Streit um Kriegsverbrecher
"Heldendenkmal" wird umgebaut
03.07.2012
Minister Darabos hat schon Totengedenkbücher und Kränze entfernen lassen.
Nach den Diskussionen um die Streichung eines Kriegsverbrechers aus den Totengedenkbüchern in der Krypta am Äußeren Burgtor, plant Verteidigungsminister Norbert Darabos (S) jetzt eine komplette inhaltliche und formale Umgestaltung der Innenräume des "Heldendenkmals", so der Pressesprecher des Ministers gegenüber der APA. Der Epitaph des Toten Soldaten, in dem der Bildhauer Wilhelm Frass angeblich eine Kapsel mit nationalsozialistischen Schriften versteckt haben soll, werde noch in den nächsten Wochen untersucht.
Mit dem Abbau der Vitrinen, der Entfernung der Kränze sowie der Kranzschleifen, der Gedenktafeln der Vereine und der Abbildung des Staatsvertrags sei der erste wichtige Schritt zur Umgestaltung bereits gesetzt worden, heißt es aus dem Büro des Ministers. Auch das elektronische Gedenkbuch für Gendarmerie und Polizei wird entfernt. Die Totengedenkbücher werden derzeit im Verteidigungsministerium zwischengelagert, sie sollen an das Kriegsarchiv weitergegeben und dort wissenschaftlich untersucht werden. Eine erneute Präsentation in der Krypta ist nicht vorgesehen.
Die nächste ganz konkrete Maßnahme sei die Untersuchung des Toten Soldaten mit Hilfe von Röntgen, Ultraschall und Knopflochkameras. Diese Techniken machen ein komplettes Abheben der Marmorfigur überflüssig. So soll einerseits dem Denkmalschutz Rechnung getragen werden, aber auch das Gerücht um die Kapseln mit nationalsozialistischen Inhalten abgeklärt werden. Jedes Jahr legen Bundespräsident und Bundesregierung am 26. Oktober in der Krypta Kränze nieder, um den Gefallenen der Weltkriege zu gedenken.
"Ziel ist es, ein würdevolles Gedenken an die Opfer der Weltkriege und des Faschismus zu ermöglichen", so der Pressesprecher der Verteidigungsministers, Stefan Hirsch. Dazu soll die Militärhistorische Denkmalkommission unter der Leitung des Historikers Dieter Binder von der Universität Graz in den kommenden Wochen ein Konzept für die Umgestaltung vorlegen. Auch Burghauptmannschaft und Bundesdenkmalamt werden einbezogen. Dabei geht es aufgrund des denkmalgeschützten Außenbereichs von Krypta und Weiheraum vor allem um die Umgestaltung der Innenräume.
Auch nach der Entfernung von Kränzen und Totengedenkbüchern bleibt die Krypta für die Öffentlichkeit zugänglich, nur in der Zeit der Untersuchung des Toten Soldaten ist sie geschlossen. Am 26. Oktober werde die Kranzniederlegung zum ersten Mal sicher ohne zweifelhafte Bezüge zum NS-Regime stattfinden, so Hirsch. Die Umgestaltung unter der Leitung der Denkmalkommission werde in mehreren Schritten Erfolgen, die noch über den Nationalfeiertag hinausgehen.