Auch Wiener Bürgermeister sagt: Lehrer sollen zu den Ländern.
Auf dieses Interview hat Erwin Pröll sehnsüchtig gewartet – und Claudia Schmied hat es gefürchtet. Im ÖSTERREICH-Interview erklärt der mächtigste Mann der SPÖ, Wiens Bürgermeister Michael Häupl eindeutig: „Ja, ich teile die Meinung von Erwin Pröll, dass die Lehrer in Länderkompetenz kommen sollen.“ Und er fügt dezidiert hinzu: „Das ist definitiv die Meinung aller Landeshauptleute. Wir haben einen einstimmigen Beschluss, an dem es nichts zu deuteln gibt.“
Damit ist der seit Wochen mit vielen Emotionen ausgetragene Kampf zwischen NÖ-Chef Pröll und Ministerin Schmied (vor)entschieden.
"Verstehe ganze Aufregung nicht"
Häupl ist im ÖSTERREICH-Interview bewusst um Deeskalation bemüht: „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht – jede Bildungsdiskussion wird in Österreich sofort zu einer hysterischen Lehrer-Diskussion. Es geht in Wahrheit um eine große, wichtige Schuldiskussion, die wir führen müssen. Da geht es um die große Schulreform, die selbstverständlich der Bund und das Ministerium vorgeben müssen und werden. Dann geht es auch um mehr Schulautonomie für die einzelnen Schulen und Direktoren. Und dann geht es um die Vollziehung der Schulverwaltung – und die soll bei den Ländern liegen.“
Häupl will zwischen Schmied und Pröll vermitteln
Häupl will einen „vernünftigen Kompromiss“. Er sagt: „Gesprächsverweigerung wäre in der jetzigen Situation Irrsinn. Bund und Länder sollen gemeinsam eine Schul- und Bildungsoffensive starten. Das wird ja möglich sein, dass sich erwachsene Menschen an einen Tisch setzen.“
Der Bürgermeister hat sein Szenario für die Bildungsreform fertig im Kopf: „Erstens: Der Bund soll alle Bildungsgesetze machen – Lehrer-Dienstrecht, Lehrpläne, alles einheitlich.“
„Zweitens: Die Vollziehung der Schulverwaltung soll vollständig zu den Ländern kommen – damit auch die Verwaltung der Lehrer; der Bund soll aber ein stärkeres Kontrollrecht bekommen.“
„Drittens: Als Teil des Kompromisses soll die Obergrenze für den Schulversuch der Neuen Mittelschule fallen. Jedes Land soll so viele Neue Mittelschulen betreiben, wie es für richtig hält.“
Für Häupl ist das Ziel klar: „Sobald die Grenze für Schulversuche fällt, werden wir in Wien flächendeckend für alle 10- bis 14-Jährigen die Neue Mittelschule einführen.“