Haider-Obduktion
Grazer Gerichtsmedizin hat "keine Sorge" um Ergebnis
24.10.2008
In der Grazer Gerichtsmedizin, wo Jörg Haider obduziert wurde, macht man sich keine Sorgen bezüglich einer zweiten Obduktion.
Die Leiterin der Grazer Gerichtsmedizin, Kathrin Yen, die den verstorbenen Kärntner Landeshauptmann obduziert hat, geht nicht davon aus, dass eine weitere Obduktion zu einem anderen Ergebnis als ihrem führen würde. "Ich habe keinerlei Zweifel an meinen Ergebnissen", stellte Yen klar, die entsprechende reißerische Medienberichte verurteilte.
"Keine K.O.-Tropfen"
Nachdem die Feuerbestattung des
Leichnams verschoben worden ist, wurden Gerüchte kolportiert, wonach eine
zweite Untersuchung von der Familie angedacht sei. Yen meinte, dies könnte
Gerüchte um K.O.-Tropfen und dergleichen aus der Welt schaffen.
"K.O.-Tropfen sind nachweisbar, aber der Test bei Haider war negativ",
versicherte sie. Nur bei lebenden Menschen würden derartige Substanzen nach
wenigen Stunden nicht mehr feststellbar sein. Für sie persönlich sei die
Obduktion an Prominenten nur dann etwas anderes, "wenn man einen Bezug zu
ihnen hat, auch wenn er nur über die Medien entsteht".
Die Medizinerin hatte Haider nach seinem tödlichen Verkehrsunfall für die Staatsanwaltschaft obduziert und dabei das "standardisierte Verfahren" angewendet. "Bei komplexen Unfällen wird zuerst eine radiologische Untersuchung des ganzen Körpers gemacht, um alle Verletzungen aufzuzeichnen", erklärte Yen. Anschließend werde der Leichnam schrittweise entkleidet, bevor die sichtbaren Verletzungen an der gesamten Körperoberfläche festgehalten werden. Dabei würden auch Fotos gemacht und Spuren gesichert.
Danach werden die sogenannten Körperhöhlen - Kopf und Brust - geöffnet. Bei Verkehrsunfällen findet zusätzlich eine "Rückensektion" statt. "Dabei wird die Körperrückseite geöffnet, um zum Beispiel nach Anprallstellen zu suchen", beschrieb die Medizinerin. Aus dem gesamten Körper werden Gewebe- und Flüssigkeitsproben entnommen. Diese würden dann so aufbewahrt, dass "auch noch in Jahrzehnten" toxikologische oder DNA-Untersuchungen gemacht werden könnten.
Zu den Aufgaben der Gerichtsmedizin gehört auch das Aufsuchen des Unfallorts. "Mein Kollege ist nach Lambichl gefahren und hat die Verletzungen am Leichnam mit dem Zustand des Fahrzeugs verglichen", so Yen. Zweite Obduktionen seien keine Seltenheit. Sie selber habe bereits in der Schweiz und in Deutschland - wo sie vor ihrer Arbeit in Graz tätig war - solche Nachsektionen durchgeführt. "Das Problem daran ist aber, dass die Körper bereits vorher einmal aufgeschnitten wurden und man so nicht mehr die selbe Ausgangssituation hat", erklärte die Expertin.