"Jugendtorheiten"
Gusenbauer verteidigt Strache
22.01.2007
Nachdem Strache nicht ausgeschlossen hatte, das es ein Foto gäbe, das ihn mit "Hitlergruß" zeigt, stellt sich Bundeskanzler Gusenbauer hinter den FPÖ-Mann.
Der Konflikt zwischen FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache und Mandatar Ewald Stadler ist zumindest nach außen hin ausgeräumt. Doch der Konflikt zwischen Strache und Stadler gärt weiter - denn die Foto-Causa ist noch nicht abgeschlossen.
Bilder mit "Hitlergruß"
Auf mögliche weitere
Skandal-Fotos angesprochen hat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Dienstag
Abend in der "ZiB2" nicht explizit ausgeschlossen, dass es Bilder
von ihm mit Hitlergruß geben könnte. Er könne sich das nicht vorstellen,
wenn, sei das eine "dumme Provokation" gewesen. Er habe aber
nichts mit NS-Ideologie zu tun und sich davon immer distanziert, so Strache.
Auch von einem angeblichen Foto mit einem "richtigen Gewehr" wisse
er nichts, "wenn, dann ein Spielgewehr, das kann ich nicht beurteilen".
"Junger dummer Bub"
Er habe nie etwas verbrochen. "Ich
war ein junger dummer Bub", rechtfertigte Strache die umstrittenen
Bilder, auf denen er bei angeblichen Wehrsportübungen bzw. nach eigener
Darstellung bei einem "Gotcha"-Spiel zu sehen ist. Jedenfalls
könne es "andere blöde Juxfotos" von ihm geben.
Gusenbauer: Jugendtorheiten
Indes zeigte sich Bundeskanzler
Alfred Gusenbauer (S) am Mittwoch nach dem Ministerrat überraschend mild:
Gusenbauer sprach von "Jugendtorheiten", aus denen man "Strache
keinen Strick drehen" dürfe. "Wichtig ist, wie er heute dazu
steht", forderte Gusenbauer von FP-Chef ein klares Bekenntnis zur
Demokratie und eine Verurteilung der NS-Verbrechen ein.
Keine katholische Parteiinstitution
Zurück zur FPÖ-Klubklausur.
Stadler hat sich mit seiner Forderung nach einer eigenen katholischen
Parteiinstitution nicht durchgesetzt. Am Rande der Klausur war jedenfalls
von mehren Seiten zu hören, dass Stadler keine Mehrheit hinter sich hatte.
Er darf sich um das "katholische und wertkonservative"
Wählerpotenzial lediglich im Rahmen der neuen Bildungseinrichtung kümmern.
Partei steht hinter Strache
Einen Zusammenhang zwischen den in
der Öffentlichkeit aufgetauchten Fotos, auf denen Strache bei angeblichen
Wehrsportübungen bzw. nach eigener Darstellung beim "Gotcha"-Spiel
mit Mitgliedern des Pennälerrings in Kärnten zu sehen ist, und der von
Stadler geforderten Institution wollte Strache nicht sehen. Er hatte Stadler
vorgeworfen, die Bilder in Umlauf gebracht zu haben und ihm mit
Parteiausschluss gedroht. Heute sprach er nur mehr von zwei
unterschiedlichen Fragen, die im Raum gestanden seien.
"Gotcha"-Spiele
In Anspielung auf Fotos von
angeblichen Wehrsportübungen, die Auslöser der Krise waren, meinte Strache
in seiner Rede, "kein Problem mit Waffen zu haben" und "leidenschaftlich
gerne gedient zu haben". Nach dem Bundesheer sei sein Verlangen nach
solchen Spielen allerdings gestillt gewesen, so Strache, der die
umstrittenen Fotoszenen als harmlose "Gotcha"-Spiele rechtfertigt.
Die Skandal-Fotos
Auslöser der FPÖ-Querelen sind Fotos, auf
denen Strache angeblich bei Wehrsportübungen bzw. nach eigener Darstellung
beim "Gotcha"-Spiel mit Mitgliedern des Pennälerrings in Kärnten
zu sehen ist.
Die Fotos von den Wehrsport-Übungen
Strafrechtlich nicht relevant
Die alten Fotos waren auch Sonntag
Thema in der ORF-Sendung "Offen gesagt". Ausgeschlossen hat
Strache in der Diskussion, die sich zu einem guten Teil um Rechtsextremismus
und Neonazis drehte, dass es Fotos gibt, auf denen er in einschlägigen Posen
zu sehen ist. Die bekannten Fotos sind strafrechtlich nicht relevant. Darin
waren sich die Anwälte Alfred J. Noll und Peter Fichtenbauer - er ist auch
FPÖ-Abgeordneter - einig. Es gebe "keine Anzeichen von
Wiederbetätigung", so Noll.
Vertuschung der Gesichter
Wolfgang Neugebauer vom
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes forderte Strache auf,
die Fotos "offen", also ohne die Gesichter der anderen
Abgebildeten unkenntlich zu machen, vorzulegen. Strache sei 1989 bei bei
einem Vortrag des britischen Holocaust-Leugners David Irving gewesen und
seit damals auch mit Andreas Thierry, einer "Kernperson des
Rechtsextremismus" bekannt und stehe im Telefonbuch des ehemaligen
VAPO-Aktivisten Franz Radl. "All das" wolle er mit der
Anonymisierung vertuschen, hielt Neugebauer Strache vor.
Der FPÖ-Chef ging auf diese Aufforderung nicht ein, bekräftigte später aber, dass die anderen jungen Männer damals alle unbescholten gewesen seien und er für spätere Straffälligkeiten nicht verantwortlich gemacht werden könne.
Foto-Reportage aus den 80ern
Fotos von einer "Vapo"-Wehrsportübung
- angeführt vom Neo-Nazi-Führer Gottfried Küssel - rücken die "Jux-Bilder"
von Strache immer mehr in den rechtsextremen Bereich. Der
ÖSTERREICH-Fotograf Erich Reismann dokumentierte in den Jahren 1987-89 die
Wehrsportübungen der "Vapo" in Langenlois. Die Fotos sorgten
damals für großes politisches Echo und führten zu einer Verbots-Diskussion
der "Vapo". Die Fotos ähneln Straches harmlosen Gotcha-Spielen:
Von den Unifromen über die Schlagstöcke bis zu den Gürtelschnallen finden
sich zahlreiche Parallelen.