65 % gehen zur Wahl

Hofburg-Wahl: Rosenkranz tritt an

27.02.2010

In Niederösterreich wird Barbara Rosenkranz schon flächendeckend plakatiert.

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Am Dienstag wird Barbara Rosenkranz als Hofburg-Kandidatin präsentiert — sie soll vor allem in ländliche VP-Wählerschichten einbrechen.

Wien. Eigentlich wollte FPÖ-Chef Heinz Christian Strache bis Ende kommender Woche alles offen halten. Zu verlockend erschien es dem blauen Parteichef, am 25. April selbst gegen Bundespräsident Heinz Fischer in den Wahlkampf-Ring zu steigen. Doch dann überstürzten sich am Freitag die Ereignisse.

Freitag fiel Entscheidung für Barbara Rosenkranz
Strache verlegte die Parteivorstandssitzung auf Dienstag vor. Und nachdem die ersten für den FPÖ-Chef nicht eben schmeichelhaften Ergebnisse einer ÖSTERREICH-Umfrage in FPÖ-Kreise durchgesickert waren, fiel bei den Blauen die Entscheidung: Die niederösterreichische FPÖ-Landesrätin Barbara Rosenkranz wird Dienstagmittag nach der Parteivorstandssitzung als Kandidatin offiziell präsentiert. Sie hat die klare Mehrheit der Landesparteien schon lange hinter sich und wäre schon vergangen Woche fast gekürt worden. Doch Strache hatte noch Widerstand geleistet.

Am Ende blieb dem FPÖ-Chef aber nichts anderes übrig als aufzugeben: Die Werte für Strache in einer FPÖ-internen Umfrage aber auch in der ÖSTERREICH-Gallup-Erhebung waren einfach zu schwach: Nur 16 Prozent würde der FPÖ-Chef gegen Fischer erreichen und läge damit peinlicherweise unter den aktuellen Werten der FPÖ, die derzeit bei 22 Prozent hält. Strache wirkt nicht wie ein Bundespräsident – entsprechend ablehnend reagieren die Wähler.

Besser also Barbara Rosenkranz, die in der 1. Umfrage gegen Fischer auf immerhin 21 Prozent kommt und auf die Unterstützung eines Anti-EU-Kleinformates hoffen darf.

Ihr Anti-EU-Wahlkampf soll bis zu 5 Mio. € kosten
Die 51-Jährige Mutter von 10 Kindern aus Seebarn (Bezirk Korneuburg) steht schon voll im Wahlkampf. Seit Woche plakatiert die nö. FPÖ ihre Chefin im Gemeinderatswahlkampf wie eine Präsidentin: „Wir sind Heimat!“ Genau das ist der Stil, den FPÖ-Stratege Herbert Kickl für die Rosenkranz-Kampagne geplant hat. Kosten: 3,5 Mio. € – FP-Insider rechnen sogar mit fünf Millionen Euro.

  • Anti-Ausländer: Im Ton moderat fährt sie aber einen radikalen Anti-Ausländerkurs. Motto: Am liebsten alle wieder heimschicken.
  • Anti-EU: In rechten Anti-EU-Kreisen gilt sie als Heilige, stimmte sie doch 2006 als einzige Parlamentsabgeordnete gegen den EU-Verfassungsvertrag. Ein Angebot an VP-Wähler aus dem EU-kritischen Westen.
  • Heimat & Familie: Mit ihrem extrem konservativen Familienbild – auch als Landesrätin bezeichnet sie sich als „Hausfrau“ – soll Rosenkranz vor allem in ländlich-konservativen ÖVP-Kreisen wildern und langfristig an die FPÖ binden.

Ihre Achillesferse: Rechts-rechter Ehemann Horst

Doch das Privatleben ist auch ihre Achillesferse: Sie ist verheiratet mit Horst Jakob Rosenkranz, dessen extrem rechte Liste „Nein zur Ausländerflut“ 1990 wegen NS-Wiederbetätigung von der Nationalratswahl ausgeschlossen wurde. 1995 nannte der Autor Hans-Henning Scharsach Barbara Rosenkranz deshalb „Kellernazi“ – und wurde 2003 vom EGMR in Straßburg vom Vorwurf freigesprochen, dies sei verleumdend gewesen.

