Auf Einladung des IKG-Präsidenten Oskar Deutsch besuchte Van der Bellen am Montag den Campus der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in Wien. Deutsch warb dabei für den Amtsinhaber – und schoss scharf gegen FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz.
Nach dem Besuch des hippen Wiener Würstelstandes im adretten achten Bezirk hat sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Montag zum Wahlkämpfen auf gänzlich anderes Terrain begeben: Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) besuchte der Amtsinhaber den Wiener Großmarkt, den wichtigsten Lebensmittel-Umschlagplatz des Landes. Danach besuchte Van der Bellen auch noch den Campus der Israelitischen Kultusgemeinde.
Van der Bellen mahnte bei dieser Gelegenheit die möglichst rasche Umsetzung von Maßnahmen gegen Antisemitismus ein. "Leider ist der grassierende Antisemitismus in Österreich noch nicht überwunden - im Gegenteil. Auch im laufenden Präsidentschaftswahlkampf kommt es zu antisemitischen Äußerungen, etwa in den Sozialen Medien. Gerade auch bei Hass im Netz ist ein entschlossenes Handeln des Rechtsstaats geboten", sagte der Bundespräsident, der vom IKG-Präsident explizit unterstützt wurde.
Deutsch ruft zur Wahl Van der Bellens auf
"Gerade jetzt, in einer Zeitenwende, mit Krieg und extremer Inflation, drohenden gesellschaftlichen Verwerfungen und rechtsextremer Mobilisierung in ganz Europa, setzt Alexander Van der Bellen mit diesem Besuch ein Zeichen für die Vielfalt, für das Verbindende, für das moderne Österreich. Ich habe keinen Zweifel daran, dass er wiedergewählt wird - wenn alle zur Wahl gehen, denen diese Werte auch wichtig sind", sagte Deutsch.
Deftige Worte gegen FPÖ-Mann Rosenkranz
Heftige Kritik übte der IKG-Präsident am FPÖ-Kandidaten Walter Rosenkranz. Dieser ist für ihn ein "brauner Wolf im blauen Schafspelz", der die Nazi-Verbrechen seiner Burschenschafter verharmlose. "Darauf kann es nur eine Antwort geben: Eine Stimme für Alexander Van der Bellen." Deutsch nahm damit Bezug darauf, dass Rosenkranz in einem Beitrag für den 2009 erschienenen Sammelband "150 Jahre Burschenschaften in Österreich" in einer Auflistung von "Burschenschaftern als Leistungsträger" zwischen 1918 und 1938 auch Männer mit explizit nationalsozialistischer Gesinnung genannt hatte.
In einem Facebook-Posting legte Deutsch dann sogar noch nach und forderte Rosenkranz auch noch zum Rücktritt auf. "Herr Rosenkranz ist nicht nur ungeeignet für das Amt des Bundespräsidenten, er sollte als Volksanwalt zurücktreten!", wetterte der IKG-Präsident gegen den blauen Hofburg-Kandidaten.