Kogler warb beim Bundeskongress für Zustimmung: 'Zeit ist reif für die österreichischen Grünen' – Die Abstimmung fiel deutlich positiv aus: eine große Mehrheit stimmt für eine Koalition mit der ÖVP.
Nur 15 Gegenstimmen
Grüner Bundeskongress: 93% für Koalition mit ÖVP
FPÖ: Grüner Beschluss bedeute nichts Gutes der Grünen
Nach Ansicht der FPÖ bedeutet der Beschluss des Grünen Bundeskongresses für eine Koalition mit der ÖVP "nichts Gutes" für Österreich und seine Bürger. Parteiobmann Norbert Hofer meinte in einer Aussendung, diese "experimentelle Bundesregierung" bringe einen Linksruck und gefährde die Sicherheit.
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Die im Regierungsprogramm angekündigte Sicherungshaft und die Ausweitung des Kopftuchverbotes stünden "wegen der schon jetzt angekündigten grünen Blockadepolitik auf dünnem Eis." Hofer sprach von "grünen Verantwortungsflüchtlinge", die bereits angekündigt hätten, die Verfassung für die Sicherungshaft nicht ändern zu wollen. Dass die ÖVP trotzdem am Koalitionsabkommen festhalte, sei eine "bewusste Täuschung der Öffentlichkeit". Weiters kritisierte Hofer, dass das Koalitionsabkommen von einem tiefen Misstrauen gegenüber der Exekutive geprägt sei und dass das Bundesheer beiden Parteien kein Anliegen sei.
99,25% für grünes Regierungsteam
Grünes Regierungsteam von Partei abgesegnet
Kurz gratuliert Kogler zu "klarem Erfolg"
ÖVP-Obmann Sebastian Kurz hat unmittelbar nach der Abstimmung beim Bundeskongress den Grünen und ihrem Bundessprecher Werner Kogler zur Zustimmung zum Regierungsabkommen gratuliert. Auf Twitter sprach der künftige Bundeskanzler von einem "klaren Erfolg" Koglers und der Grünen beim Bundeskongress.
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"Ich freue mich auf die gemeinsame Zusammenarbeit in der Bundesregierung", schrieb Kurz weiter.
Nur 15 Gegenstimmen
Das Votum der Grünen Delegierten erfolgte mit nur 15 Gegenstimmen. 246 waren dafür, drei enthielten sich. Mit 93,18 Prozent Zustimmung wurden die Anforderungen des Parteistatuts mehr als erfüllt. Ausgereicht hättet die einfache Mehrheit.
"Die Grünen - Grüne Alternative (Grüne) tritt in eine Bundesregierung mit der Partei 'Die neue Volkspartei' ein und bestätigt das vorliegende Regierungsabkommen mit dem Titel 'Aus Verantwortung für Österreich'", so der genaue Wortlaut des angenommenen Antrags.
Um am 7. Jänner zur Angelobung bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu schreiten, fehlt nur noch ein einziger Beschluss: In einer weiteren Abstimmung, die demnächst folgt, muss der Bundeskongress Ja oder Nein zum grünen Regierungsteam Werner Kogler, Leonore Gewssler, Rudolf Anschober, Alma Zadic und Ulrike Lunacek sagen. Auch hier ist breite Zustimmung zu erwarten.
93,18% für Regierung mit ÖVP
Für Österreichs erste Koalition von ÖVP und Grünen ist der Weg frei. 93,18 Prozent der Delegierten stimmten beim Bundeskongress der Grünen am Samstag in Salzburg für die Regierungsbeteiligung und den ausverhandelten Pakt mit der Volkspartei.
Deutliche Zustimmung – Warten auf exakte Auszählung
Eine große Mehrheit stimmte für eine Koalition mit der ÖVP. Es gab nur vereinzelt Gegenstimmen.
Große Mehrheit für Koalition mit ÖVP
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Die Diskussion endet um 17.00 Uhr
Dann geht es weiter mit der alles entscheidenden Abstimmung.
