Ohne baldige Einigung auf den KV will er das Geld anders verwenden.
ÖVP-Wissenschaftsminister Johannes Hahn reicht es, dass beim geplanten Kollektivvertrag für die Universitäten nichts weitergeht. Er stellt Rektoren und Gewerkschaft ein Ultimatum: "Beide Seiten haben immer erklärt, sie möchten bis Ende März, Anfang April Klarheit haben. Ich schließe mich dem mittlerweile an und erwarte mir von beiden KV-Parteien eine Klarstellung." Und Hahn deutet an, das für den KV reservierte Geld auch anders verwenden zu können: Es gebe viele, "die sich freuen würden, wenn man das Geld beispielsweise dem Wissenschaftsfonds FWF gibt."
Debatte begann 2003
Bereits 2003 haben die Verhandlungen für den
Uni-KV begonnen. 2007 einigten sich der "Dachverband der Universitäten" als
Arbeitgebervertretung und die Gewerkschaft auf das Regelwerk, dessen
Eckpunkte ein neues Laufbahnmodell für Wissenschafter, höhere
Anfangsgehälter und eine Pensionskassenregelung sind. Anfang 2008 legten die
Rektoren eine Kostenschätzung für den KV (50 bis 80 Mio. Euro) vor. Im
Herbst vergangenen Jahres bot Hahn dann 50 Mio. Euro für 2009, ab dann
sollten die Unis die Mehrkosten aus ihrem Globalbudget tragen.
Unis sollen "Beitrag leisten"
Diese 50 Mio. Euro seien
auch von der neuen Regierung bestätigt, und für die Leistungsvereinbarungen
zwischen Bund und Unis in den Jahren 2010 bis 2012 sind aus den
versprochenen zusätzlichen 400 Mio. Euro pro Jahr 30 Mio. Euro für den KV
reserviert. "Das ist sicher nicht die volle Länge der von den Unis
berechneten Mehrkosten, aber sie bekommen in Summe 400 Mio. Euro pro Jahr
mehr und müssen auch selbst einen Beitrag leisten", sagte Hahn.
Sonst Geld an Forschung
Der Minister betont, dass sein
"mittlerweile sogar verbessertes Angebot" für die Finanzierung des KV seit
sieben Monaten auf dem Tisch liege. Und er brauche nun "Klarheit für die
Budgetgestaltung". Er habe nach wie vor Interesse, dass es diesen KV gibt,
"aber ich kenne mittlerweile viele in der Forschungs-Community, die sich
mehr darüber freuen würden, wenn man das Geld z,B. dem FWF für kompetitive
Förderung von Nachwuchsforschern gibt." Er wolle nicht eines gegen das
andere ausspielen, sondern "nur Klarheit". Zusagen könne er, "dass das Geld
an den Unis bleibt, man muss nur überlegen, unter welchem Titel".
Wissenschaftsfonds ohne Budget
Dabei könnte der FWF das Geld
durchaus benötigen: Weil nach wie vor noch nicht klar ist, wie viel Budget
der Wissenschaftsfonds heuer bekommt, mussten bisher alle Vergabesitzungen
abgesagt werden, FWF-Chef Christoph Kratky hatte erst vor wenigen Tagen die
Forscher informiert, dass der Fonds bis Juni "keine verbindlichen
Förderentscheidungen" treffen könne. Hahn betonte, dass der Grund dafür
"ausschließlich formal" sei, man könne dem FWF kein rechtsverbindliches
Budget zur Verfügung stellen, weil es noch keinen Budgetbeschluss gebe. Er
glaubt aber nicht, dass es bis Juni dauern wird. Das Budget werde im Mai im
Parlament beschlossen, "da kann man am nächsten Tag die Sitzung ansetzen".
FWF gab zuviel aus
Hahn räumt ein, mit dem FWF "eine etwas
schwierige Erbschaft übernommen zu haben". In der Vergangenheit habe es beim
Fonds Genehmigungen gegeben, die auf eine Fortsetzung des bisherigen
zweistelligen Wachstums gebaut hätten. "Der FWF hat zum Teil das Dreifache
des Jahresbudgets als Genehmigungsvolumen gehabt, das ist die Bugwelle, die
wir vor uns herschieben", so Hahn.
Gelder nicht gekürzt
"Sehr geärgert", weil er es als eine
"Beschädigung des Wissenschaftsstandortes Österreichs betrachtet", hat Hahn,
dass "aus der Community ins Ausland kommuniziert wird, dass das
Forschungsbudget um 40 Prozent gekürzt wird". Tatsächlich habe es in den
vergangenen Wochen Diskussion darüber gegeben, in welchem Ausmaß das
Forschungsbudget wachse. Es werde zugegebenermaßen nicht in dem Ausmaß
wachsen, wie man es noch im vergangenen Sommer gehofft habe. Dennoch gebe es
im Vergleich zu allen anderen Bereichen immer noch Zuwachsraten: "In den
Vorjahren waren es elf Prozent, jetzt werden es vier bis fünf Prozent sein.
Das ist immer noch sehr ordentlich", sagte Hahn.
Das Gesamtbudgets des Wissenschaftsministeriums wird also wachsen, dennoch gibt es aber auch Bereiche, wo Hahn sparen muss. "Bei den Ermessensausgaben müssen wir fest auf die Bremse steigen", sagte Hahn. Betroffen davon seien "Förderungen von wissenschaftlichen Einrichtungen und Institutionen". Diese stünden jetzt alle auf dem Prüfstand. "Es ist eine günstige Gelegenheit, Durchforstungen vorzunehmen, denn wenn die Schüssel voll ist, ist die Bereitschaft und das Verständnis so etwas zu machen, ohnedies nicht sehr ausgeprägt", sagte Hahn.