehr angetan. ÖSTERREICH hat nachgefragt:

  • In Klagenfurt ist ein Verbot nicht aktuell: „Es gibt kaum Beschwerden, das Thema wird nicht diskutiert“, sagt Gerhard Oswald von den Stadtwerken.
  • Der Salzburger Stadtbus-Direktor Gunter Mackinger kritisiert den Grazer Alleingang: „Wenn, dann sollte es eine bundesweite Regelung geben.“ Ein Handy-Verbot stelle einen Wettbewerbsnachteil der Öffis gegenüber dem Pkw dar, gibt Mackinger zu bedenken.
  • Eindeutige Worte kommen aus dem Ländle: „Das Verbot ist ja lachhaft“, urteilt Isabelle Glawischnig (Vorarlberger Verkehrsbetriebe). „Wir können und wollen das Handy nicht verbieten.“
  • In Tirol ist ein Verbot derzeit kein Thema.
  • Auch Wien, St. Pölten und Eisenstadt denken nicht über die Verbannung der „Handgurke“ nach: „Wir bleiben auf Empfang“, heißt es vonseiten der Wiener Linien.
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