Die BZÖ- bzw. FPK-Politiker Petzner, Dörfler, Scheuch sollen Landesgelder für ihre Wahlwerbung genutzt haben. Die Anzeige dazu kam seinerzeit von der FPÖ.
Die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen führende Politiker der Kärntner Freiheitlichen wegen mutmaßlich illegaler Wahlkampffinanzierung. Basis dafür ist ironischerweise eine Anzeige der mittlerweile mit der FPK liierten Kärntner FPÖ. Im Visier der Ermittler stehen neben dem BZÖ-Abgeordneten Stefan Petzner auch die FPK-Politiker Landeshauptmann Gerhard Dörfler, sein Stellvertreter Uwe Scheuch und Finanzreferent Harald Dobernig. Das geht aus dem Auslieferungsansuchen der Korruptionsstaatsanwaltschaft an den Nationalrat hervor.
Landesgelder für BZÖ-Werbung
Der Verdacht lautet auf
Amtsmissbrauch und Untreue im Zusammenhang mit einer aus öffentlichen
Mitteln finanzierten Werbebroschüre, die kurz vor der Landtagswahl 2009 an
alle Kärntner Haushalte verschickt wurde. Für Ermittlungen gegen Petzner
braucht die Staatsanwaltschaft die Zustimmung des Nationalrats, da er (im
Gegensatz zu den drei Landesräten) durch seine parlamentarische Immunität
geschützt wird. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
"Wir bauen das neue Kärnten. Garantiert"
Die
Hochglanzbroschüre unter dem Titel "Wir bauen das neue Kärnten.
Garantiert" ging im Februar 2009 an rund 200.000 Kärntner Haushalte -
also wenige Tage vor der Landtagswahl, bei der das BZÖ nach dem Tod Jörg
Haiders um das politische Überleben kämpfte. Für Wirbel sorgte der
Werbefolder samt DVD schon damals, erinnerte das Design der aus
Landesmitteln finanzierten Broschüre doch frappierend an die Wahlkampflinie
des BZÖ, deren Spitzenpolitiker Dörfler, Scheuch und Dobernig darin auch mit
einem an die BZÖ-Plakate gemahnenden Foto abgebildet wurden. Inhaltlich
gestaltet wurde das "Standortmarketing-Projekt" (so die offizielle
Bezeichnung) von Stefan Petzner, damals auch BZÖ-Wahlkampfleiter.
Orangen-Slogan 9x verwendet
Kernpunkt der Kritik: Im Folder fand
sich insgesamt neunmal der BZÖ-Wahlslogan "Garantiert", auch
der Schriftzug und die schmale Kärntner Flagge ähnelten dem Logo des BZÖ in
seiner offiziellen Wahlkampagne 2009 und das in der Broschüre abgedruckte
Foto von Dörfler, Scheuch und Dobernig im Landtags-Wappensaal wurde auch für
BZÖ-Wahlplakate verwendet.
Gleiche Agentur
Auch die Korruptionsstaatsanwaltschaft beurteilt
die Broschüre überaus kritisch, wie aus dem Auslieferungsansuchen
hervorgeht: Durch die Verwendung des Slogans "Garantiert", durch
die optische Übereinstimmung und durch die Verwendung des Plakat-Fotos sei
die "positive Werbung für das Land Kärnten" auch ohne
konkreten Wahlaufruf mit einer politischen Partei verknüpft und so "auf
subtile Art" zur "Parteiwerbung" geworden. "Dass dies
nicht zufällig erfolgte, liegt auf der Hand, wurde doch der Auftrag für das
'Standortmarketing-Projekt des Landes Kärnten' derjenigen Agentur erteilt,
die auch mit der Wahlwerbung für das BZÖ betraut war und die offenkundig die
Werbemaßnahmen aufeinander abgestimmt hatte."
"Keine Wahlkampfbroschüre"
Die Gesamtkosten für
das Projekt lagen in der Größenordnung von rund einer halben Million Euro.
