Maiaufmarsch
Häupl startet Wahlkampf in Wien
30.04.2015
Mehr als 100.000 Teilnehmer bei Kundgebung am Rathausplatz.
Politattacken am Tag der Arbeit: Im Superwahljahr wird der politischste aller Feiertage genutzt, in den Wahlkampf zu starten.
Die Wiener SPÖ marschierte traditionell am Rathausplatz auf, Zehntausende Rote kamen. Laut Wiener Landespartei nahmen mehr als 100.000 Menschen an dem Aufmarsch teil.
Faymann warnte vor Bequemlichkeit
Sie erlebten bei angenehmen frühlingshaften Temperaturen eine Art inoffiziellen Wahlkampfauftakt. Bundeskanzler und Bundesparteichef Werner Faymann warnte vor allzu großer Bequemlichkeit: "Wir wissen alle sehr genau, die Dinge, die man hat, ist man gewohnt." Ausländische Gäste würden sich bei ihm jedoch oft erkundigen, wie es möglich sei, das Wasser nicht zu privatisieren, die Kinderbetreuung flächendeckend anzubieten und für Ältere entsprechend zu sorgen.
"Die Antwort ist einfach, wir schaffen das in Wien, nicht weil wir uns auf andere Parteien verlassen können, sondern weil wir uns auf Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, auf dich, lieber Michel, verlassen können", würdigte er den Wiener Bürgermeister und SPÖ-Landesparteiobmann Michael Häupl.
Häupl zu Schelling: "Lassen sie uns unseren Job machen"
Häupl erteilte in seiner Rede wiederum Überlegungen von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP), der über eine Mitsprachemöglichkeit bei Investitionen der Länder nachgedacht hat, eine Absage.
"Herr Finanzminister, lassen sie uns einfach unseren Job machen. Wir wissen, was wir zu leisten haben, um die Zukunft der Bildung in dieser Stadt zu sichern. Wir tragen mehr als das übliche Scherflein dazu bei. Wir wissen, wie wir das Gesundheitssystem in dieser Stadt zu sichern haben. Lassen sie uns diese Investitionen einfach machen", ersuchte er den Minister. Nötig sei dazu eine Millionärssteuer. Dann könne auch der Minister sicher sein, dass seine Enkelkinder in einer "ganz wunderbaren Stadt" leben werden: "Auch wenn sie dann gelegentlich hinausfahren in das Weingut nach Niederösterreich, das sie geerbt haben von ihnen, um dort bei der Feldarbeit zumindest zuzuschauen, damit sie wissen, wie Arbeit ausschaut."
"Wir brauchen uns vor niemanden fürchten", versicherte Häupl den Kundgebungsteilnehmern. Der Bürgermeister prophezeite ein "tolles Wahlergebnis", mahnte aber zugleich Engagement im Wahlkampf ein: "Fünfeinhalb Monate haben wir noch bis zur Wiener Wahl. In diesen fünfeinhalb Monaten geht es darum, dass wir uns mit den Wünschen und Ängsten und Sorgen und Sehnsüchten der Menschen in dieser Stadt auseinandersetzen." Man könne nicht alles versprechen und umsetzen, die SPÖ habe aber "den Mut und den Eifer und den Willen dazu", soziale Gerechtigkeit für möglichst viele Menschen zu schaffen.
Wahlkampftöne von Brauner
Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ) schoss sich bei ihrer Rede auf FPÖ und Grüne ein. Die FPÖ könne "nur hetzen und hussen" und stehe "für Hass und Konfrontation". Die Grünen dagegen würden nur auf das Fahrrad setzen und ihre "grüne Kollegin" Maria Vassilakou um "teures Geld einen autofreien Ring planen", so Brauner.
Auf den von den Bezirksdelegationen mitgebrachten Transparenten wurden die wichtigsten Forderungen der Sozialdemokraten unterstützt. Doch auch so manch kritischer Spruch war zu lesen, etwa auf einem Plakat der Sozialistischen Jugend, die den Wiener Vorwahlslogan "Für Wien brauchst a G'spür" zitierte: "Einsparungen statt Vermögenssteuern? Für linke Politik fehlt euch a G'spür." Und zu dem in den Reden nicht angesprochenen Thema Bootsflüchtlinge hieß es: "Reiche schwimmen im Geld. Flüchtlinge ertrinken im Meer. Was tut ihr?"