Heiße Diskussion
Die Diskussion um den Regierungspakt ist heiß: Seit einer guten Stunde geht es um Pro und Contra. Weitere 30 Rednerinnen und Redner stehen auf der Liste.
Ingrid Felipe ruft zu breiter Zustimmung auf
"Ich habe in der Landesregierung gelernt, dass es sehr anstrengend ist zu regieren, aber man bringt wesentlich mehr weiter zum Wohle der Menschen, zum Wohle der Republik. Ich bitte um breite Zustimmung."
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Grüne Verhandler rücken Programm in gutes Licht
Das Team der grünen Koalitionsverhandler hat beim Bundeskongress der Ökopartei den mit der ÖVP vereinbarten Pakt verteidigt. Auffällig war die Sicht der Dinge in Sachen Landesverteidigung, wo man - anders als von der ÖVP angedeutet - keine neuen Investitionen in Abfangjäger vereinbart sieht. Klargestellt wurde indes, dass die grüne Abstimmung über den Pakt doch genau ausgezählt wird.
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Wiens grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein bedankte sich beim Verhandlungsteam und bei Werner Kogler, der in den letzten Wochen "Unglaubliches geleistet hat". Ich verneige mich vor dir", sagte sie. Mit zittriger Stimme erinnerte sie sich an die Zeit der türkis-blauen Koalition zurück. Und bei allem Wissen, jetzt auch ein Risiko einzugehen, sei eine Regierungsbeteiligung eine große Chance, den politischen Kurs in Österreich ins Positive zu verändern.
Scharfe Kritik
"Für mich geht das gar nicht. Ich bin stolz auf die Verhandlerinnen, ich werde auch immer stolze Grüne sein, aber wir können das so nicht mittragen." – Eine Vertreterin der ethnischen Minderheiten
Die Grüne Jugend will nicht mit der ÖVP regieren
"Wir stehen hinter euch, aber wir werden fünf Jahre alles dafür tun, dass Kurz abgewählt wird."
Weitere Pressestimmen zu Türkis-Grün
"Frankfurter Rundschau":"Sicher sind die ehrgeizigen Pläne in Sachen Klima zu begrüßen. Aber wer glaubt, hinter hohen Zäunen das Klima retten zu können, während sich um Flüchtlinge - auch Klimaflüchtlinge! - andere kümmern sollen, dem könnte das Ramschladen-Konzept schon beim nächsten Anstieg der Flüchtlingszahlen um die Ohren fliegen. Zur Freude der extremen Rechten. Robert Habeck hat betont: 'Wir sind in wesentlichen Politikfeldern weit von CDU und CSU entfernt'. So etwas hätten Österreichs Grüne sicher auch gesagt - vor der Wahl."
Weitere Pressestimmen zu Türkis-Grün
"Mittelbayerische Zeitung" (Regensburg):"Die neue Regierung in Österreich ist die beste, die es seit Jahrzehnten gab. Denn erstmals werden nun Veränderungen angegangen, die einer derart privilegierten und erfolgreichen Volkswirtschaft und einer derart gebildeten und reichen Gesellschaft, schon längst zugemutet werden hätten können. (...) Vielleicht wird Schwarz-Grün scheitern, möglicherweise wird nur wenig erreicht. Es ist dennoch mehr als einen Versuch wert."
Weiter geht es jetzt mit der Generaldebatte
Die Redezeit ist mit zwei Minuten begrenzt.
30 Grauslichkeiten rausverhandelt
Am wichtigsten ist laut @rudi_anschober, das was nicht drinnensteht. Rund 30 Grausligkeiten wurden rausverhandelt. #mutigindiezukunft
— Die Grünen (@Gruene_Austria) January 4, 2020
Die Zeit drängt
Die Verhandler wurden gebeten sich bei ihren Ausführungen kurz zu halten, damit nachher genug Zeit für die Diskussion bleibt. Nach Josef Meichenitsch ist nun Sigrid Maurer am Wort. Auch sie empfiehlt den Grünen in die Regierung einzutreten.
