"Probleme machen nur die Türken" ÖSTERREICH:
Herr Strache, in Österreich gibt es nur drei Minarette. Wovor
fürchtet sich die FPÖ eigentlich? HC Strache:
Es geht nicht um Furcht. Bei uns ist die Religionsfreiheit
gesichert. Um die Religion auszuüben, braucht es aber kein Minarett
als Siegessymbol über das Christentum und als Symbol der
Frauenunterdrückung. Das war auch der Ausdruck der Schweizer
Volksabstimmung, wozu ich den Schweizern nur gratulieren kann.
Minarett und Burka sind Symbole, die auch nicht im
Koran
vorgesehen sind. Alev Korun: Wenn man sich schon um
Symbolik bemüht, dann sollte man alle Religionen gleich behandeln. Im
Fall des Islam soll das Minarett ein Machtsymbol sein, der Kirchturm
ist für Sie hingegen keines. Und: Auch der Kirchturm ist auch in der
Bibel nicht vorgesehen. In der Schweiz hat die Mehrheit darüber
entschieden, wie sehr eine Minderheit das Recht auf freie
Religionsausübung in Anspruch nehmen darf. Auch wenn das im Rahmen
einer Volksabstimmung passiert ist, ist das Beschneidung der Rechte
einer Minderheit. Strache: Es ist gut, wenn wir beleuchten,
wie in Europa die Religionsfreiheit gelebt wird. Im Vergleich zu
vielen negativen Entwicklungen in islamischen Ländern, wo es
beispielsweise Kirchenbau-Verbote gibt wie in der Türkei. Korun:
Sie prangern an, dass es in vielen Ländern dieser Welt keine
Religionsfreiheit gibt und dann sollen wir uns als Österreicher
ausgerechnet an diesen Ländern orientieren und die Religionsfreiheit
wie dort einschränken. Das ist absurd. Strache: Wir
erleben eine völlige Intoleranz in den islamischen Ländern dieser Welt
und darauf müssen wir hinweisen. Im Bericht des Bundesamtes für
Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung wird dargelegt, dass
Moscheen als Plattform für Radikalisierungsaktivitäten dienen. Es gibt
radikale Hassprediger in österreichischen Moscheen, die den Koran
über die österreichische Verfassung stellen. ÖSTERREICH:
Dann sollten Sie große Moscheen begrüßen. Hier kann die angebliche
Radikalisierung viel besser beobachtet werden... Strache:
Es hat ja keiner ein Problem mit einem Gebetshaus. In Vorarlberg und
Kärnten gibt es gute Landesgesetze, wo die Bevölkerung bei allen
Bauvorhaben eingebunden werden muss, ohne dass die Religionsfreiheit
behindert wird. Wir brauchen keine Moschee, kein Minarett und keine
Kuppel. Denn diese Symbole werden vom türkischen Ministerpräsidenten
Erdogan missbraucht. Er hat gesagt, dass die Moschee für ihn wie eine
Kaserne, die Kuppel wie ein Helm und die Minarette wie Bajonette zu
betrachten sind – bis hin, dass die Gläubigen für ihn wie Soldaten
sind. Korun: Ich würde sagen, Erdogan missbraucht genauso
wie Sie die Religion für die Politik. Sie fuchteln ja bei Ihren Reden
mit dem Kreuz in der Hand herum, wofür Sie von den Bischöfen
kritisiert wurden. Damit nehmen Sie das Christentum in Geiselhaft wie
Erdogan den Islam. Zu dem Punkt Religionsfreiheit: Das ist ganz
typisch für Sie, wie Sie die Diskussion in der Öffentlichkeit führen.
Bei den Interviews sind Sie dafür. Und dann marschieren Sie in
Wien-Brigittenau bei einer Demonstration unter einem Transparent „Ka
Moschee wär scheen“. Wie können Sie da von Religionsfreiheit sprechen?
Noch dazu ist es bei diesem Projekt weder um eine Moschee noch um
ein Minarett gegangen. Da versuchen Sie ganz bewusst Stimmung zu
machen. Die Botschaft ist: Muslime raus aus Österreich, Muslime raus
aus Europa. Strache: Das ist eine ganz unsinnige
Behauptung. Ich missbrauche die Religion nicht. Das Kreuz ist nicht
Eigentum einer Kirche, sondern das Kreuz gehört jedem Menschen, der
sich dazu bekennt. Ich verteidige das Kreuz, dass es nicht aus den
Schulklassen verbannt wird. Ich verteidige den Nikolaus, dass er
nicht aus den Kindergärten verbannt wird. Ich bin froh, dass
Frankreichs Präsident Verständnis für die Schweizer gezeigt hat. Ich
finde es schlecht, dass die Politiker in Österreich bis hin zum
Bundespräsidenten Heinz Fischer so abgehoben sind, dass sie eine
Politik betreiben, die völlig an der Bevölkerung vorbeigeht. Fischer
spricht sich für Minarette aus und spricht damit gegen die
Bevölkerung. Korun: Warum werden Muslime von der FPÖ
ständig als zurückgeblieben dargestellt und ihre Weltanschauung
pauschal mit Demokratieunfähigkeit gleichgesetzt? Das ist
Verleumdung und Angstmache. Ich sehe, dass auf beiden Seiten, bei
Muslimen und Nicht-Muslimen wenig Information über den jeweiligen
anderen herrscht. Wir sollten als Gesellschaft das verändern. Moslems
sind in ihrer Einstellung zu Religion so vielfältig wie Christen. Da
gibt es Leute, die in die Moschee gehen, und genauso solche, die
quasi „Taufscheinmuslime“ sind und nie eine Moschee besuchen. Strache:
Ich gebe Ihnen recht, dass die Integration vorangetrieben werden
muss. Das Problem, das wir jetzt in Österreich wahrnehmen, ist nicht
mit den Moslems aus Ägypten oder aus dem Irak. Da gibt es kaum
Konflikte, sondern nur mit Moslems aus dem Raum der Türkei. Wir
müssen hinterfragen, warum es laut Studien bei 50 Prozent der
eingewanderten Türken keine Integrationsbereitschaft gibt. Darüber
sollten wir reden. Korun: Erstens ist die Zahl falsch und
zweitens beleidigen Sie damit alle Türken, die sich mustergültig
integriert haben.
Moderation: I. Metzger
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