Forderung
Haidinger will Geheimdienste auflösen
19.07.2009
Eine Konsequenz aus dem „Spitzel-Ausschuss“ im Parlament soll eine Totalreform der Geheimdienste sein, fordert jetzt der Ex-BKA-Chef.
Heute erwarten im Bundeskanzleramt die Ministerinnen Fekter (Inneres) und Bandion-Ortner (Justiz) harte Fragen. Parlamentarier aller Fraktionen wollen wissen, wie es zum Spitzel-Wirrwarr um alle drei Geheimdienste, die sich der Kleinstaat Österreich leistet, kommen konnte. Der Sicherheitsexperte und Ex-Chef des Bundeskriminalamts Herwig Haidinger fordert jetzt eine Totalreform.
ÖSTERREICH: Wie viele Geheimdienste braucht Österreich?
Herwig
Haidinger: Jedenfalls nicht drei. Jeder Dienst, der zivile
Verfassungsschutz im Innenressort und die beiden militärischen
Geheimdienste, hat seine Aufgaben, sein Budget und sein Personal. Das meiste
davon ist streng gehütetes Geheimnis. Werden Fragen dazu im Parlament
gestellt, kommt allzu oft: Antworten sind aus Gründen der nationalen
Sicherheit nicht möglich.
ÖSTERREICH: Wer kontrolliert
diese Dienste?
Haidinger: Das Parlament nicht wirklich. Eher sind
es die jeweiligen MinisterInnen, welche allenthalben parteipolitisches
Interesse vor die Sicherheit stellen könnten. Aber wer weiß das? Ganz
wenige, weil Parlamentarier zwar fragen können, aber keine Antworten
bekommen.
ÖSTERREICH: War dafür ein U-Ausschuss nötig?
Haidinger:
Ja, weil die parlamentarische Kontrolle versagt hat. Der Ausschuss wird
hoffentlich zeigen, wie besorgniserregend einfach es ist,
Ermittlungsaufträge zu erteilen und gewonnene Information da- oder dorthin
zu steuern.
ÖSTERREICH: Wie könnten die Schlussfolgerungen
aus dem Ausschuss lauten?
Haidinger: Ich bin für die
Zusammenlegung aller Dienste zu einer effizienten Einheit unter intensiver
parlamentarischer Kontrolle. In einem Ausschuss des Parlaments müssen deren
Chefs Rede und Antwort stehen zu dem, was sie tun, was das kostet und wie so
die nationale Sicherheit gewährleistet wird. Lästige Fragen darf es da nicht
geben. Die meisten Agenten sind engagiert. Sie dienen der Republik – und
nicht einer Partei. Deshalb haben wir als Steuerzahler ein Recht auf bessere
Kontrolle auch im Reich der Geheimdienste. Dagegen kann auch das Argument
der nationalen Sicherheit nicht stehen.