"Hoch an der Zeit"

Heinisch-Hosek fordert neue Sexualerziehung

17.05.2015

Die Bildungsministerin will Sexualerziehung an den Schulen überarbeiten.

Zur Vollversion des Artikels
© TZOe Fuertbauer
Zur Vollversion des Artikels

Angesichts gesellschaftlicher Veränderungen und dem erleichterten Zugang zu sexuellen Inhalten für Kinder und Jugendliche in Neuen Medien sei es "hoch an der Zeit" die Sexualerziehung zu überarbeiten, erklärte Bildungsministerin Gabriele Heinsch-Hosek (SPÖ) der APA. Dass - wie von Kritiker befürchtet - durch ihren geplanten Erlass Pornografie an Schulen ein Forum erhalte, ist für sie "Humbug".

Entwurf aus Jahr 1990
Zu diesem Thema brauche es einen "offenen und wertschätzenden Prozess", so die Ministerin. Man habe sich daher dazu entschlossen, den Entwurf der Neufassung des seit 1990 unveränderten Erlasses zur Sexualerziehung Vereinen und Elternverbänden vorzulegen, um deren Stimme zu hören. Bisher seien über 50 Stellungnahmen im Ministerium eingegangen. Manches daraus werde vermutlich auch noch in den Erlass einfließen, so Heinisch-Hosek. Die endgültige Fassung soll dann ab Herbst gelten.

Die Rückmeldungen seien zwar überwiegend positiv ausgefallen, in den vergangenen Wochen gab es aber auch Kritik. So ortete etwa Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) zu wenig Möglichkeiten zur Mitsprache für Erziehungsberechtigte. Heinisch-Hosek räumte ein, dass es natürlich Sache der Eltern sei, mit ihren Kindern über Sexualität zu sprechen, "aber es ist auch Sache der Schule, moderne sexuelle Bildung altersadäquat abzubilden und der Erlass gibt das alles her".

Kritik
Kritik äußerte auch das Institut für Ehe und Familie wegen des Passus, dass es nicht Aufgabe der Schule sei, "bestimmte Werte vorzugeben". Unter der Vorgabe des Missbrauchsschutzes könnten Kinder auch "eindeutig pornographischen Inhalten, die nichts mit einfühlsamer Sexualpädagogik zu tun haben und schon gar nicht altersgerecht sein können", ausgesetzt werden, so die Einrichtung der Bischofskonferenz.

"Kolportiere Meinungen" dahin gehend, dass es zukünftig in der Sexualerziehung um Pornografie oder Selbstbetasten gehen könnte, bezeichnete Heinisch-Hosek als "völligen Humbug". Es gehe darum, Kindern ein gutes Körperbild zu vermitteln und ihnen zu ermöglichen, "das Nein-sagen" zu erlernen. Wenn Schüler mit bestimmten pornografischen Darstellungen und Fragen dazu in die Schule kommen, dürfe selbstverständlich nicht die Reaktion kommen, dass man darüber in der Schule nicht rede.

"Wir können nicht die Augen davor verschließen, wie sich junge Menschen heutzutage informieren." Vor allem junge Burschen würden sich oft "über pornografische Videos aufklären" und Mädchen seien zunehmend damit konfrontiert, dass von ihnen Dinge verlangt werden, die sie nicht wollen, so die Ministerin. Im Trend liegt auch das sogenannte "Sexting". Damit ist das Verschicken und Tauschen von eigenen Nacktaufnahmen über das Smartphone oder im Internet gemeint. Schüler müssten auch wissen, was sie damit "für sich anrichten können".

Im Erlass klar angesprochen werde auch, dass es zur Vermittlung einer "zeitgemäßen sexuelle Bildung" schulfachübergreifende Zusammenarbeit braucht. Haben Lehrer oder eine Schule Probleme dabei, bestimmte Themen oder Inhalte anzusprechen, gebe es die Möglichkeit, gut ausgebildete externe Experten heranzuziehen. Einschlägige Angebote seien da, und auch Lehrer-Fortbildungsangebote würden gut angenommen.
 

Zur Vollversion des Artikels