Griss lukriert durchschnittlich 555 Euro pro Spende, Van der Bellen nur 54.
Irmgard Griss kann zwar deutlich mehr Spenden lukrieren als der Grüne Ex-Parteichef Alexander Van der Bellen. Vom angestrebten Wahlkampfbudget (1,5 Mio. Euro) ist die einzige Kandidatin ohne Partei im Hintergrund aber noch weit entfernt. Das geht aus einer ersten Analyse der im Internet veröffentlichten Spendenlisten hervor. SPÖ und ÖVP haben noch nicht entschieden, wie Spenden offengelegt werden.
Bisher knapp 400.000 Euro für Griss
Griss muss ihre Kampagne als einzige Kandidatin ohne Unterstützung durch eine Partei bestreiten. Auf ihrer Homepage veröffentlicht hat sie bisher knapp 384.000 Euro an Spendeneinnahmen, die 400.000-Euro-Marke soll noch im Laufe des Tages geknackt werden. Damit wären allerdings nur die "Organisations- und Strukturkosten" gedeckt, heißt es in ihrem Unterstützerverein, für den Wahlkampf brauche man zusätzliche Mittel: "Damit wir konkurrenzfähig sind, im Vergleich zu anderen Kandidaten, sind es 1,5 Mio. Euro."
Angesichts des bisherigen Spendenaufkommens scheint dieses Ziel aber noch in weiter Ferne: Laut APA-Berechnungen hat Griss seit 10. Dezember (damals wurde ihre erste Spende veröffentlicht) durchschnittlich etwa 6.400 Euro pro Tag eingenommen. Beim derzeitigen Tempo wären das bis zur Wahl am 24. April weitere 480.000 Euro – deutlich weniger als angestrebt. "Wir sind nach wie vor auf Großspender angewiesen", räumt Griss' Sprecher auf Anfrage ein. Er betont allerdings, dass das Fundraising-Team erst am Montag aufgestockt wurde und man nun eine Spenden-Offensive fahren werde.
Van der Bellen Fans weniger spendenfreudig
Dennoch ist Griss beim Spendensammeln deutlich erfolgreicher als ihr grüner Konkurrent Alexander Van der Bellen. Er hat bisher Spenden von 51.271 Euro auf der Homepage veröffentlicht. Was dabei auffällt: Van der Bellen hat zwar deutlich mehr Unterstützer als Griss, deren Fans sind allerdings im Einzelfall spendabler. So liegt die durchschnittliche Höhe der 946 Spenden an Van der Bellen bei nur 54 Euro, während Griss von ihren 692 Spendern im Durchschnitt 555 Euro erhalten hat. Und während Van der Bellen nur zehn Spenden von 1.000 Euro oder mehr gemeldet hat, sind es bei Griss 80 – davon sechs ab 10.000 Euro.
Grüne Unterstützung
Allerdings kann Van der Bellen auf kräftige Unterstützung der Grünen Bundespartei zählen, die Personal und Büroräume zur Verfügung stellt und 1,2 Mio. Euro in bar zugesagt hat. Als Problem sieht man das geringe Spendenaufkommen in seinem Unterstützerverein ohnehin nicht: Die vielen Kleinspender seien "spannend", betonte ein Sprecher auf APA-Anfrage: "Wir wollen möglichst viele und in die Breite gehend."
Die anderen Kandidaten haben noch nicht entschieden, in welcher Form Spenden veröffentlicht werden. Sowohl bei SP-Kandidat Rudolf Hundstorfer als auch bei seinem VP-Gegenüber Andreas Khol wird auf die Gespräche zum Fairnessabkommen am Freitag verwiesen. Khols Sprecherin betonte allerdings, bisher noch keine Spenden gesammelt zu haben, weil der Unterstützerverein erst diese Woche angemeldet wurde. Die FPÖ betont einmal mehr, für ihren Kandidaten Norbert Hofer keine Spenden annehmen zu wollen: "Es gibt kein Spendenkonto."
Griss und Van der Bellen gehen bei der Veröffentlichung deutlich über die rechtlichen Vorschriften hinaus: Rechtlich vorgesehen ist nämlich nur die Veröffentlichung von Spenden über 3.500 Euro – und auch da nur für die zwischen dem Stichtag (23. Februar) und dem Wahltag gesammelten Spenden. Derzeit dürften die Zuwendungen also noch ohne Offenlegung kassiert werden.