Wien-Brigittenau

Heftige Proteste bei Islamischem Zentrum

13.09.2007

Am Donnerstag demonstrierten Anti-Islam-Gruppen in Wien gegen den Ausbau eines Gebetshauses in der Brigittenau - mit Gegendemo.

Zur Vollversion des Artikels
© oe24.at
Zur Vollversion des Artikels

Rund 1.000 Teilnehmer der Demonstration gegen den Ausbau der Anlage im Bezirk Brigittenau hatten sich vor dem islamischen Zentrum versammelt. Zur Speerspitze der Demonstration machte sich FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der von der Menge mit tosendem Beifall begrüßt wurde. Im Rahmen der Denmonstration dachte der Wiener FPÖ-Gemeinderat Harald Stefan im Interview mit oe24.at laut darüber nach, ob der Islam in Österreich überhaupt eine zugelassene Religion bleiben kann.

Bilder von der Demo:

 

FPÖ-Kultursprecher sieht Islam als "zunehmendes Problem"
Harald Stefan, Wiener FPÖ-Gemeinderat und Kultursprecher seiner Partei, warnte am Rande der Demo vor dem nach Wien "hereindrängenden Islam." Die Gesellschaft in Österreich werde dadurch negativ verändert, die Rechte der Einheimischen systematisch untergraben, so Stefan gegenüber oe24.at. "Der Islam ist ein zunehmendes Problem. Man muss ernsthaft darüber nachdenken, ob im Lichte der letzten Ereignisse, der Islam in Österreich eine anerkannte Religion bleiben kann."

SPÖ-Gemeinderäte: Stefan rücktrittsreif
Die SPÖ-Abgeordneten Nurten Yilmaz und Omar Al-Rawi reagierten am Freitag entsetzt auf die Aussagen des blauen Kultursprechers: "FPÖ-Gemeinderat Harald Stefan hat ein Verbot des Islam in den Raum gestellt. Damit ist er in einer Demokratie, die sich zur Religionsfreiheit bekennt, als politischer Mandatar nicht mehr tragbar", so die beiden nach dem Bericht auf oe24.at. Das einzige, was die FPÖ könne, sei, Sorgen und Ängste zum Aufhetzen von Menschen zu missbrauchen.

FPÖ-Chef Strache auf Seite der Bürger
Ganz im Auftrag der "kleinen Bürger" sah FPÖ-Chef Strache seinen Auftritt bei der Anti-Islam-Demo. Strache betonte, dass diese von der parteiunabhängigen Bürgerinitiative organisiert worden sei: "Wenn andere Parteien hier nicht vertreten sind, müssen diese anderen Parteien erklären, weshalb sie nicht auf der Seite der Bürger stehen."

Das Goldene Wienerherz
Viele Teilnehmer der Anti-Islam-Demo ließen sich von der islamfeindlichen Stimmung anstecken: Sprüche wie " De solln sich hamschleichen,..." waren noch die harmloseren. So mancher Bewohner der Brigittenau macht seinem Ärger darüber Luft, dass man bereits Fremder im eigenen Land sei. "Wann I in die Türkei geh und frag ob I a Kirchn dort bauen derf, werns mi fragn ob i deppert bin. Bei uns derf jeder sei Moschee bauen, wo er will. So schauts aus." brachte ein Mann die Stimmung der Anrainer auf den Punkt.

Auffallend war auch eine gewisse Orientierungslosigkeit bei so manchem Teilnehmer: Auf die Frage, was er denn eigentlich mit seinem Transparent sagen wolle, antwortete ein Bannerträger verdutzt: "I was ned, was da drauf steht, I bin grad erst kommen." Das minder beachteteTransparent trug die Aufschrift "Wiener Islamisten regieren die Sozialisten." und war wohl eine Anspielung auf den SPÖ-Bezirksvorsteher Karl Lacina, der versprochen hatte, dass das Gebetshaus nicht ausgebaut wird.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: So lief die Demo ab



Demonstranten treffen Gegen-Demonstranten
Während der Kundgebung skandierten einige Dutzend neonazistisch gekleideter Jugendliche "Hier marschiert der nationale Widerstand", während am Kopf der Menge vornehmlich ältere Mitglieder einer Bürgerinitiative marschierten, die "Kane Moschee wär' schee" als Parole erkoren hatten. Am Rande des Zuges trafen die Teilnehmer in Nebengassen immer wieder auf Gegen-Demonstranten.

So hatte die Sozialistische Linkspartei und die Antiimperialistische Koordination zur Versammlung aufgerufen und rund 150 Personen mobilisiert. Kleinere Rangeleien wurden von einem Großaufgebot an Polizei mit 300 Personen allerdings schnell unterbunden. Getrennt durch die Beamten beschimpften sich die Gegner deshalb wahlweise als "Heimatverräter" und "Nazis".

Verstöße gegen Verbotsgesetz?
Die Polizei prüft jetzt mögliche Verstöße gegen das Verbotsgesetz. Laut Einsatzleiter Walter Nevoral seien "nicht mehr als ein Dutzend" potenzielle Neonazis bei der Kundgebung gewesen: "Die Fachbeamten waren dort und werden das untersuchen." Konkret wird geprüft, ob verbotene Symbole getragen oder illegale Parolen skandiert wurden. Anzeigen lagen am Freitag keine vor.

Aufgeheizte Stimmung:
Als Endpunkt des Protest hatten man sich die Brigittenauer Bezirksvorstehung auserkoren, wo ein Moscheemodell mit der Aufschrift "Moschee ade" präsentiert wurde. Diese Geste wurde von der anwesenden Menge mit dem Ruf "Anzünden" quittiert, bevor sie die Bundeshymne anstimmte.

SP-Bezirksvorsteher Karl Lacina vereinbarte parallel dazu mit den Vertretern der Bürgerinitiative, welche die Aktion geplant hatte, weitere Gespräche zu suchen. Deren Vertreterin Hanne Schuster hatte zuvor ihr Engagement unter anderem mit einer Gesprächsverweigerung der Gegenseite begründet: "Dieses Sich-Nicht-Öffnen macht uns Angst."

Der Stein des Anstoßes in der Brigittenau, das islamische Zentrum, besteht seit 1996 und beinhaltet Seminare und Gebetsräume. Es soll ausgebaut werden, wobei es rein baulich keine muslimische Ausprägung - wie etwa Minarette - bekommen soll.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel