Alt-Landeshauptmann

Günther Platter feiert 70. Geburtstag

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Tirols Altlandeshauptmann feiert am 7. Juni seinen 70. Geburtstag.

Zuletzt war er fast schon der "ewige Günther". 14 Jahre lang regierte Günther Platter Tirol, bis er 2022 in einer durchdachten Hauruck-Aktion den Staffelstab übergab. Rund 20 Jahre lang - inklusive der Zeit als Verteidigungs- und Innenminister - schlug er sich geschickt durch das Dickicht der absoluten Spitzenpolitik und legte eine der bemerkenswertesten und überraschendsten Polit-Karrieren hin. Am 7. Juni wird der lang unterschätzte ÖVP-Altlandeshauptmann 70 Jahre alt.

Er sei "sehr zufrieden" mit seiner derzeitigen Lebenssituation, sagte Platter im APA-Interview anlässlich seines bevorstehenden "Runden", den er im "privaten, kleinen Kreis" begehen wird. "Ich muss ehrlich sagen: Ich hätte nicht gedacht, dass es so angenehm ist, nicht mehr in der Tagespolitik tätig sein zu müssen. Ich habe ein bisschen mehr Zeit für die Familie, die Enkelkinder. Opa sein ist schön", bekannte der musikbegeisterte Oberländer, der sich - nicht zuletzt angesichts regelmäßiger sportlicher Aktivität - "fitter denn je" fühlt.

Pensionist Platter

Obwohl "auf dem Papier Pensionist", gehe er - wie angekündigt - einigen ehrenamtlichen Tätigkeiten nach, die "mir viel bedeuten, eine Herzensangelegenheit sind." So etwa als Obmann der von ihm gegründeten Aktion "Netzwerk Tirol hilft", die unverschuldet in Not geratene Menschen unterstützt. Oder als Präsident des Innsbrucker Alpenzoos sowie - seit neuestem - als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Venetbahn in seiner Oberländer Heimat.

Seine kürzlich bekannt gewordene Tätigkeit als Unternehmensberater spiele sich hingegen nur "im kleinen Bereich ab, wo ich meine Erfahrung einbringen kann", so Platter. Sie hänge damit zusammen, dass es ihm wichtig sei, dass auch "steuerlich alles klar geregelt ist." "Lobbyist" sei er keinesfalls: "Davon distanziere ich mich klar. Ich traue mich zu behaupten, dass ich einen ordentlichen Ruf im Land Tirol habe."

"Unterschätzter eifriger Umsetzer" 

"Unterschätzter eifriger Umsetzer" - unter diesen Titel würde er selbst seine politische Laufbahn stellen, so der Ex-Landeshauptmann im Rückblick. Nur Eduard Wallnöfer, der legendäre Landeshauptmann und Tiroler ÖVP-Ahnherr, regierte länger - nämlich 24 Jahre lang. Was politische Machtpositionen anbelangt, hat kaum ein Tiroler Schwarzer eine solche Karriere hingelegt wie der gelernte Buchdrucker und Gendarm aus Zams im Oberland. Er hat viele Lügen gestraft mit seinem Erfolg und politischem Werdegang. Solche, die ihn unterschätzt und manchmal auch - hinter vorgehaltener Hand - belächelt und sich ihm intellektuell überlegen gefühlt haben.

Platters größter politischer Triumph liegt mehr als sechs Jahre zurück: Bei der Landtagswahl am 25. Februar 2018 legte die ÖVP, nach einem ganz auf den Landeshauptmann zugeschnittenen Wahlkampf (und im Sog der Sebastian Kurz-Euphorie) um 4,91 Prozentpunkte zu und erreichte 44,26 Prozent.

