SPÖ-Klausur
Gusenbauer verzichtet auf direkte Attacken
08.10.2007
Die Themenschwerpunkte lagen in Kärnten auf Bildung und Familie. Doch die Abschiebungsdebatte dominierte.
Im Gegensatz zu ÖVP-Obmann Vizekanzler Wilhelm Molterer hat SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer bei der roten Klubklausur in Villach auf offenen Attacken auf den Koalitionspartner bewusst verzichtet. Hatte Molterer in seiner Grundsatzrede bei der ÖVP-Klubtagung in Richtung Kanzler gemeint, "Moderation reicht nicht", setzte Gusenbauer bei seiner Rede demonstrativ auf Sachlichkeit und philosophierte etwa über "Innovationsgesellschaften" und Chancengleichheit.
"Qualitative Änderung"
Österreich sei ein reiches
Land, aber "an der Spitze wird die Luft dünn". Um das hohe
Niveau zu halten, bedürfe es einer "qualitativen Änderung"
von einer "Anwendung- zu einer Innovationsgesellschaft", so
Gusenbauer. Der Weg dorthin führe über drei Prinzipien, die sich durch alle
Politikfelder durchziehen müssten: Chancen- und Leistungsorientierung sowie
soziale Fairness.
Veränderung der Bildungspolitik
In der Bildungspolitik
bedeute das mehr Chancen für Kinder und Jugendliche und in der praktischen
Umsetzung mehr Möglichkeiten für Kinderbetreuung, dass alle Kinder über
ausreichend Deutschkenntnisse verfügen und die Lehrkräfte genügend Zeit für
individuelle Betreuung hätten. Die ständige Selektion werde am Ende dazu
führen, dass es künftig noch weniger Akademiker gebe, plädierte Gusenbauer
indirekt für die Gesamtschule.
Wohlstandsgesellschaft als Ziel
Ziel sei eine
Wohlstandsgesellschaft in "Harmonie und Balance", in der mehr
Menschen am Reichtum teilhaben. Die "Antagonismen der Gesellschaft"
müssten in eine Einheit gebracht werden. "Zu glauben, es ist die
Integration des Unterschiedlichen durch die Spaltung möglich, ist eine
Illusion." Es sei auch eine Illusion zu glauben, dass man dauerhaft
Lebenssicherheit geben können, wenn man Menschen ausgrenze. Es gehe darum,
die vielen Gegensätze in positive Art und Weise aufzulösen, so Gusenbauer
ganz abstrakt.
Berger für Justizanwalt
Eigentliches Thema am zweiten Tag
der Klausur war die Justizpolitik. Ministerin Berger sprach sich dabei
neuerlich gegen die Schaffung eines Justizanwalts aus. Dieser ist ihrer
Ansicht nach verfassungsrechtlich "äußerst bedenklich". Gelobt wurden von
Berger hingegen die geplanten Justiz-Ombudsstellen.
Caps Klausur-Bilanz war trotz der aktuellen Asyl-Debatte sehr zukunftslastig. Er sprach von "Signalen in Richtung Zukunft", einer "Zukunftskompetenz" der SPÖ, einem gemeinsamen "Angehen der Zukunft" und einem "Führungsanspruch der SPÖ".