"Wichtiger Partner"

Hofburg: Runder Tisch zu Lateinamerika

22.06.2011

Der Vizekanzler will das "Netzwerk zwischen den kontinenten" verdichten.

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© Reuters
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"Lateinamerika ist für Österreich und die gesamte Europäische Union in den vergangenen Jahren zu einem Partner von wachsender Bedeutung geworden." Das erklärte Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger (V) am Mittwoch im Rahmen der Eröffnung eines Runden Tisches zu Lateinamerika in der Hofburg.

Viele Ex-Politiker dabei
An dem sogenannten "Circulo de Montevideo" nahmen einer Aussendung zufolge mehrere frühere Staats- und Regierungschefs teil, unter anderem von Kolumbien (Belisario Betancur), Chile (Ricardo Lagos), Uruguay (Julio Maria Sanguinetti), Spanien (Felipe Gonzalez) sowie der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Jose Miguel Insulza.

Laut Spindelegger wird das "Potenzial unserer Beziehungen nicht annähernd" ausgeschöpft. Das Wiener Treffen biete eine "hervorragende Gelegenheit, um das Netzwerk zwischen unseren beiden Kontinenten weiter zu verdichten und neue Kooperationschancen auszuloten".

Spindelegger für gemeinsamen Wirtschaftsraum
Vor Vertretern der Politik, Wirtschaft, Internationalen Organisationen und der Zivilgesellschaft skizzierte Spindelegger seine Vorstellung der zukünftigen Zusammenarbeit mit Lateinamerika: "Unser langfristiges Ziel sollte ein gemeinsamer Wirtschaftsraum sein, der die Interessen beider Weltregionen im gleichen Maße unterstützt."

Mit dem ebenfalls derzeit in Wien laufenden Wiener Energieforum sei es in Kooperation mit der UNIDO gelungen, Synergieeffekte insbesondere in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu erzielen. "Wir sind bestrebt Wien als Drehscheibe für ein Netzwerk innovativer Energien unter Einbeziehung der in Wien ansässigen Internationalen Organisation zu positionieren", so der Außenminister.

Lateinamerika war "vergessener Kontinent"

Früher sei Lateinamerika der "vergessene Kontinent" gewesen, sagte Spindelegger. In den vergangenen Jahren habe es die Region jedoch mittels dem Übergang zu Demokratie und offenen Märkten zu einem starken Wachstum gebracht, Staaten wie Brasilien seien zu "Global Playern" geworden. Diese Transition sei durch eine Wirtschaftspolitik ermöglicht worden, die zu niedrigen Auslandsschulden, soliden öffentlichen Finanzen und einem straff regulierten Bankensektor geführt habe. "Unser langfristiges Ziel sollte ein gemeinsamer Wirtschaftsraum sein, der die Interessen beider Weltregionen im gleichen Maße unterstützt", sagte Spindelegger

"Lateinamerika ist ein Zentrum des globalen Wirtschaftswachstums", sagte Kandeh Yumkella, Chef der Organisation für Industrielle Entwicklung der Vereinten Nationen (UNIDO), die das Wiener Forum in Kooperation mit dem Außenamt veranstaltet. Die Region biete ein "neues Modell" des Wohlstands und der Gleichheit, unter dem mehr Menschen ein Leben unter annehmbaren Bedingungen möglich sei.

Podiumsdiskussion zu Wachstumschancen
Die den Reden Spindeleggers und Yumkellas folgende Podiumsdiskussionen befasste sich mit den Chancen Lateinamerikas auf nachhaltiges Wachstum. Es sei von größter Bedeutung, Generationen übergreifende Armut zu verhindern, sagte Rebeca Grynspan, ehemals Vize-Präsidentin von Costa Rica und nunmehr Associate Administrator des Entwicklungsprogrammes der Vereinten Nationen (UNDP). Zu einer Konsolidierung der neuen wirtschaftlichen Stärke Lateinamerikas sei es "noch ein weiter Weg."

Sanguinetti: "Viele Gründe zur Hoffnung"
Die Phase der Prosperität seit den 1990er Jahren sei eine grundsätzlich neue Erfahrung für die meisten Lateinamerikaner, pflichtete ihr Julio Sanguinetti bei, ehemals Präsident Uruguays. Nach dem wirtschaftlichen Nationalismus unter den Militärdiktaturen der 1970er und der Schuldenkrise in den 1980er Jahren gebe es wenig Erfahrung mit Stabilität und einem festen Institutionengefüge. "Es gibt viele Gründe zur Hoffnung, aber wir müssen realistisch bleiben", sagte Sanguinetti.

Es bedürfe nun einer Stärkung der internationalen Integration, um das wirtschaftliche Wachstum zu festigen, sagte Enrique Iglesias, ehemals Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank. Diese Nachricht sei besonders in Europa wichtig, wo man der Verbindung zu Lateinamerika wenig Beachtung schenke. "Europa hat - bis auf Spanien und Portugal - Lateinamerika nach den Ende des Kalten Krieges zugunsten von Osteuropa vernachlässigt", sagte Iglesias.
 

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