Am Montag präsentierte Gusenbauer sein neues Team: Silhavy wird neue Frauenministerin, Schieder Beamtenstaatssekretär.
Am Montagvormittag um 10.30 Uhr präsentierte SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer im Kanzleramt offiziell seine neuen Regierungsmitglieder. Die bisherige Staatssekretärin im Bundeskanzleramt Heidrun Silhavy übernimmt das Frauenministerium nachdem die bisherige Ressortchefin Doris Bures in die Bundesgeschäftsstelle der SPÖ zurückwechselt. Den Job Silhavys im Staatssekretariat erhält der Nationalratsabgeordnete Andreas Schieder, der künftig für Beamtenagenden und die Verwaltungsreform zuständig sein wird.
Silhavy weiter für Regionalpolitik zuständig
Silhavy
verliert laut Bundeskanzler Alfred Gusenbauer nur die Agenden für den
Öffentlichen Dienst, d.h. sie wird weiter für Regionalpolitik verantwortlich
zeichnen, dazu kommen eben als Hauptaufgabe der Bereich Frauen sowie die
Medien.
Kritik der Opposition
Sowohl von Seiten der Grünen als auch von
der FPö gab es Kritik an der Regierungsumbildung. Grünen-Frauensprecherin
Brigid Weinzinger meinte, die neue SPÖ-Spitze habe mit dieser Entscheidung
gleich wieder abgedankt. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl sprache von einem
"Abfallprodukt des gescheiterten Versuchs einer Lösung der SPÖ-Krise" und
BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz bezeichnete die beiden als neue
"Laiendarsteller" in der Regierung.
Kampf für den Papamonat
Silhavys erste Ankündigung: Sie
will den sogenannten Papamonat umsetzen. Lesen
Sie hier mehr zu ihren Vorhaben.
Schieder setzt auf Effizienz
Der designierte Staatssekretär
Schieder möchte im Bereich des öffentlichen Dienstes die Schwerpunkte auf
Effizienz, Modernität, Motivation und Gemeinsamkeit legen, wie er sagte.
Sein neues Amt bezeichnete er als große Herausforderung, die er mit großer
Freude annimmt.
Angelobung erst am Freitag
Die beiden marschierenallerdings
nicht am Mittwoch über den Wiener Ballhausplatz zu Bundespräsident Heinz
Fischer, um angelobt zu werden, das tut Alfred Gusenbauer allein - um ihm
die Besetzung vorzuschlagen. Der Angelobungstermin findet erst im Laufe der
Woche, vermutlich am Freitag, statt.
Umbau in der ÖVP
Der Grund: Die ÖVP hat darum gebeten zu
warten. Denn nicht nur in der SPÖ stehen Rochaden an. Bei den Roten
übernimmt die bisherige Staatssekretärin Heidrun Silhavy die Agenden von
Doris Bures, weil diese von Gusenbauer in die Parteizentrale abkommandiert
wurde. Der Nationalratsabgeordnete Andreas Schieder wiederum folgt Silhavy
nach.
Lang statt Platter
Bei den Schwarzen dagegen ist noch unklar,
wie die Zukunft von Innenminister Günther Platter aussieht. Sein Traum,
Tiroler Landeshauptmann zu werden, könnte sich bald erfüllen. Am Dienstag
ist Parteivorstand der Tiroler ÖVP. Übersiedelt Platter tatsächlich nach
Tirol, könnte Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts und
Vize-Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, nachrücken.
Oder Pröll statt Platter
Die Alternative wäre
Umweltminister Josef Pröll, der sein Profil im Innenministerium schärfen
will. Ihm solle dann die Tirolerin Anna Hosp nachfolgen. Doch sie ziert sich
und will in Tirol bleiben. Hintergrund: Niemand will für ein Intermezzo auf
einem Ministersessel in Wien Platz nehmen – schließlich stehen Neuwahlen vor
der Tür.
Neue Kompetenzen
Kanzler Gusenbauer plant eine weitere
Überraschung: Schieder soll neben Silhavys Verwaltungsagenden noch die
Beamten dazunehmen, für die bisher Bures zuständig war. Theoretisch könnte
der Kanzler dem ausgewiesenen Außenpolitikexperten Schieder, der über seinen
neuen Job gar nicht glücklich sein soll, auch Europaaufgaben übertragen.
Denn Schieder wird Staatssekretär im Bundeskanzleramt und könnte daher mit
allen Zuständigkeiten des Kanzlers betraut werden. Um ÖVP-Außenministerin
Ursula Plassnik nicht zu vergraulen, wird der Kanzler aber davon absehen.
Horrorszenario für Plassnik
Auch dass Schieder anstelle von
Hans Winkler als Staatssekretär direkt ins Außenministerium wechselt, wird
so nicht passieren. Plassnik wehrt sich dagegen, und die ÖVP würde für den
Tausch entweder den Posten von SPÖ-Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter
oder die Beamtenagenden fordern. „Das wäre beides ein Wahnsinn, darauf
dürfen wir uns nicht einlassen“, warnt ein SPÖ-Grande.