Gemeinderatswahl
Graz: FPÖ greift mit Winter-Sohn an
14.12.2016
Spitzenkandidat Mario Eustacchio setzt auf Susanne Winters Sohn.
Die FPÖ Graz hat am Mittwoch ihre Kandidaten für die Gemeinderatswahl am 5. Februar präsentiert. Neben den bekannten Gesichtern aus dem bisherigen Stadtparlament sind auch zwei bekannte Namen auf der Liste zu finden: Michael Winter ist der Sohn von Parlamentarierin Susanne Winter und war 2008 wegen Verhetzung vor Gericht. Heinrich Sickl ist der Sohn der ehemaligen Ministerin Elisabeth Sickl.
Bewährtes Team
Spitzenkandidat Mario Eustacchio will für die Wahl auf ein "bewährtes Team" setzen und hofft auf weitere Gemeinderatssitze: "Wir erwarten ein sattes Plus." Listen-Zweiter Armin Sippel, der im Juni in einem umstrittenen Video "Verhaltensregeln" für Flüchtlinge anhand einer Puppe zu erklären versucht hatte, unterstrich das Motto "Never change a winning team" und meinte, dass bei den weiteren Kandidaten Qualifikation und nicht der "Promi-Faktor" entscheidend gewesen sei.
Ganz unbekannt sind aber zumindest zwei der Kandidaten nicht: Winter (28) und Sickl (43) sind unter den ersten 15 zu finden. Der Sohn der ehemaligen Grazer FPÖ-Spitzenkandidatin und Klub-Chefin Winter gestand auf Journalistenfrage ein, rechtskräftig wegen Verhetzung verurteilt worden zu sein: "Es gibt viele Menschen, die in ihrem Leben etwas gemacht haben, bei dem sie im Nachhinein den Fehler einsehen. Ich gehöre zu diesen. Es tut mir leid, was ich damals geschrieben habe, und ich entschuldige mich dafür. Ich war erst 17 und werte es als Jugendsünde. Ich hoffe dennoch auf eine faire Behandlung."
Wegen Verhetzung verurteilt
Winter war im Oktober 2008 im Grazer Straflandesgericht zu drei Monaten bedingter Haft verurteilt worden, weil er in der RFJ-Zeitschrift "Tangente" (Nr. 1/2007) Muslimen eine Tendenz zur Sodomie unterstellt und als "Sofortmaßnahme" gegen Vergewaltigungen in Graz gefordert hat, "eine Schafherde im Stadtpark grasen" zu lassen. Ein Jahr später stand Mutter Susanne ebenfalls wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren vor dem Richter. Sie ist derzeit als Abgeordnete im Nationalrat ohne Fraktion, da sie im vergangenen Jahr nach der Gutheißung eines antisemitischen Postings auf ihrer Facebook-Seite von der FPÖ ausgeschlossen worden war.
Sickl ist bisher normales Parteimitglied der FPÖ, verheiratet und dreifacher Vater. Als Sohn der früheren Ministerin und Kärntner Landesrätin Elisabeth Sickl will er die "Familien-Geschichte und -Tradition fortsetzen".
Eustacchio erklärte, er werde Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) im Fall eines Sieges nicht automatisch unterstützen und neuerlich zum Stadtoberhaupt machen. Auch der ehemalige Grazer FPÖ-Bürgermeister Alexander Götz sei nicht Erster gewesen und habe dennoch das höchste Amt der steirischen Landeshauptstadt bekleidet. Das Wahlkampfbudget der Blauen in Graz wird zumindest 500.000 Euro ausmachen und werde ohne Spenden, dafür aber mit Mitteln der Landespartei gestemmt. Laut Eustacchio wolle man nach der Wahl keinem Spender verpflichtet sein.