Aufgebracht wurde das Geld nach Angaben des Kärntner Finanzlandesrates von
fünf Landesgesellschaften - der Landesimmobiliengesellschaft, der
Klagenfurter Messe, der Flughafen Betriebsgesellschaft, der
Entwicklungsagentur und der Tourismus-Holding. Geld aus dem Budget hätten
die fünf Landesfirmen dafür nicht erhalten, so Dobernig. Außerdem sei die
Werbeaussendung nicht als Wahlkampfbroschüre zu werten, betonte der
FPK-Politiker.
Anzeige stammt von der FPÖ
Pikanterie am Rande: Dörfler,
Scheuch und Dobernig haben sich im Dezember des Vorjahres mit ihrer
Landespartei vom BZÖ abgespalten und sind wieder unter das bundespolitische
Dach der FPÖ zurückgekehrt. Basis für die nun geführten Ermittlungen der
Korruptionsstaatsanwaltschaft ist allerdings auch eine Anzeige der Kärntner
FPÖ vom Februar 2009. FP-Generalsekretär Herbert Kickl nannte die
Wahlkampfbroschüre im Februar 2009 einen "schweren und ganz
besonders dreisten Fall von Amtsmissbrauch". Für alle Beteiligten gilt
die Unschuldsvermutung.
FPK ortet "Schmutzkübelkampagne"
Die
Freiheitlichen in Kärnten weisen den Verdacht der illegalen
Parteienfinanzierung zurück: "Das Regierungsteam der
Freiheitlichen in Kärnten stellt klar, dass es keine wie auch immer geartete
Quer- oder Parteienfinanzierung oder illegale Wahlkampffinanzierung im
Zusammenhang mit Wahlkampfbroschüren gegeben hat." Bei den
aktuellen Vorwürfen handle es sich "um einen weiteren Versuch, die
gute Arbeit der Freiheitlichen zu diskreditieren, der sich letztendlich in
die lange Reihe der gescheiterten Schmutzkübelkampagnen einordnen wird".
Petzner: "Das machen alle anderen auch"
Der
BZÖ-Abgeordnete Petzner sieht die Ermittlungen als "politisches
Manöver" der Justiz wegen seiner Kritik am mangelnden
Ermittlungseifer in der Causa Hypo Niederösterreich. Die optische Anlehnung
von Regierungsinformationen an die Wahlkampflinie der jeweiligen Partei sei
keine Ausnahme, sondern die Regel, erklärt er. Als Beispiel nennt Petzner
den Wahlaufruf des Innenministeriums bei der EU-Wahl 2009 - dieser war statt
im übliche Grau im ähnlichen Blauton gehalten wie die damlige ÖVP-Kampagne.
Petzners Fazit: "Das machen alle anderen auch."
Ähnliche Beispiele gibt es laut Petzner etwa bei der Niederösterreichischen ÖVP sowie bei der Kärntner SPÖ, und auch im aktuellen steirischen Wahlkampf verwende ÖVP-Spitzenkandidat Hermann Schützenhöfer für seine Plakate jenes Logo, das er auch als Tourismusreferent benutze. "Was für das Land Niederösterreich, die SPÖ Kärnten und das Innenministerium zulässig ist, muss auch für das Land Kärnten zulässig sein", findet er. Außerdem seien diese Broschüre und das Wahlkampfmaterial von unterschiedlichen Werbeagenturen erledigt worden.
Ermittlungen auch in Richtung ÖVP und SPÖ
Und
tatsächlich ermittelt die Korruptionsstaatsanwaltschaft auch gegen
Verantwortliche der ÖVP und SPÖ. Zum einen werden von der KStA Vorgänge
während des EU-Wahlkampfs 2009 untersucht, als Folder des
ÖVP-Spitzenkandidaten Erwin Strasser aufgelegt wurden, die hinsichtlich
Layout und Aufmachung nahezu ident mit amtlichen Informationsbroschüren des
Innenministeriums waren. Die KStA prüft, ob Verantwortliche im
Innenministerium und damit Verantwortliche der ÖVP gegen das Strafgesetzbuch
verstoßen haben. Innenministerin Maria Fekter wird nicht als Beschuldigte
geführt. Der Verdacht der missbräuchlichen Verwendung von Steuergeldern
richtet sich gegen unbekannte Täter. Was die SPÖ betrifft, wird gegen
Repräsentanten der Kärntner Regionalpolitik ermittelt.