Nach dem tragischen Tod Jörg Haiders haben die Spekulationen um seine Nachfolge voll eingesetzt. In Kärnten könnte ihn seine Witwe beerben.
Es war für viele der berührendste Moment: Claudia Haider kämpft auf der Trauerfeier für ihren verstorbenen Ehemann Jörg mit den Tränen. Doch sie bleibt stark, geht auf die Menschen am Straßenrand zu, schüttelt ihnen die Hände, hat in ihrer schwersten Stunde Kraft, Trost zu spenden.
Viele fragten sich: Sehen wir in dieser starken Frau die nächste Landeshauptfrau Kärntens? Klar ist: Die Verteidigung des Landeshauptmann-Sessels wird nach dem Tod Jörg Haiders ein mehr als steiniger Weg. Bereits im kommenden März sind Landtagswahlen. Und für den nun nachgerückten Gerhard Dörfler sind die Fußstapfen der schillernden Führerfigur Haider wohl zu groß.
Begnadete Managerin
Jörg Haiders Ehefrau als Politikerin? Der
Gedanke ist nicht weit hergeholt. In Kärnten ist die 52-jährige
Förstertochter schon lange als aktive Netzwerkerin und karitative Managerin
bekannt. Das Leben als „Landesmutter“, als „First Lady Kärntens“, füllte sie
an der Seite ihres Ehemannes Jörg Haider perfekt aus. Ein Auszug aus ihrem
vielseitigen Engagement: Präsidentin des Kärntner Frauen-Lions-Clubs, Chefin
einer Jagdhornbläserinnen-Gruppe, Vorstand der Kärntner Jägerschaft, stets
im Einsatz für bedürftige Kinder.
Immer beliebter
Und vor allem: die Verwaltung des riesigen
Anwesens im Bärental. Für die naturverbundene Waldpädagogin ist das eine
Aufgabe, die sie mit Leidenschaft erfüllt. Aber auch die politische Realität
hat Claudia Haider bereits gut kennengelernt. Zwölf Jahre lang war sie als
Gemeinderätin in Feistritz im Rosental tätig. Reicht das für eine
Nominierung als Landeshauptfrau-Kandidatin? Ihre Beliebtheit steigt derzeit
jedenfalls täglich. Innerhalb des BZÖ ist sie unumstritten.
„Hut ab“
Der steirische BZÖ-Chef Gerald Grosz ist
voll des Lobes: „Hut ab vor dieser Frau. Selbst im größten Schmerz hat sie
ihre Landesleute getröstet. Sie ist die personifizierte Hüterin seines
Vermächtnisses.“ Für den langjährigen Haider-Weggefährten Herbert Scheibner
ist Claudia Haider „eine bewundernswerte Frau, die schon viel geleistet
hat“. BZÖ-Politiker Veit Schalle kann sich vorstellen, „dass Claudia Haider,
wenn die Gremien zustimmen, Spitzenkandidatin für die kommende Landtagswahl
wird“.
„Gut vernetzt“
Laut Experten ist Haiders Witwe für
das Amt gut geeignet. „Sie ist in Kärnten gut vernetzt. Man darf sie nicht
unterschätzen. Sie ist die Einzige, die sein Erbe weiterführen kann.
Zuzutrauen wäre es ihr“, so Politologe Thomas Hofer. Er verweist auf ein
Beispiel in den USA. Dort starb vor acht Jahren Gouverneur Mel Carnahan bei
einem Flugzeugabsturz. Seine Witwe trat zur Wahl an – und gewann.
Noch fordert im BZÖ niemand ganz offen eine Kandidatur Claudia Haiders. Inoffiziell hört man aber: Das ändert sich, wenn die Trauer-Zeit verstrichen ist.
Herbert Scheibner im Gespräch über die Zukunft des BZÖ und Claudia Haider.
ÖSTERREICH: Nach dem starken Auftreten von Claudia Haider
bei den Trauerfeierlichkeiten werden Stimmen laut, sie könnte neue
Landeschefin werden. Wäre ihr das zuzutrauen? |