Konfrontation

Wallentin vs. Grosz: Das große Hofburg-Duell auf oe24.TV

23.09.2022

Ex-„Krone-Kolumnist“ Tassilo Wallentin & Politblogger Gerald Grosz im Präsidenten-Duell.

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Konfrontation blieb aus, beide Kandidaten wollen das Amt aktiver anlegen und üben scharfe Kritik an ORF-Interviews.

oe24.TV: Warum kandidieren Sie für das Amt des Bundespräsidenten?

Tassilo Wallentin: Ich habe diese Krisen seit zehn Jahren journalistisch bearbeitet und auch Lösungen angeboten. Irgendwann steht man vor der Frage, beschreibt man die Zustände oder versucht man, aktiv etwas dagegen zu tun. Darum habe ich mit entschlossen, zu kandidieren. Wir brauchen einen aktiven, unabhängigen Präsidenten als Gegengewicht zur Bundesregierung.

Gerald Grosz: Zweieinhalb Jahre Corona mit Grundrechtsbrüchen, Impfpflichtdebatte, fünfzehn Regierungswechsel – Van der Bellen hat das alles mitgetragen, in Wahrheit befördert. Aus diesen Gründen habe ich mich im Jänner entschieden, gegen diesen Amtsinhaber anzutreten. Denn er ist der Bewahrer dieses politischen Systems in Österreich.

oe24.TV: Im ORF wurden Sie beide an die Wand genagelt, der Amtsinhaber dagegen abgestreichelt – ist der Wahlkampf hier etwas schief?

Grosz: Für mich war das Interview von Tassilo Wallentin mit Armin Wolf ein entscheidender Punkt. So ein abgrundtiefer Hass gegenüber einem ­Kandidaten – das war wie ein Verhör. Dieser ORF – allen voran bei dieser Wahl – ist ein Schamstück, ich überlege mir sehr genau, ob ich an anderen Formaten überhaupt noch teilnehme.

Wallentin: Ich teile die Analyse von Gerald Grosz. Man hat ihm dort keine einzige Frage zur Kandidatur gestellt, man wird dort mit Vorwürfen zugeschüttet. Offensichtlich hat man beim ORF die Tendenz, die Herausforderer in ein besonders unvorteilhaftes Licht zu rücken.

oe24.TV: Was wollen Sie inhaltlich im Amt anders machen als Van der Bellen?

Grosz: Die Regierung bekommt von mir den blauen Zettel. Am Tag meiner Angelobung werde ich die ­Regierung entlassen, dazu habe ich mich unter Eid ­notariell verpflichtet. Das wird die erste Amtshandlung. Dann werde ich eine Übergangsregierung angeloben und Neuwahlen planen. Es darf kein Vakuum entstehen.

Wallentin: Alleine dass mit mir dann jemand im Amt ist, der nicht mit der Regierung verhabert ist, wird die Koalition in Schwung bringen. Wenn das nicht der Fall ist und es keine ausreichenden Konzepte gibt, ist die Notbremse zu ziehen und als verfassungsmäßiges Recht die Regierung zu entlassen und baldige Neuwahlen herbeizuführen.

oe24.TV: Sie wollen beide ein Aus der EU-Sanktionen gegen Russland – und auch aus der EU austreten?

Wallentin: Aus jedem Vertrag kann man aussteigen, wenn sich die Umstände gravierend geändert haben. Ein EU-Austritt ist ­immer möglich. Die EU hat sich in den letzten Jahren in eine schlechte Richtung entwickelt. Eine Krise ist aber auch immer eine Chance. Der Zugang müsste jetzt sein, die EU aus dem Inneren zu ­verändern. Eine Volksabstimmung dazu jetzt finde ich zu verfrüht. Bei den Sanktionen muss Österreich als neu­trales Land einen Sonderweg fahren und die EU-Sanktionen stoppen. Dazu bräuchte es eine Volksabstimmung.

Grosz: Sie liegen in ihrer Analyse richtig, aber warum verlässt Sie der Mut zur richtigen Therapie? Diese EU hat in der Finanzkrise einen Hochverrat an den Vermögen der Nationalstaaten begangen. Die Flüchtlingskrise 2015 ist sieben Jahre her, trotzdem hat man es immer noch nicht geschafft, die Außengrenzen zu schützen. Die Sanktionen stellen einen Wirtschaftskrieg gegen die eigenen Bürger dar. Da brauche ich keine Volks­abstimmung, sondern treffe die Entscheidung für das Aus. Seit 23 Jahren versuchen Staaten, die EU aus dem Inneren zu reformieren, nichts ist geschehen. Daher muss man den Menschen die Möglichkeit geben, über den Austritt aus der EU zu entscheiden.

oe24.TV: Warum soll Amtsinhaber Alexander Van der Bellen abgewählt werden?

Grosz: Weil er mutlos ist. Wahrscheinlich analysiert er auch richtig, hat aber keine Kraft mehr, tätig zu werden. Aus den USA richtet er uns aus, dass man ihn eh kennt. Dann könnten wir uns auch die Wahlen sparen. Da kommt sein wahrer Kern heraus.

Wallentin: Weil er passiv ist, amtsmüde wirkt und das falsche Amtsverständnis hat. Er steht den Ereignissen hilflos gegenüber. Ich glaube auch nicht, dass er uns gut durch die Zustände geführt hat, ganz im Gegenteil: Er hat dazu geführt, dass wir jetzt in dem Extremszenario enden werden, weil er Teil des etablierten Politikbetriebs ist. Einen untauglichen Minister durch den nächsten zu ersetzen, war für mich niemals eine Leistung seinerseits. Bereits da hätte ich mir von ihm erwartet, ein ernstes Gespräch mit der Regierung zu führen, ob sie überhaupt in der Lage ist, dieses Land zu regieren.

oe24.TV: Was ist der wichtigste Punkt Ihres Programms neben EU-Themen?

Grosz: Die Ablösung der Regierung und die Ausrufung von Neuwahlen, das sind meine zwei wichtigsten Punkte. Zusätzlich will ich mich an die Spitze einer Bewegung für das Aus der GIS-Gebühren stellen und sie abschaffen.

Wallentin: Der wichtigste Punkt ist, Österreich ins Positive zu verändern. Das ist möglich, wir haben dringende Krisen, die Lösungen sind aber da, wir müssen sie nur wahrnehmen. Es ist möglich, Österreich einfach und stabil zu regieren, wir können mutig in die neuen Zeiten.

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