Deftige Rede

HC Strache macht "Wahlkampf brutal"

09.09.2010

Bei der Kundgebung in Wien schenkte der FPÖ-Chef kräftig aus.

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© APA/HERBERT P. OCZERET
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Bei einer FPÖ-Kundgebung am Viktor-Adler-Markt im Wiener Arbeiterbezirk Favoriten hat sich Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache weiter auf die regierenden Sozialdemokraten und deren Chef Bürgermeister Michael Häupl eingeschossen. In seiner knapp zweistündigen Rede kritisierte er am Donnerstagabend vor allem die Zuwanderungspolitik der Roten. "Diese Stadt ist ein Asylmissbrauchsparadies", erklärte der Freiheitliche unter dem Gejohle von etwa 2.000 Zuhörern.

Erneut stieg Strache in den symbolischen Boxring, der schon beim Wahlkampfauftakt in der Lugner-City vorige Woche zum Einsatz kam. Das von ihm propagierte "Duell um Wien" verglich Strache mit einem Boxkampf und zeigte sich überzeugt: "Am 10. Oktober werden wir die Runde für uns entscheiden."

Wien hätte weitaus mehr Asylwerber als in der Grundversorgung vorgesehen, so Strache - darunter auch zahlreiche "Asylmissbraucher", die schon vor langem hätten abgeschoben werden müssen. Diese würden aber weiterhin auf Steuerkosten in Wien leben. "Das zeigt auch: Nicht eine Zogaj-Familie, sondern tausende Missbrauchsfälle gibt's da", so der Spitzenkandidat.

Ebenfalls verbessert gehöre die Sicherheit in Wien. Deshalb forderte Strache neben mehr Polizei eine Sicherheitswache, die unter anderem präventiv in Parkanlagen unterwegs sein und mit Geschäftsleuten sprechen solle.

Heftig kritisierte er, dass die SPÖ den sozialen Wohnbau in "Zuwandererheime" umgebaut habe. "Willst du eine Wohnung haben, musst du ein Kopftuch tragen", sei laut Strache das Motto der Regierungspartei. Vehement wies er dabei den Vorwurf Häupls zurück, dass die FPÖ die Gemeindewohnungen verkaufen und damit die Parteikassen füllen wolle: "Das ist gelogen", so der Freiheitliche.

Missstände ortete er auch am Arbeitsmarkt: "Wir erleben eine Rekordarbeitslosigkeit und brauchen weitere 100.000 Zuwanderer als Facharbeitskräfte? Das ist unverantwortlich", ärgerte er sich. Ebenso plädierte er dafür, die EU-Übergangfristen für osteuropäische Länder, die Anfang Mai fallen sollen, zu verlängern. "Wir müssen in der Europäischen Union auf den Tisch hauen", so der Parteichef.

Vor allem gegen Häupl schoss er in seiner Rede scharf: "Wenn Häupl heute von politischer Breite spricht, kann er nur sein Körpergewicht meinen. Politisch hat er ja nicht einmal mehr einen Tunnelblick, sondern Scheuklappen über beide Augen gestülpt." Strache ließ aber auch die übrige politische Konkurrenz nicht unverschont. "Wenn Frau Marek in Wien das Rathaus aufsuchen will, braucht sie einen Stadtplan, um es zu finden", spottete er. Neben den "glücklosen Wahlplakaten", habe die ÖVP auch Autos mit der Aufschrift "Schwarz ist geil": "Das erinnert mich eher an eine Werbung für einen Sexclub", so der Freiheitliche.

Die Grünen seien gerade in einem "Selbstzerstörungsprozess". Das sei schon so schlimm, dass Bundesparteichefin Eva Glawischnig und die Wiener Grünen Chefin Maria Vassilakou überlegen würden, "den grünen Funktionären elektronische Fußfesseln anzulegen". Sowieso sei ihm "ein Haus im Grünen lieber als ein Grüner im Wohnhaus".

Als Einpeitscher vor der Strache-Rede fungierte Generalsekretär Harald Vilimsky: "Es sind 31 Tage bis zur Wiener Wahl und 31 Tage, bis wir Häupl den Marsch blasen werden", heizte er unter dem zustimmenden Jubel der Masse ein. Da reiche aber nicht der kleine Wind der ÖVP, da gehöre eine "Turbo-Windmaschine" - nämlich Strache - her, die "diese Appartschiks aus dem Rathaus hinaus bläst", so Vilimsky.

Für Festzeltstimmung sorgte vor Beginn der Rede die "John Otti Band" mit bekannten Chart- und Schlagerhits. Die Zuhörer riefen bereits lange, bevor Strache auf der Bühne stand, nach ihm. Zum Jubel der Fans gesellten sich allerdings auch die Parolen von etwa 200 Anti-Strache-Aktivisten - eine "linke Krawallhorde", wie Vilimsky sie titulierte. Via Megafonen skandierten sie etwa "Nieder, nieder mit der FPÖ" während der Rede des freiheitlichen Spitzenkandidaten und warfen Tomaten und Bierdosen. Zu gröberen Zwischenfällen ist es laut Polizei aber nicht gekommen.

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