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Birgit, erinnert daran, was wir in unserem Land in den letzten 3 Jahren erlebt haben. Eine Stimmung und Spaltung. Nicht nur gegen Menschen, die es schlechter haben im Leben. Viele haben sich gefragt: geht unser Land in Richtung Orbanisierung? #mutigindiezukunft
— Die Grünen (@Gruene_Austria) January 4, 2020
Nun folgen die Reden der Verhandlungsführer:
Den Anfang macht Wiens Grünen-Chefin Birgit Hebein.
Die Rede von Werner Kogler ist zu Ende
Aus den 30 Minuten wurde eine gute Stunde. Es gibt Standing Ovations von den Delegierten. Eine Kleinigkeit hat Kogler aber noch vergessen, deswegen kehrt er kurz auf die Bühne zurück. Es folgt eine Übergabe seiner traditionellen grünen Sonnenbrille an ein junges Mädchen. Quasi: Am Beginn eines neuen Lebensabschnitts muss man sich von Altem trennen.
"Es ist nicht zu 100 % Gewiss, dass es gescheit ist"
"Mutig in die Zukunft", wiederholt Kogler das Motto der Grünen. Er spricht aber auch kritische Worte zu den Koalitionsverhandlungen aus: "Es gibt keine hundertprozentige Gewissheit, dass es gescheit ist" Es gebe jedenfalls keine 100-prozentige Gewissheit, "jedenfalls nicht für die Zukunft – das hat die Zukunft so an sich."
Kogler beruhigt
"Das ist mein letzter Zettel", beruhigt Kogler sein Publikum.
"Wir haben das Gewissen nicht bei der Garderobe abgegeben"
Zum Thema Integration sagt Kogler, dass man zwar der ÖVP Zugeständnisse gemacht habe, aber: "Wir haben das Gewissen nicht bei der Garderobe abgegeben." Es gibt herzeigbare Verbesserungen. In der bilateralen Flüchtlingshilfe würden die Mittel "nicht nur erhöht, sondern sogar vervielfacht", so Kogler.
Zum Thema Migration:
"Aber irgendwann im Leben eines Menschen, muss es einmal darum gehen, dass es egal ist wo jemand herkommt, sondern dass es entscheidend ist, wo jemand hin will."
"Da reden wir von Milliarden"
"Die Investitionen für Klimaschutz müssen von Anfang an gesichert sein. Da reden wir von Milliarden. In Österreich wird endlich versucht Ökologie, Ökonomie und soziale Absicherung unter einen Hut zu bringen."
Zum Thema Familienpolitik sagt er: "Wenn‘s den Familienbonus schon gibt, dann sollen die mehr bekommen, die wenig haben."
Das Publikum lauscht gespannt den Worten von Werner Kogler.
"Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Aber wer kämpft, kann es zumindest erreichen."
Zum Regierungsprogramm sagt er:
"Es wird nicht den Umfaller geben - Tschicken gegen Ceta."
"Es macht einen Unterschied, ob Türkis mit Grün regiert oder mit Blau."
Martina Berthold erinnert Kogler an seine Redezeit
Kogler dazu: "Des geht sich gar nicht aus." Die Delegierten, allen voran die wichtigsten Koalitionsverhandler in Reihe eins, lauschen jedenfalls - teils gespannt, teils amüsiert.
Ich könnte @WKogler echt lange zuhören! #buko20 #türkisgrün
— Gregor Johannes (@6re6or) January 4, 2020
.@WKogler ist es lieber, dass sich der Diskurs Richtung Grün verschiebt, als zu den Rechten und Rechtsextremen. Das ist auch unsere Verantwortung.
