Während der Kanzler gestern in Richtung Urlaub jettete, eskaliert die Führungsdebatte in der SPÖ
Freitagnachmittag kehrte die österreichische Delegation vom EU-Gipfel in Brüssel nach Wien zurück – nicht mit dabei: Bundeskanzler Alfred Gusenbauer.
Wie ÖSTERREICH erfuhr, soll der Kanzler direkt von Brüssel in Richtung Spanien abgehoben haben. Seine Lebensgefährtin Eva Steiner und Tochter Selina wollen heute in Madrid eine Picasso-Ausstellung besuchen.
Traditionell verbringt Gusenbauer seit Jahren seinen Osterurlaub im noblen Marbella.
Zurück zum Wochenbeginn
Am Montag und Dienstag wird
Gusenbauer allerdings wieder zurück in Wien erwartet. Begreiflich, ist doch
für Gusenbauer derzeit ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für Urlaub. Denn in
der Zwischenzeit eskaliert die Führungsdebatte in der SPÖ: Als erster
SPÖ-Grande forderte Pensionisten-Chef Karl Blecha im Interview mit
ÖSTERREICH eine Trennung der Ämter von Parteivorsitzenden und Kanzler.
Voves als SP-Chef?
Hinter vorgehaltener Hand heißt es längst,
dass der Pensionistenverband zusammen mit drei Landesorganisationen und dem
Gewerkschaftsflügel seit Ende Jänner auf eine Ablöse Gusenbauers als
SPÖ-Vorsitzender hinarbeiten. Die Debatte ist im Fluss: War zuerst Salzburgs
Landeshauptfrau Gabi Burgstaller als neue SP-Chefin im Gespräch, so soll es
jetzt der steirische Landeshauptmann Franz Voves sein, der Gusenbauer
„entlasten“ soll.
Anfang vom Ende
Klar ist: Eine Abgabe des Parteivorsitzes wäre
eine große Schwächung Gusenbauers und wohl der Anfang vom Ende auch als
Bundeskanzler. Ähnliches zeigte sich bereits bei der Führungsdiskussion der
deutschen SPD: Tatsächlich bringen sich schon mehrere mögliche Nachfolger
ins Gespräch: So soll Ex-RTL-Chef Gerhard Zeiler längerfristige Ambitionen
auf den Chefsessel in der SPÖ-Zentrale haben – und in weiterer Folge
natürlich auf den Kanzlerjob. Gehandelt wird auch Minister Werner Faymann
– auch wenn der loyale Ex-Kollege Gusenbauers bei den Jusos gestern alle
Spekulationen zurückwies. Und auch Voves selbst sowie der Tiroler
Landes-SP-Chef Hannes Gschwentner versuchten gestern, die Obmanndebatte zu
stoppen.
Kein Glück im Urlaub
Ob das gelingt, ist fraglich.
Gusenbauer gerät mit seinen Urlaubsreisen immer wieder in arge Kritik: Über
Weihnachten weilte er in Vietnam – und wurde auf dem Flug dorthin in die
Business-Class upgegradet, obwohl er Economy gebucht hatte. Nach einem
Riesenwirbel zahlte er die Preisdifferenz nach. Und erst im Februar
unterbrach er seinen Lech-Urlaub nur kurz, obwohl die Koalitionsdebatte ums
Innenministerium eskalierte.