Verteidigungspolitik
Große Koalition streitet weiter über NATO-Option
30.08.2007
Die Koalition hat sich zwar darauf geeinigt, dass die Verteidigungsdoktrin nicht verändert wird - Debattiert wird aber trotzdem.
Verteidigungsminister Norbert Darabos hat angefangen. Er hat den Schlussstrich unter der Debatte nicht akzeptiert. Darabos will weiterhin, dass die Möglichkeit eines NATO-Beitritt aus der österreichischen Verteidigungsdoktrin herausgestrichen wird. Auch wenn beim Ministerrat am Mittwochvormittag vereinbart wurde, dass die Doktrin bleibt, wie sie ist. Die Regierung hatte sich geeinigt, dass man zwar über alles diskutieren dürfe, umgesetzt werde aber das Koalitionsabkommen. Und eine Änderung der Verteidigungsdoktrin sei darin nicht enthalten.
NATO versus Neutralität
Darabos will das Thema weiter
diskutieren, weil ein NATO-Beitritt und die Neutralität nicht
zusammenpassen, so ein Ministeriumssprecher. Unterstützung durch die
Opposition ist ihm dabei sicher. Grüne und FPÖ hatten den Vorstoß des
Verteidigungsministers bereits begrüßt. Die Grünen wollen auch einen
entsprechenden Antrag im Parlament einbringen. Abzuwarten bleibt, wer dem
zustimmt.
Rot-schwarze Kettenreaktion
Die beiden Koalitionsparteien
forderten unterdessen wechselseitig Klarstellungen voneinander - die ÖVP von
SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer, ob er nun zur Verteidigungsdoktrin stehe und die
SPÖ von ÖVP-Chef Wilhelm Molterer, ob er nun für die Neutralität oder für
einen NATO-Beitritt sei.
ÖVP-Wehrsprecher Walter Murauer nahm Gusenbauer ins Visier: Die Verteidigungsdoktrin halte alle wichtigen Eckpunkte der Verteidigungspolitik fest und "sollte nicht leichtfertig in Frage gestellt werden - schon gar nicht vom Verteidigungsminister", so Murauer. "Deshalb sind jetzt klare und eindeutige Worte des Bundeskanzlers nötig."
Im Gegenzug verlangte der außenpolitische Sprecher der SPÖ, Caspar Einem, von Molterer eine Klarstellung, ob er nun für die Neutralität oder die NATO-Option sei. Und der internationale Sekretär der SPÖ, Andreas Schieder, forderte den ÖVP-Obmann auf, sich "aus dem Schatten seines Vorgängers und NATO-Befürworters Wolfgang Schüssel" zu lösen.