— Die Grünen (@Gruene_Austria) January 4, 2020
Kogler stellt klar:
"Nur weil wir glauben die besseren Lösungen zu haben, sind wir noch lange nicht die besseren Menschen"
"FPÖ auf der schiefen Bahn"
"Eine Partei, die eine genetische Bestimmung hat, auf die schiefe Bahn zu kommen."
Lange blieb er nicht hinter dem Pult
Werner Kogler geht bei seiner Rede auf der Bühne auf und ab.
"Kurz ist ein Neu-Konservativer"
"Sebastian Kurz ist ja kein Erzkonservativer, sondern ein Neu-Konservativer."
"Es gab zwei Wahlgewinner"
"Wir haben das Gespräch nicht nur gesucht, sondern auch versucht etwas zustande zu bringen. Es gab zwei Wahlgewinner, die aus unterschiedlichen Gründen gewählt wurden."
"Überlegen, wie man es besser machen kann"
"Wenn es so klar ist, dass Blau nicht regieren soll in Österreich, nicht nur wegen Ibiza und dem Video, sondern auch aus vielen anderen Gründen. Dann haben viele, die das behaupten auch die Verpflichtung sich zu überlegen, wie man es besser machen kann."
"Opposition wäre bequemer gewesen"
"Natürlich wäre es bequemer gewesen, die nächste Jahre Opposition machen", sagt Kogler. Aber es ist anders gekommen.
"Wir haben es uns nicht so leicht gemacht"
Kogler betont, dass man es sich nicht leicht gemacht habe, "wie manche vielleicht vermuten" und schießt damit gegen Kritiker.
"Verantwortung übernehmen"
"Wir sind ja nicht deshalb gewählt worden, um es uns leicht zu machen. Wir sind gewählt worden, um Verantwortung zu übernehmen."
"Danke für den netten Empfang"
Nachdem ihm die Delegierten fünf Minuten lang Standing Ovations gaben, beginnt Kogler seine Rede mit einem Dank für "den netten Empfang".
"Es ist gut, dass wir diese Tradition leben, dass wir diese Debatten in aller Öffentlichkeit führen", betont Werner Kogler.
Jetzt spricht Kogler
Es ist wohl die wichtigste Rede seiner Polit-Karriere. Nun gehört Werner Kogler die Bühne - für genau 30 Minuten. Berthold ermahnt ihn, auf die Zeit zu schauen.
Volles Haus. @WKogler am Mikro.#mutigindiezukunft ???????????? #buko pic.twitter.com/9VH87qTyen
— Die Grünen (@Gruene_Austria) January 4, 2020
Die Landessprecherin der Grünen im Burgenland, Regina Petrik, ist am Wort
"Jede Krise birgt eine neue Chance."
© APA/Haselmayer
.@ReginaPetrik betont, dass wir die Allianzen wieder geschlossen haben: mit der Zivilgesellschaft und den NGOs. Das wird auch in Zukunft wichtig sein. #mutigindiezukunft
— Die Grünen (@Gruene_Austria) January 4, 2020
Stehende Ovationen für das Regierungsteam!
Die Verhandlerinnen und Verhandler sowie der Bundesvorstand sind eingetroffen. Fünf Minuten lang gibt es tosenden Applaus und stehende Ovationen.
Grüne Karterln im Einsatz
Buko-Präsidium und Tagesordnung wurden schon per Karterl bestätigt, der Vorgang funktioniert also. Die Grünen Karterl kommen heute noch ein paar Mal zum Einsatz, die Delegierten finden schon Gefallen daran. Wirklich wichtig wird's aber erst, wenn es um den Koalitionspakt geht.
Geplantes Ende mit 17.30 Uhr angepeilt
"Wir werden das geplante Ende mit 17.30 Uhr ins Auge fassen", heißt es vom Präsidium. Die Tagesordnung wurde bestätigt.
