Die Freiheitlichen holen zum Rundumschlag gegen Regierung und Bundespräsident aus.
Den Auftakt in den Intensiv-Wahlkampf für die Hofburg-Wahl hat die FPÖ am Samstag auf dem Welser Volksfest in gewohnter Manier begangen: Parteichef Herbert Kickl holte zum Rundumschlag gegen die Bundesregierung aus. Bundespräsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz sparte vor allem nicht mit Kritik am amtierenden Staatsoberhaupt Alexander Van der Bellen.
Empfangen wurden sie in Wels von Bürgermeister Andreas Rabl und Oberösterreichs LH-Stellvertreter Manfred Haimbuchner. Auch wenn die beiden oö. FPÖ-Politiker mit Regierungsverantwortung nicht unbedingt den polternden Oppositionskurs ihres Bundesparteiobmanns teilen, marschierten sie in loyaler Eintracht mit Kickl und Rosenkranz durch ein Meer von Rot-Weiß-Rot-Fahnen zur Bühne im Festzelt.
"Blaues Wunder"
Haimbuchner ließ keinen Zweifel an Oberösterreich als blaue Hochburg, stammen doch von den 18.500 Unterstützungserklärungen für Rosenkranz mehr als ein Viertel aus "seinem" Bundesland. Er rechne mit einem "interessanten Wahlkampf", an dessen Ende" am 9. Oktober man "unter Umständen ein blaues Wunder" erlebe. Er wolle aber auch eine "seriöse Diskussion über Höchstalter für bestimme Ämter in dieser Republik" führen, meinte er mit Blick auf das neuerliche Antreten des 78-jährigen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen zur Hofburg-Wahl.
"Holen wir uns unser Österreich zurück", versprach Volksanwalt Rosenkranz gemäß dem Motto der Veranstaltung und dem in Wels anwesenden, vorangegangen Hofburg-Kandidaten Norbert Hofer. Er stellte gleich einmal klar: "Ich bin Freiheitlicher und werde es auch bleiben." Und: "Ich werde im Land präsent sein." Van der Bellen sei "nicht derjenige, der sich für Euch einsetzt", rief er den laut Bürgermeister Rabl 4.000 Anhängern zu. "Daher muss er am 9. Oktober zumindest einmal in die Stichwahl kommen." Vorher erwartet sich Rosenkranz, dass das Staatsoberhaupt doch "noch umdenkt", und mit ihm im TV diskutiert.
Kritik an Van der Bellen
Laut dem blauen Volksanwalt würden es nicht nur er sondern auch die anderen fünf Bundespräsidentschaftskandidaten besser machen als der amtierende. Sei es zum Thema Gesundheitspolitik, wo er Gesetze unterschrieben habe, die nachträglich als "verfassungswidrig erkannt wurden". Es sei ein "unerhörter Zustand, dass unsere Regierung nicht mehr auf die Verfassung Rücksicht nimmt".
Wegen der Teuerung befinde sich Österreich in einer "Notsituation". Daher werde er "kompromisslos für Österreich" eintreten und "uns unsere Neutralität zurückholen", versprach er. "Die Chance", dass er als Bundespräsident die aktuelle Regierung entlassen würde, stehe bei "über 50 Prozent".
Zuvor hatte schon Bundesparteiobmann Kickl im Bierzelt die Lage der Nation aus blauer Sicht dargelegt. Zur Filmmusik von Winnetou - laut Kickl "noch eine anständige Rothaut, die tausendmal lieber die Friedenspfeife raucht als das Kriegsbeil ausgräbt" - trat er in der "tollen Stadt auf die tolle Bühne". Richtig "Gänsehaut" habe er bei der Melodie bekommen, denn die aufspielende John Otti Band mache sich möglicherweise strafbar wegen des "schweren Delikts der kulturellen Aneignung".
"Bleichgesicht Ludwig"
Beim "Bleichgesicht Ludwig", Wiens SPÖ-Bürgermeister, ortete er "Schamlosigkeit" im Hinblick auf die Teuerungen bei den Gebühren. Die Schwarzen seien nicht besser, die "Illegale aus dem Ausland hofieren". Von den Grünen habe sich Kanzler Karl Nehammer in einen "sinnlosen Wirtschaftskrieg" führen lassen.
Die Aufgabe der Blauen sei es laut Kickl, das Ruder herumzureißen". Dazu müsse "ein Mann Bundespräsident werden: Walter Rosenkranz - ein Jungspund, der mit 60 Jahren im Körper eins 30-Jährigen steckt" und kein Alexander Van der Bellen oder besser "Van der Biden". Und der Parteichef hängte gleich auch noch den nächsten Schritt an: Mit einem freiheitlichen Bundeskanzler werde "wieder Politik für die schweigende Mehrheit gemacht".