Wegen FPÖ-Comic
Grüne wollen Straches PC vollspammen
29.05.2009
Es mehrern sich die kritischen Stimmen wegen des blauen Anti-EU-Comics. SPÖ und Grüne vermuten Parteiwerbung, weshalb man jetzt eine Rückzahlung der Fördergelder beantragen will.
Brüssel als dekadenter Sündenpfuhl, die EU-Kommission als "abgehobene, undemokratische Runde" und der angeblich von SPÖ, ÖVP und Grünen betriebene EU-Beitritt Israels: Diese Darstellung der EU verschickt die FPÖ derzeit an Tausende Jungwähler - finanziert mit der staatlichen Förderung für politische Bildungsarbeit. Das Renner Institut der SPÖ vermutet eine missbräuchliche Verwendung staatlicher Fördermittel und will eine Rückforderung vom "Freiheitlichen Bildungsinstitut" beantragen. Die FPÖ verteidigt die Aktion.
Hier können Sie den Comic downloaden
"Keine Parteiwerbung"
"Das vorliegende Heft ist
keine Parteiwerbung", heißt es gleich im Vorspann des blauen EU-Comics.
Vielmehr gehe es "um politische Bildung und Info, die nicht langweilig
ist". Nötig ist dieser Hinweis, weil das die Fördermittel, mit denen
der Staat die Parteiakademien unterstützt, nicht für Wahlwerbung verwendet
werden dürfen, sondern nur für Bildungsarbeit.
Gesetzliche Regelung
Was darunter zu verstehen ist, regelt das "Publizistikförderungsgesetz"
(Par. 1): Demnach sind die Parteiakademien verpflichtet "die
staatsbürgerliche Bildung im Sinne der Grundsätze der Bundesverfassung, die
politische und kulturelle Bildung sowie die Einsichten in politische,
wirtschaftliche, rechtliche und gesellschaftliche Zusammenhänge auf
innerstaatlicher und internationaler Ebene unmittelbar und in gemeinnütziger
Weise zu fördern".
Überprüfung
Der Direktor der SP-Parteiakademie "Renner-Institut",
Karl Duffek, will nun prüfen lassen, ob die Kollegen von der FPÖ gegen diese
Auflagen verstoßen haben. Die Mittel der staatlichen Akademieförderung
dürften nicht für "unmittelbare Wahlkampfaktivitäten"
verwendet werden, so Duffek. Er will daher den Beirat im Kanzleramt, der die
Verwendung der Mittel prüft und in dem Vertreter von Parteien und Regierung
vertreten sind, ersuchen, das Comic zu prüfen.
Rückzahlung gefordert
Daniela Graf, geschäftsführende
Obfrau der grünen Bildungswerkstätte, zeigt sich über das Anti-EU-Comic
verärgert. Auch sie vermutet einen Missbrauch öffentlicher Gelder und will
eine Rückzahlung erwirken. Sie pocht daher auf eine Rückzahlung und hat eine
außerordentliche Sitzung des für Publizistikförderung zuständigen Beirats,
in dem Vertreter von Parteien, Ministerien und Bundeskanzleramt sitzen,
beantragt.
Strache "vollspammen"
Graf hofft auch auf Widerstand
von unten. Die Jugendlichen sollten FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Emails
schreiben, dass "sie diesen Schund nicht haben wollen und seinen
Computer möglichst vollspammen", so Graf.
FPÖ weist Vorwürfe zurück
FP-Generalsekretär
Herbert Kickl verteidigt den Comic dagegen: "Das ist ja auch keine
Wahlwerbung, sondern ein Beitrag zur politischen Bildung." Dass man
damit letztlich jeden Info-Folder einer Partei unter "politische Bildung"
verbuchen könnte, weist Kickl zurück: "Wir sehen das als
innovative Bildungsform." Der tendenziöse Tonfall des Comics ist für
ihn auch kein Problem: Die Grundausrichtung der Freiheitlichen Akademie
werde natürlich von der Partei vorgegeben und die ÖVP-Akademie würde ja auch
kein EU-kritisches Informationsmaterial verbreiten, so Kickl.
Grenzwertige Geschichte
Für den auf Parteienfinanzierung
spezialisierten Politikwissenschafter Hubert Sickinger ist die Finanzierung
des Anti-EU-Comics der FPÖ aus der Bildungsförderung "eine
grenzwertige Geschichte". "Jedem Nicht-FPÖler wird das eher als
dumpfe Propaganda vorkommen und nicht als staatsbürgerliche Bildungsarbeit",
betont der Politikwissenschafter.