Erste Landtagswahl

Fünf Jahre zuvor, vor seiner ersten Landtagswahl als Landeshauptmann im Jahr 2013, war Platter bereits knapp vor dem Aus gestanden. Eine bürgerliche Gegenliste formierte sich, die ÖVP schien in ein Debakel zu schlittern. Doch der schwarze "Super-Gau" mit Sturz Platters wurden abgewendet. Er fuhr mit 39,35 Prozent das bis dahin schlechteste Ergebnis der Tiroler Schwarzen ein, der große Absturz blieb jedoch aus. Mit der Installierung der ersten schwarz-grünen Koalition nach der Landtagswahl erfand sich der Landeshauptmann dann quasi neu. Der bis dahin oft hölzern wirkende Platter war teilweise wie ausgewechselt, leichtfüßiger.

Platter war kein großer einnehmender Redner, kein intellektueller Quer- und Vordenker mit visionärem Programm. Aber der auch beim politischen Gegner als umgänglich geltende Oberländer mit kernigem Dialekt spielte seine Trümpfe aus, die da lauteten: Bodenständigkeit, Fleiß, Sachlichkeit, Volksnähe, politisches Gespür. Mit diesem Rüstzeug beackerte er auch die landespolitischen Themen, tarierte parteiinterne Konflikte aus, ließ die Transit-Muskeln spielen, sorgte für großteils stabile Landesfinanzen. Wenngleich große inhaltliche Reformen laut politischen Beobachtern weitgehend ausblieben. Bundespolitisch verstand er es im Laufe der Amtszeit zunehmend, sich Gehör zu verschaffen.

Im Auge des Orkans

Eine Zäsur stellte letztlich der Beginn der Corona-Pandemie und der einhergehenden Maßnahmen im Jahr 2020 dar. Platter stand im Auge des Orkans, Tirol - Stichwort Ischgl - schlitterte in die internationalen Negativschlagzeilen. Das Corona-Krisenmanagement wurde in der Luft zerrissen. Der Druck war dem Landeschef anzusehen, das von ihm geliebte politische Spiel war kein Spiel mehr. Die Landeshauptleutekonferenz am Achensee im November 2021 mit dem Ergebnis Lockdown und Impfpflicht, gegen das er sich ursprünglich stemmte, sowie darauffolgende Beschimpfungen und Drohungen gaben den Rest. Der Entschluss zum Rückzug reifte und wurde im Juni 2022 vollzogen. Es gelang ein letzter Coup: Er hob seinen Vertrauten Anton Mattle auf das Schild, der es letztlich - trotz sich gewaschener Wahlniederlage - in den Landeshauptmann-Sessel schaffte.

Wer ist Günther Platter?

Günther Platter wurde am 7. Juni 1954 in Zams geboren. 1969 begann er eine Buchdruckerlehre, die er vier Jahre später mit der Gesellenprüfung abschloss. Zwei Jahre lang übte Platter den Beruf des Buchdruckers aus, ehe er 1976 seine Tätigkeit als Exekutivbeamter aufnahm, die er bis 1994 ausübte. 1978 heiratete er, der Ehe entstammen zwei Söhne.

In den 1980er-Jahren startete Platter seine Karriere, zuerst als Gemeinderat (1986-1989), dann als Bürgermeister von Zams (1989-2000). 1994 kam er als Nationalratsabgeordneter nach Wien, ging 2000 als Sport- und Kulturlandesrat zurück nach Tirol, wurde dort ÖAAB-Chef und unterlag Herwig Van Staa in einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz, was seine zweite Wiener Periode einleitete.

Von 2003 bis 2007 war er Verteidigungsminister unter Wolfgang Schüssel (mit Bundesheerreformkommission und Verkürzung des Wehrdienstes auf sechs Monate), von 2007 bis 2008 Innenminister im Kabinett von Alfred Gusenbauer. Dort geriet er im Zuge der Causa Arigona Zogaj ins Schussfeld. 2008 löste Platter Van Staa nach dessen Wahlniederlage als Landeshauptmann und später auch als Parteichef ab. Und blieb beides 14 Jahre lang.

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