Übrigens wird per Handzeichen abgestimmt
Kurioserweise könnte es am Ende gar kein genaues prozentuelles Abstimmungsergebnis über den Pakt geben, denn abgestimmt wird einfach per Handheben. Nachgezählt werde eigentlich nur, wenn sich kein eindeutiges Bild daraus ergibt, hieß es seitens der Partei. Eventuell werde man sich aber auch noch einen anderen Modus überlegen.
Laut Statut der Grünen reicht für das Eintreten in die Koalition die einfache Mehrheit der Delegierten, deshalb habe man diesmal auf das Anmieten einer elektronischen Abstimmungsanlage verzichtet, hieß es. Verlangt werden kann aber auch eine geheime Abstimmung mit Stimmzetteln, was für ein klareres Ergebnis sorgen würde.
Jetzt geht's los!
Der 42. Bundeskongress der Grünen ist gestartet. Die Delegierten haben das Präsidium des Kongresses bestätigt.
Der #buko20 beginnt, wir bestätigen das Präsidium.#türkisgrün pic.twitter.com/mIVcFDlMSj
— Stephan Bartosch (@stephanbartosch) January 4, 2020
272 Delegierte eingecheckt
Formsache: Die Grünen sind beschlussfähig - 272 der insgesamt 276 stimmberechtigten Delegierten sind da, verkündet das Sitzungspräsidium, das aus Nada Zerzer, Georg Prack und Jennifer Kickert, sowie Martina Berthold besteht.
Wifo-Leiter Badelt: "Kann sich nicht ausgehen mit dem Null-Defizit"
Ebenso wie der Chef des Instituts für Höhere Studien, Martin Kocher, vermisst auch der Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Christoph Badelt, Maßnahmen zur Finanzierung der im Regierungsabkommen genannten Pläne. Im Ö1-"Journal zu Gast" sagte Badelt, "insgesamt kann sich das nicht ausgehen mit dem Null-Defizit", selbst wenn man von einem Programm über fünf Jahre ausgehe.
Im Regierungsprogramm werde konkret gesagt, welche Entlastungen im Steuerbereich kommen sollen und welche Summen in den Verkehrsbereich investiert werden sollen, weniger konkret sei jedoch, wieviel über die CO2-Bepreisung hereinkommen soll, meinte Badelt. Außerdem könne nur ein kleiner Teil dieser Einnahmen zur Finanzierung der anderen Maßnahmen herangezogen werden, weil man Mittel zur Kompensation für sozial Benachteiligte benötige und der Einstieg in die CO2-Bepreisung nur langsam erfolgen könne.
ÖSTERREICH-Politik-Insiderin schreibt aus Salzburg: "Nicht nur der erweiterte Vorstand der Grünen hat dem Regierungsübereinkommen einstimmig abgesegnet, auch der grüne Klub sagte zu 100% ja. Die sind beim heutigen Bundeskongress auch alle stimmberechtigt."
Letzte SPÖ-Appelle an die Grünen
Unmittelbar vor Beginn des Grünen Bundeskongresses hat die SPÖ noch einmal an die Öko-Partei appelliert, der ÖVP das Stoppschild aufzustellen und auf den Weg des sozialen Ausgleichs zurückzukehren. "Es kann nicht sein, dass man den sozialpolitischen Mantel bei Eintritt in eine Regierung abgibt", sagte der stellvertretende SPÖ-Klubchef Jörg Leichtfried.
In einer Aussendung kritisiert er neuerlich Milliardengeschenke an Großkonzerne und Aktionäre zu Lasten der Arbeitnehmer im Regierungsprogramm und sah den sozialen Ausgleich in Österreich gefährdet. SPÖ-Klimaschutzsprecherin und SJ-Vorsitzende Julia Herr befürchtet, dass sich die von den Grünen gesteckten Ziele in Sachen Klimaschutz schnell in Luft auflösen würden, weil es keine Gegenfinanzierung für die geplanten Maßnahmen gebe und das ÖVP-geführte Finanzministerium nicht genügend Geld dafür bereitstellen werde.
