Tour durch die Länder, Kampf für Autos und gegen die Kickl–FPÖ.
Vor der EU–Wahl hatte man sich in der ÖVP bereits auf einen Kampf um Platz zwei eingestellt und fast resignativ nicht mehr an das Erreichen des ersten Platzes geglaubt. Seit aber die ÖVP am 9. Juni so knapp hinter der FPÖ lag, spielt die Kanzler–Partei jetzt für die Nationalratswahl am 29. September um Gold.
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ÖVP bereits im Wahlkampf
Dafür haben die Türkisen bereits ihren Wahlkampf gestartet. Bundeskanzler Karl Nehammer wird dafür im Sommer eine Tour zu den Bürgermeistern (seiner Partei) und durch alle Bundesländer machen. Denn genau das könne „uns helfen. Wir haben jetzt wieder motivierte Funktionäre und die meisten Bürgermeister. Sie sollen Wähler für uns motivieren“, sagt ein ÖVP–Stratege.
Auto, Sicherheit, Mitte als Schwerpunkte – Infight mit Grünen
Selbiges gelte für die Bünde – speziell den Bauernbund. Und dafür werde man auch weiter in den Infight mit den Grünen gehen. Diese kommen gerade im ländlichen Bereich in der Türkisen Klientel gar nicht gut an. Ein zentrales Thema für die ÖVP–Wahlkämpfer wird denn auch das Auto. Was für manche aus der Zeit gefallen scheint, ist für andere ein starkes Wahlmotiv, wie auch die französischen Parlamentswahlen gezeigt haben.
Gerade in ländlichen und kleineren Gebieten, sagen ÖVP–Strategen, sei sowohl der „Kampf für den Erhalt der Verbrennermotoren als auch das Auto an sich, eben essenziell“.
ÖVP konzentriert sich auf ländliche Regionen
Die Partei von Nehammer wird denn auch die größeren Städte – hier haben sie traditionell Schwierigkeiten – eher links liegen lassen und eben ihren Fokus auf ländliche Regionen legen. Speziell auf Niederösterreich – dort sind die meisten Wähler daheim – und Oberösterreich und Steiermark. „So können wir wieder Erste werden“, glaubt ein ÖVP–Spitzenmann.
Das würden auch Umfragen von Franz Sommer – dieser erhebt regelmäßig Daten für die ÖVP – zeigen, der bereits seit geraumer Zeit ein Kop–an–Kopf–Rennen zwischen Türkis und Blau sieht. Die FPÖ von Kickl liege derzeit auf 26 Prozent, die ÖVP bei 25 Prozent. Die SPÖ laut Sommer nur bei 21 Prozent.
Das Duell Nehammer–Kickl als Booster
Genau mit solchen Daten will die ÖVP demonstrieren, dass es ein Duell und keinen Dreikampf geben. Das direkte Match mit FPÖ–Chef Kickl sei schließlich ein wichtiger Motor für diesen Nationalratswahlkampf. Nehammer solle als „Mann der Mitte“ gegen den „radikalen Kickl“ positioniert werden.
Wer in der ÖVP für Pakt mit der FPÖ ist
In der ÖVP ist man in der Frage der FPÖ freilich gespalten. Während Nehammer selbst seine Ablehnung gegen Kickl ernst meint, gibt es Teile der Türkisen, die weiter eine Koalition mit den Blauen allen anderen Regierungsformen vorziehen würden. Ihr Kalkül: „Wenn wir Erste werden, dann wäre die Kickl–FPÖ als Juniorpartner ja nicht so ein Problem“. Sie glauben zudem, dass Kickl dann ohnehin nicht den Vizekanzler, sondern nur den Klubobmann geben würde. Ob Kickl wirklich so nach der Pfeife dieser ÖVP–Gruppen tanzen würde, bleibt abzuwarten.
Dieses Türkise Lager glaubt freilich auch, dass die republikanische Front – „alle gegen Le Pen“ – gegen die Schwesternpartei der FPÖ in Frankreich, dieser helfen werde die absolute Mehrheit im zweiten Durchgang der Parlamentswahlen zu erhalten. Ob sie sich da wohl nicht schwer verschätzen?