Knalleffekt in der Telekom-Affäre: Es war der später verstorbene Landeshauptmann Haider selbst, der die Valora Hocheggers anzuzapfen wusste.
10.000 € hier (für den ÖAAB) – gar 600.000 € dort (für die FPÖ). Doch bisher gibt es im Telekom-Skandal keine Hinweise, dass hohe Politiker direkt die Telekom als Geldquelle für ihre Zwecke benutzten. Das ist jetzt anders: ÖSTERREICH liegt ein Vernehmungsprotokoll des Bundesamtes für Korruptionsbekämpfung vom 19. März 2012 vor (GZ: VSA/895/2010-BAK). Demnach sagte der Ex-FPÖ-Politiker Reinhart Gaugg aus, Jörg Haider persönlich hätte ihm im Winter 2005 30.000 € (inkl. USt 36.000 €) von der Valora des Lobbyisten Peter Hochegger verschafft.
Dazu muss man wissen: Gaugg (59) war einer der ältesten Mitstreiter Haiders. 1986 trug er den eben zum FPÖ-Chef gewählten Haider auf seinen Schultern. Aber Gaugg war eine Belastung: Zunächst als „Nazi-Buchstabierer“ bekannt, später sollte der Sozialsprecher Hauptverbands-Chef werden – was scheiterte. Endgültig aus für Gaugg war es, als er 2002 nach einer Alko-Fahrt zurücktreten musste.
FPÖ versprach ihm 10.000 € im Monat für den Rücktritt
Dafür versprach ihm die FPÖ 10.000 €/Monat. Gaugg erhielt das Geld eine Zeit lang – nachdem die FPÖ die Zahlung gestoppt hatte, klagte er, unterlag aber 2007 vor Gericht. Der Vertrag war „sittenwidrig“.
2005 hatte sich Gaugg an Haider gewandt – er sei „psychisch und finanziell am Ende gewesen“. Haider verschaffte ihm rasch 30.000 €. Was bisher nicht bekannt war: Gaugg legte der Valora Hocheggers eine zweite Rechnung von 30.000 € vor – die diese aber nicht bezahlte. Gaugg gab an: Haider habe sich für ihn verantwortlich gefühlt. Alte Freunde lässt man ja bekanntlich nicht hängen. Günther Schröder
Alte Kämpfer Reinhart Gaugg (Kreis) trug Haider auf seiner Schulter, als dieser 1986 FPÖ-Chef wurde.
Das Protokoll: Gaugg beim BAK
Am 19. März 2012 um 16 Uhr wurde Reinhart Gaugg vom Bundeskriminalamt befragt: Der frühere FPÖ-Politiker packte aus.
Zwei Beamte des Bundesamtes zur Korruptionsbekämpfung (BAK) befragten Gaugg. Er sei 2002 aus allen Ämtern zurückgetreten, nachdem die FPÖ-Spitze (Riess-Passer) ihm 10.000 €/Monat zugesichert hatte. Doch die FPÖ zahlte nicht lange – so traf er im Winter 2005 Jörg Haider.
Gaugg: „Ich schilderte ihm meine persönliche und wirtschaftlich schlechte Situation. Ich war zu dieser Zeit beschäftigungslos“.
Haider habe sich erinnert, dass er, Gaugg, als Sozialsprecher sich mit einem Pensionskonzept beschäftigt habe.
Gaugg: Dr. Haider schlug mir vor, meine Recherchen in ein Konzept zu verpacken und an ihn zu übermitteln. (…) Ich lieferte ein Papierkonvolut im Ausmaß von ca. 70 bis 100 Seiten im Büro des damaligen Landeshauptmannes in einem Kuvert zu seinen Händen ab. 2 bis 3 Wochen später meldete sich Dr. Haider telefonisch bei mir: Er teilte mir mit, dass er einen Interessenten für meine Studie gefunden habe. Dieser Interessent sei bereit, 30.000 € (exkl. USt) zu bezahlen: Er gab weiters an, dass eine Firma Valora sich bei mir melden würde. Einige Tage später wurde ich von einer männlichen Person telefonisch kontaktiert.(…) Diese Person diktierte mir dann den Rechnungstext und den Honorarbetrag (36.000€ inkl USt., Anm). (…) Der Rechnungsbetrag wurde (…) auf mein Konto überwiesen.