Er bleibt lieber Landeshauptmann in Niederösterreich.
Langjährige Vertraute des populärsten Landeshauptmanns im Land greifen zu einem Zitat von Julius Caesar, um die Entscheidung zu kommunizieren: „Alea iacta est“ – heißt: „Der Würfel ist geworfen!“ Im kleinen privaten Rahmen dürfte Erwin Pröll an diesem Wochenende die derzeit spannendste Frage der Innenpolitik entschieden haben: Er wird der Versuchung, als ÖVP-Kandidat gegen Heinz Fischer ins Rennen um die Hofburg zu gehen, nicht nachkommen.
Entschluss
Montag früh soll Pröll die wichtigsten Vertrauten von
seinem Entschluss informiert haben – oder ihnen zumindest seine Entscheidung
angedeutet haben: Er stehe hundertprozentig hinter dem Wunsch vieler
ÖVP-Landeschefs, dass die ÖVP einen eigenen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl
aufstellt – stehe aber selbst nicht zur Verfügung. Er wolle mit
hundertprozentiger Kraft Landeshauptmann von Niederösterreich bleiben.
„Die Entscheidung konkretisiert sich...“
Offizielle
Bestätigung für diese Entscheidung von Pröll gibt es noch keine. Im
Gegenteil – Pröll lässt auf Anfrage von ÖSTERREICH ausrichten: „Meine
Entscheidung habe ich definitiv noch nicht getroffen – aber sie
konkretisiert sich.“
Enge Weggefährten Prölls betonen aber im vertraulichen Gespräch: „Erwin Pröll hat in den vergangenen Wochen enorm viele Zuschriften, Mails und auch Anrufe mit der Bitte erhalten, Niederösterreich in der jetzt schwierigen wirtschaftlichen Situation nicht im Stich zu lassen.“
Fischer mit Chancen als Regierungs-Kandidat
Ein Berater sagt
sogar: „Es gibt begeisterte Pröll-Wähler in Niederösterreich, die allen
Ernstes sagen, sie würden im April Fischer wählen, damit Pröll als
Landeshauptmann dem Land erhalten bleibt.“
Ein Pröll-Vertrauter: „Der Erwin ist hin- und hergerissen zwischen der Chance, Fischer als Präsident abzulösen und das Amt in der Hofburg mit neuem Geist und Dynamik zu erfüllen – und der Verantwortung, die er als gewählter Landeshauptmann für Niederösterreich spürt. Sein Bundesland lässt man als Landesvater nicht im Stich!“
Entscheidung
Pröll wollte seine Entscheidung erst im November –
nach der Kandidatur-Bekanntgabe von Heinz Fischer – treffen. Jetzt
könnte Prölls Entschluss – so ÖVP-Insider
– schon heute oder morgen früh bekannt gegeben werden, um Vizekanzler Josef
Pröll bei seiner „Rede an die Nation“ am Mittwoch „freie Hand“ zu geben.
Attraktiver Kandidat
Pröll junior steht jetzt vor einer
schwierigen Entscheidung: Ohne Erwin Pröll fehlt ihm ein wirklich
attraktiver Kandidat für ein Hofburg-Duell mit Fischer. Damit verbessern
sich die Chancen des einstigen SPÖ-Kandidaten, bei seiner Wiederwahl als
„überparteilicher“ Kandidat beider Regierungs-Lager antreten zu können – und
keinen ÖVP-Gegenkandidaten zu erhalten.
Der Verzicht von Erwin Pröll auf die Präsidentschafts-Kandidatur dürfte nur mit einem Zugeständnis noch umzustimmen sein: „Wenn ihm die ÖVP das Signal gibt, dass er auch bei einer Kandidatur Landeshauptmann bleiben kann!“ Aber das scheint eher unrealistisch zu sein ...