Hass-Duell
Griechen wollen heute Rache
21.06.2012
Heute "Hass-Duell" gegen Deutsche - Merkel & Samaras im EURO-Stadion.
Wenn heute um 20.45 Uhr die Hymnen von Deutschland und Griechenland ertönen, geht es nicht nur um Fußball. Heute treffen die griechische und die deutsche Nationalmannschaft im EURO-Viertelfinale im Spiel der Spiele in der PGE-Arena in Danzig aufeinander. Und dabei wird es auch um den Euro – die gemeinsame EU-Währung –, die Griechenland-Hilfe und Deutschlands rigiden Sparkurs für Europa gehen. Die griechischen Kicker kämpfen dabei – wenn auch nur mit Außenseiterchancen – um den Stolz ihres Krisenlandes. „Wir wollen Angela Merkel schlagen“, tönt es in Athen. Griechenlands Mannschaft soll den Deutschen die politischen Demütigungen der letzten Monate heimzahlen.
Das Duell der Emotionen richtet sich dabei vor allem gegen Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel – sie wird als eine von 41.500 Zuschauern im Stadion in Danzig Platz nehmen. Dort kommt es zum Polit-Showdown: Auch Griechenlands Premier Antonis Samaras wird auf der Ehrentribüne erwartet. Griechenlands Spieler wollen „ganz Griechenland heute eine Freude machen“.
Griechen wohnen bescheiden, Deutsche im Luxushotel
Seit Montag bereiten sich die zwei Mannschaften in Danzig vor. Und die Unterschiede könnten dabei nicht größer sein: Griechenlands Nationalspieler wohnen bescheiden im Hotel Warszawianka (Zimmerpreis 75 Euro die Nacht). Sie haben dort 70 Zimmer gemietet und frühstücken neben ganz normalen Gästen.
Die deutschen Spieler residieren in einem Luxushotel, haben den gesamten Komplex gemietet – und zahlen allein für den Trainingsplatz 250.000 Euro. Deutschland ist der klare Favorit. Aber die Griechen hoffen auf ein Wunder – beim heutigen EURO-Viertelfinale und bei der Rettung ihres Landes.
Finanzminister-Treffen: Ringen um Euro-Hilfe
Gestern tagten die Finanzminister der Eurozone gleich zu zwei brisanten Themen: Griechenland und Spanien.
Die Griechen wollen die Eurozone, vor allem Deutschland, um einen Aufschub der strengen EU-Sparvorschriften für ihr Land bitten. Immerhin liegt die Wirtschaft des Krisenlandes faktisch im Koma. Zudem sollen die bislang gewährten EU-Hilfen erst 2017 (statt wie bislang vereinbart 2015) zurückgezahlt werden. Deutschlands CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble kann sich zwar eine Verschiebung der Rückzahlungen, aber keine weiteren Investitionen vorstellen.
Auch VP-Finanzministerin Maria Fekter kommt Griechenland nun jedenfalls teilweise entgegen: Man könne die „Hilfe erstrecken“. Im Klartext: Die Griechen bekommen mehr Zeit, um die Auflagen zu erfüllen.
Aber die Euro-Finanzminister mussten gestern auch über Maßnahmen gegen die dramatische Lage in Spanien beraten. Notkredite bis zu 100 Milliarden Euro gegen den Kollaps des Bankensystems in Spanien sind angedacht. Spanien lehnt allerdings ab, dass diese Kredite auf die Staatsschulden angerechnet werden.
Damit würde Spanien nun auch unter den Euro- Schutzschirm schlüpfen.
Fekter: "Zeit ist kein Thema"
ÖSTERREICH: Frau Finanzminister, sind Sie erleichtert über den Ausgang der Griechen-Wahl?
MARIA FEKTER: Ich bin sehr froh, dass es eine stabile, pro-europäische Mehrheit gibt. Die Alternative hätten Anarchie und Chaos sein können. Jetzt regieren jene, die den Reformpakt mit der EU unterschrieben haben – und ich bin zuversichtlich, dass sie ihn auch einhalten. Pacta sunt servanda, Verträge gelten.
ÖSTERREICH: Die Griechen wollen gerne mehr Zeit für ihren Sparplan. Stimmen Sie dem im Prinzip zu?
FEKTER: Das Reform- und Sparprogramm der Griechen sieht vor, dass sie 2020 wieder eigenständig zahlungs- und lebensfähig sind, und zwar ohne EU-Hilfen. Das ist eine lange Zeit. Und da ist es mir nicht wichtig, ob dieses Ziel jetzt 2020 oder 2022 erreicht wird. Wichtig ist, dass inhaltlich am Reform- und Sparkurs nichts geändert wird. Die Verträge mit der EU müssen der Sache nach halten, und zwar ab sofort. Ob das Ziel dann 2020 oder zwei Jahre später erreicht wird, ist verhandelbar. Jetzt fährt die Troika der EU einmal nach Griechenland, um zu sehen, ob sich die Griechen an ihre Verträge halten. Ich sage: Sie haben durch ihre Wahlkämpfe wieder wertvolle Zeit verloren, sie brauchen endlich Aufschwung.