Ein Jahr Ibiza-Skandal

Gudenus: "Habe mir das Video niemals angeschaut"

09.05.2020

Ein Jahr nach Ibiza startet die parlamentarische Aufklärung der Affäre. Die Prozesse laufen noch.

Zur Vollversion des Artikels
© Der Spiegel
Zur Vollversion des Artikels

Wien. Anfang Mai 2019 war noch alles Eitel Wonne bei den Blauen. Der Vizekanzler hieß Heinz-Christian Strache, der Innenminister Herbert Kickl und der FPÖ-Klubchef Johann Gudenus. Nach der Veröffentlichung des Videos, in dem Strache und Gudenus auf Ibiza mit einer vermeintlichen russischen Oligarchin etwa über Spendenkonstruktionen und Wasserprivatisierungen sprachen, änderte sich alles schlagartig.

Strache und Gudenus sind Geschichte. Jetzt erst startet die parlamentarische Aufklärung in einem U-Ausschuss. Die beiden Hauptprotagonisten sollen als erste Zeugen am 4. Juni geladen werden. Das wird am kommenden Mittwoch nach dem Plenum beschlossen.

Auch die Ermittlungen laufen noch: zu Spenden, Spesen, Posten und Hintermännern.

Gudenus: »Habe mir das Video niemals angeschaut«

oe24.TV: Wie sehen Sie diesen 17. Mai 2019 mit einem Jahr Abstand?

Johann Gudenus: Es ist ein schräges Jubiläum. Am 17. Mai wurde dieses Video sehr selektiv über deutsche Medien lanciert. 10 Tage davor wusste ich, dass es da ­irgendwas geben soll.

oe24.TV: Haben Sie gewusst, dass es eine Bombe sein wird?

Gudenus: Es war nicht ganz klar, weil dieser Abend in Ibiza schon in Vergessenheit geraten war. Man war ja nicht ganz nüchtern. Frei nach Falco: Wer sich an Ibiza erinnern kann, war nicht dabei.

oe24.TV: Wie war das am 17. Mai um 18 Uhr, als das Video online gegangen ist?

Gudenus: Ich war im Vizekanzleramt. Wir saßen im Büro von Strache, um diverse Überlegungen zu machen, nicht, um das Video anzuschauen. Das habe ich bis heute nicht gesehen.

oe24.TV: Wieso haben Sie sich das nicht angeschaut?

Gudenus: Es sind an diesem 17. Mai alle in den Raum gegangen, in dem das gelaufen ist. Ich habe mich umgedreht.

oe24.TV: Sie haben im Video über Spenden gesprochen.

Gudenus: Was wir gesagt haben, machen andere schon seit Jahrzehnten.

oe24.TV: Habt ihr nur geredet oder auch getan? Das Kassieren der Spenden?

Gudenus: Das ist, glaube ich, nicht verboten.

oe24.TV: Sie haben, was das Ibiza-Video angeht, kein wirkliches Unrechtsbewusstsein?

Gudenus: Was das Rechtliche angeht, ist alles eingestellt bis auf das Vereinsverfahren. Und da weiß ich, dass ich nichts Böses getan habe. Das wird sich hoffentlich noch herausstellen.  

Zur Vollversion des Artikels