„Grenzen dicht – dafür trete ich ein“

ÖSTERREICH: Sie sind schon in ganz NÖ für die Gemeinderatswahl plakatiert. Was bewegt die Menschen?
Barbara Rosenkranz: Das Thema, das die Leute am stärksten bewegt, ist ganz klar die Sicherheit. Das kommt immer als erstes.
ÖSTERREICH: Was können Sie den Menschen anbieten?
Rosenkranz: Ich halte nichts davon, die Dinge mit Scheuklappen zu betrachten. Die Übergriffe sind massiv gestiegen, das ist nicht nur Einbildung. Und es bringt nichts, wenn man meint, jeder Haushalt müsse plötzlich eine Festung sein. Und dass wir das Problem seit den offenen Grenzen haben, ist bekannt.
ÖSTERREICH: Das ist nicht die Lösung des Problems, sondern nur eine Feststellung…
Rosenkranz: Wir haben innerhalb des Schengenvertrages Möglichkeiten, wieder Grenzkontrollen einzuführen. Dafür bin ich und dafür werde ich mich einsetzen. Diese Grenzkontrollen sind eine wirksame Methode und ich finde, es ist an der Zeit, diese auch umzusetzen.
ÖSTERREICH: Wie bei der EURO auf Zeit beschränkt?
Rosenkranz: Eine solche Möglichkeit sollte nicht nur für Großevents gelten, die tagtägliche Sicherheit ist wichtiger. Wenn die öffentliche Ordnung bedroht ist, kann man Grenzkontrollen temporär wieder einführen. Und wenn ich mir ansehe, dass Banden zu uns kommen, unsere Häuser ausrauben und wir sie dann sogar noch mit der Beute wieder nach Hause fahren lassen müssen – das ist ja ungeheuerlich geworden.
ÖSTERREICH: Was aber, wenn Sie als Kandidatin für die Hofburg ins Rennen geschickt werden? Enttäuschen Sie damit nicht ganz Niederösterreich, wenn Sie sich gerade im Wahlkampf so eingebracht haben?
Rosenkranz: Dazu möchte ich mich noch nicht äußern, die Entscheidung fällt ja erst am Dienstag. Aber klar ist, dass ich ja nicht für die Gemeinderatswahlen kandidiere. Ich stelle nur die Kandidaten vor und unterstütze sie.
ÖSTERREICH: Sie haben neben ihrem Job als Politikerin vor allem privat eine außergewöhnliche Situation. Sie haben zehn Kinder. Wie geht sich das aus neben dem Vollzeitjob in der Politik?
Rosenkranz: Die Familie kommt für mich an erster Stelle, das war bei uns immer so. Und es ist auch nach wie vor so. Ich kann mir die Zeit einteilen, kann mich gut organisieren, aber das ist eine klare Priorität.
ÖSTERREICH: Verliert man bei zehn Kindern nicht den Überblick? Wissen Sie die Namen und das Alter aller Kinder so ganz spontan?
RosenKranz: (lacht) Ich weiß sogar das Geburtsgewicht, aber das wäre wohl zuviel. Also, das sind Hedda (30), Horst (28), Arne (25), Mechthild (24), Hildrun (22), Volker (20), Sonnhild (17), Alwine (15), Ute (13) und der Wolf ist acht Jahre.
ÖSTERREICH: Und trifft sich diese riesige Familie eigentlich auch regelmäßig oder eben nur zu Weihnachten? Es gibt ja nicht einmal ein aktuelles Bild von Ihrer Familie.
Rosenkranz: Ja, stimmt, es gibt nur ältere Bilder. Aber diese Familie trifft sich jeden Sonntag. Und dabei geht das gar nicht von uns, also meinem Mann und mir aus, sondern von den Kindern. Das darf man nur mit Entschuldigung fehlen, so streng sind die Kinder.
ÖSTERREICH: Und Sie müssen jeden Sonntag für die ganze große Familie kochen?
Rosenkranz: Naja, ich fange meistens am Vormittag mit den Kindern, die noch zu Hause leben an und dann trudeln alle langsam ein und helfen natürlich mit. Das ist nicht mit Bedienung, sondern da tut jeder was. Die Burschen sind meistens im Service, das hat sich so eingependelt.

Interview: Barbara Haas

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