Fischer muss um seine Wiener Hochburg zittern, Rosenkranz hofft in Kärnten und im Westen darauf, eine Blamage verhindern zu können.
Die Wiederwahl von Bundespräsident Heinz Fischer gilt heute als sicher. Umso mehr konzentriert sich das Interesse auf die Wahlbeteiligung (s. Seite 5) und das Abschneiden der Kandidaten in den Bundesländern. Der Politikwissenschafter Peter Filzmaier (Uni Krems) erläutert im Gespräch mit ÖSTERREICH: „Es gibt für Bundespräsidentenwahlen eine klare Regel, die kaum ein Parteistratege zugeben wird: Das Gesamtergebnis wird in den vier großen Ländern Niederösterreich, Wien, Oberösterreich und Steiermark definiert. Bei den anderen Ländern geht es nur um ein rein symbolisches Ergebnis.“
Fischer: Zuletzt top in Wien, riskant in Tirol
Spannend wird vor
allem die Detailanalyse in den kommenden Landtagswahlen in den Bundesländern
Burgenland (am 30. Mai), Steiermark (am 26. September) und Wien (am 10.
Oktober). Bundespräsident Heinz Fischer liegt vor allem im roten Burgenland
gut im Rennen. Bei der vergangenen Präsidentenwahl 2004, als Fischer gegen
Benita Ferrero-Waldner angetreten ist, gab es für ihn in Wien mit 65,4 % das
beste Ergebnis.
Absoluter Fischer-Tiefpunkt war vor sechs Jahren Tirol mit 43 Prozent. Dort gab es diesmal einen besonders intensiven Wahlkampf. Strategen erwarten für FPÖ-Frau Barbara Rosenkranz in den westlichen Bundesländern wie Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten höhere Werte als in ihrem Heimatbundesland Niederösterreich, wo Christenchef Rudolf Gehring überdurchschnittlich punkten könnte.
Meinungsforscher rechnen mit ‚70er-Wert‘ für Fischer
OGM-Meinungsforscher
Peter Hajek sagt: „Heinz Fischer wird mit einem ziemlich hohen Prozentsatz
gewinnen, der wohl über 70 Prozent liegen wird. Die SPÖ wird versuchen, das
als einen Start der Erholung der Partei zu deuten.“
Und OGM-Chef Bachmayer wagt noch eine „persönliche“ (nicht umfragegestützte) Prognose, wie heute die Wahl ausgehen wird: Fischer soll demnach einen 70er-Prozent-Wert bekommen. Bei Rosenkranz und Gehring geht er von einem respektablen Ergebnis aus.
- Wien: Zittern für Strache und Fischer. Heinz Fischer hatte bei der Wahl 2004 mit 65,4 % in Wien den besten Wert. Hier muss der Präsident auch heute punkten– vor allem, weil Wien am 10. Oktober wählt. Aber auch Strache zittert: Er muss mit Rosenkranz über die 20 Prozent. Sonst beginnt sein Wien-Wahlkampf mit einem Debakel.
- OÖ: Hoffnung für Rosenkranz. Oberösterreich ist unter den großen Bundesländern jenes mit dem größten Potenzial für rechte Politik – hier entscheidet sich für Rosenkranz, ob sie in Richtung der 20-Prozent-Marke oder darüber marschiert – oder ob ihr durch ihr rechts-rechtes Image ein Totalabsturz droht.
- Kärnten: Testwahl für Blau-Orange. In Kärnten könnte Rosenkranz nach allen Umfragen das beste Länder-Ergebnis einfahren – und damit ihr Bundes-Resultat deutlich aufpolieren. Offen ist freilich, wie die Kärntner die Wiedervereinigung des Landes-BZÖ mit der FPÖ goutieren. Rosenkranz könnte dafür den Denkzettel erhalten.
- NÖ: Rosenkranz droht Total-Flop. In ihrer eigenen Heimat hat Barbara Rosenkranz einen schweren Stand – nur in Wien schnitt sie in den Umfragen noch schlechter ab als in NÖ. Durch die vielen Weißwähl-Aufrufe und die Enttäuschung der VP-Fans über das Nichtantreten Erwin Prölls droht hier der FP-Frau ein Totalabsturz.
- Steiermark: Hält rote Bastion? Fischers Heimatbundesland wird sich wohl klar für den Amtsinhaber entscheiden – die SP-Strategen zittern freilich darum, dass die Zahl der Weiß- und Nichtwähler explodieren könnte. Übertrifft deren Zahl die der aktiven Fischer-Wähler, ist für die Landeswahl im Herbst Feuer am SP-Dach.
- Tirol: Die große Werbeschlacht. Im schwarzen Tirol wurde am intensivsten gekämpft, denn hier liegt Rosenkranz in allen Umfragen deutlich über dem Bundesschnitt. Obwohl die Tiroler VP um LH Günther Platter geschlossen gegen Rosenkranz und Weißwählen auftrat, könnten viele Schwarze diesmal Blau wählen.
- Burgenland: Fischer-Heimspiel. Die Wahl im roten Kernland, in dem schon der Landtagswahlkampf für den 30. Mai anläuft, wird wohl zum Heimspiel für Heinz Fischer. Hier könnte er österreichweit das beste Ergebnis einfahren. Offen ist, ob Fischers Befürwortung der Errichtung eines Asylzentrums nach dem Eberau-Streit negativ wirkt.
- Salzburg: Chance für Rosenkranz. Die Strategen um Barbara Rosenkranz setzen in Salzburg (hier ist Rosenkranz aufgewachsen) große Hoffnung. Fischer hat in der Mozartstadt traditionell Probleme: Er lag 2004 (gegen Ferrero-Waldner) nur bei 44,95 Prozent. Der FP-Wahlkampf war hier besonders intensiv und aggressiv.
- Vorarlberg: Fischer will Absolute. Fischer hatte 2004 im Ländle nur 45,97 Prozent der Stimmen. Hier entscheidet sich, ob er sein Wahlziel, die Absolute in allen Ländern, erreicht. Zuletzt punktete die FPÖ hier mit einem rechts-rechten Kurs und antisemitischen Ressentiments – also durchaus einer Rosenkranz-ähnlichen Linie.