Schul-Begehren

Hannes Androsch macht Ernst

06.01.2011


Androsch schart für sein Bildungsvolksbegehren alle um sich.

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Eine noch nie da gewesene Bewegung formiert sich rund um Hannes Androschs Bildungsvolksbegehren: Die Liste der Unterstützer reicht von Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky bis zum Philosophen Konrad Paul Liessmann. Für die Volksbegehren-Konferenz am Montag haben sich über 100 Personen angekündigt: Industriellenvereinigung (IV), Grüne, Caritas, Arbeiterkammer – sie alle schicken Vertreter. „Wir brauchen Mut-Bürger und keine Wut-Bürger“, charakterisiert Androsch die Aufbruchsstimmung.

Auch die ÖVP reagiert nun auf die Bildungsmisere. Hier alle Infos zum neuen ÖVP-Bildungsprogramm !

Das Begehren verspricht eines der erfolgreichsten in der Geschichte der zweiten Republik zu werden. SPÖ-Kanzler Werner Faymann steht unter großem Druck, seine Ankündigung auch wahr zu machen: Dass 2011 das Jahr der Bildungsreform wird.

Offene Baustellen von Unis bis zu Lehrerdienstrecht
Denn bisher hatten es SPÖ-Bildungsministerin Claudia Schmied und ÖVP-Wissenschaftsministerin Beatrix Karl schwer. Sie werken gleichzeitig an fünf Bildungsbaustellen:

  • Ein neues Lehrerdienstrecht soll höhere Einstiegsgehälter, aber auch eine höhere Anwesenheitspflicht für Lehrer an der Schule bringen.
  • Neue Lehrerausbildung: Kindergärtner, Gymnasial- und Hauptschullehrer sollen eine gemeinsame Ausbildung erhalten.
  • Die Ganztagsschulen sollen um 80.000 auf insgesamt 200.000 Plätze aufgestockt werden.
  • Das Limit für die Neue Mittelschule soll noch 2011 von 10 auf 20 Prozent aller Unterstufenklassen erhöht werden. Langfristiges Ziel: Die Gesamtschule aller 10- bis 14-Jährigen.
  • Universitäten: Seit Jahren leiden die Hochschulen an Überfüllung und Unterfinanzierung.


Obonya: „Will nicht, dass mein Sohn Zeche zahlt“
Doch SPÖ und ÖVP, Lehrergewerkschaft und Bildungsministerin waren bisher hoffnungslos zerstritten und blockierten so jede Reform. Das reicht den Österreichern jetzt: „Ich möchte nicht, dass unser heute 5-jähriger Sohn die Zeche für diesen Wahnsinn zahlt“, erklärt Burgschauspieler Cornelius Obonya, warum er für das Volksbegehren ist.

IV-Sorger: „Machen bei Gesamtschule nicht mit“
Am Montag kommen alle Interessierten zur Konferenz im Wiener Museumsquartier: Dort soll der Text für das Volksbegehren ausgearbeitet werden. Was gar nicht so einfach sein dürfte: Denn die Arbeiterkammer will die Gesamtschule, die IV mehr Elitenförderung. „Bei einer Gesamtschule-Show machen wir sicher nicht mit“, sagt IV-Chef Veit Sorger gegenüber dem Magazin Format. Doch Androsch ist zuversichtlich, dass das Volksbegehren im Frühjahr stattfinden kann.

Interview mit Hannes Androsch: "Wir brauchen Mutbürger"

ÖSTERREICH: Was erhoffen Sie sich von der Bildungs-Konferenz?
Hannes Androsch: Es sind 100 Personen, die die Einladung angenommen haben. Von ihnen hoffen wir zu erfahren, wie man den Bildungsbogen sinnvoll ausgestalten kann, um das Bildungsniveau wieder zu heben.

ÖSTERREICH: Wie wird man die Vorschläge kanalisieren, um Punkte fürs Volksbegehren auszuarbeiten?
Androsch: Eine Art Redaktionskomitee wird den Inhalt des Volksbegehrens aus den Vorschlägen definieren. Das wird dann den Eingeladenen nochmals präsentiert und dann hoffen wir, dass wir genügend Unterstützungsstimmen bekommen, damit wir das Volksbegehren starten können.

ÖSTERREICH: Wie viele Unterschriften würden Sie sich für das Volksbegehren wünschen?
Androsch: Das ist nicht das Vier-Schanzen-Springen, wo es darum geht, wer weiter springt. Es geht auch nicht um meine Zukunft. Ich hoffe, dass möglichst viele Menschen, bis auf ein paar Betonköpfe, verstehen, dass unser Bildungssystem im Absteigen ist. Nur am Stammtisch schimpfen nützt nichts. Wir brauchen keine Wutbürger, sondern Mutbürger, die unterschreiben gehen.

K. Nagele

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