Für den FSG-Vorsitzende im ÖGB, Rainer Wimmer, ist das Regierungsprogramm aus gewerkschaftlicher Sicht "mehr als enttäuschend". Trotz einiger guter Ansätze gebe es vor allem für Arbeitnehmer kaum Verbesserungen. Die "Grauslichkeiten" der türkis-blauen Vorgängerregierung, wie der 12-Stunden-Tag, die Benachteiligung der Arbeitnehmer in der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) oder bei der Karfreitags-Regelung würden nicht korrigiert, beklagte Wimmer.
ORF-Satiriker ist auch vor Ort
Peter Klien wurde gesichtet. Der Satiriker hat sich unter die Delegierten gemischt und macht fleißig Interviews:
Auch andere Gefahren lauern auf Schritt und Tritt. Hier beobachten wir, wie sich ein wildes Klien gnadenlos auf das nächste willige Opfer stürzt. #buko20 pic.twitter.com/zapIRgmau1
— Stefan ???? Soher (@squadrat) January 4, 2020
Die Plätze füllen sich langsam
Der Bundeskongress steht unter dem Motto "Mutig in die Zukunft" - in wenigen Minuten soll der Auftakt folgen.
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Mit Bauchweh zu "Ja"
Unter jenen, die sich - wenn auch mit Bauchweh - zu einem Ja deklarierten, waren Personen, von denen auch anderes zu erwarten gewesen wäre: Etwa Niki Kunrath von der als besonders kritisch geltenden Wiener Landesorganisation oder auch einzelne Repräsentanten der Grünen Jugend. Ablehnung dürfte es wohl von den Minderheitenvertretern des "10. Bundeslands" geben.
Erste kritische Stimmen
Beim Eintreffen in der Früh waren durchaus auch kritische Stimmen zu vernehmen, die sich daran stießen, dass die Grünen für das Bündnis mit der ÖVP über ihre Schmerzgrenze gegangen seien. Doch selbst die ehemalige ÖH-Vorsitzende Viktoria Spielmann, die im Vorfeld via Social Media ihr ablehnendes Stimmverhalten angekündigt hatte, ging vor Journalisten davon aus, dass es insgesamt eine breite Zustimmung zu dem Pakt geben werde.
"Dennoch komme ich nicht umhin, dass sich diese Koalition grundlegend falsch anfühlt. Ich kann diesem Regierungsprogramm aus den oben genannten Gründen und aufgrund meiner Haltung nicht zustimmen."
Nach reiflichen Überlegungen und der Lektüre des 330 Seiten langen Regierungsprogramms hab ich mir für den Bundeskongress morgen eine Meinung gebildet und hier ausführlich begründet. Ich habe mir meine Entscheidung nicht einfach gemacht. https://t.co/OW5lw5l4R6
— Vicky Spielfrau (@VickySpielfrau) January 3, 2020
Was am Vormittag passierte
Der Vormittag bei dem Kongress in Salzburg war der Information der Delegierten gewidmet, die Verhandler standen Rede und Antwort. Der offizielle (und auch medienöffentliche) Teil beginnt erst um 13 Uhr. Zunächst hält Bundessprecher (und Vizekanzler in spe) Werner Kogler eine Rede. Dann folgt die Präsentation des Pakts und (nach einer Debatte) die Abstimmung darüber. Auch der Rest des Regierungsteams darf sich dann präsentieren, bevor sich alle fünf ebenfalls dem Votum der Delegierten stellen.
Willkommen zum oe24-LIVETICKER!
Die Grünen entscheiden heute über das Eintreten in eine Koalition mit der ÖVP. Am Wort ist der Bundeskongress, das höchste Gremium der Partei, mit mehr als 270 stimmberechtigten Delegierten. Selbst Kritiker, die sich an den großen Zugeständnissen etwa im Migrations- oder Sicherheitsbereich stießen, rechneten mit einem Ja in den Abstimmungen am Nachmittag.