"Macht braucht Kontrolle"

Hofer geht mit Klestil-Slogan in Hofburgwahl

24.08.2016

Hat Norbert Hofer vom Ex-Präsidenten abgeschrieben? Die FPÖ behauptet nicht. 

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© FPÖ
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Der von Norbert Hofer (FPÖ) gewählte Stichwahl-Slogan "Macht braucht Kontrolle" ist alles andere als neu. Schon vor 24 Jahren zog ÖVP-Kandidat Thomas Klestil damit in den zweiten Wahlgang - und setzte sich gegen den Stichwahl-Ersten Rudolf Streicher (SPÖ) durch. Die zweite von Generalsekretär Herbert Kickl am Mittwoch präsentierte Botschaft auf den Plakaten lautet: "Österreich braucht Sicherheit".

Von einer Kopie will die FPÖ jedoch nicht sprechen. Sie reklamierte den Slogan trotzdem für sich – sie hätte ihn schon 1973 (!) verwendet. Da war Kickl gerade einmal fünf Jahre alt.

Kein Signal an ÖVP-Wähler

Kickl betonte bei der Plakatpräsentation am Mittwoch jedoch, dass die Verwendung dieses Slogans kein Signal an ÖVP-Wähler sei, sondern ein Signal an den Hausverstand. Dahinter stehe das Amtsverständnis, erläuterte der Wahlkampfleiter Kickl. Norbert Hofer sehe sich als "notwendiges Gegengewicht zum Machtkartell". Das einzige Konzept seines Gegenkandidaten Alexander Van der Bellen sei es hingegen, die FPÖ und Hofer zu verhindern. Damit mache er sich zum Teil des Systems, dass alles so weiter gehe wie bisher. Außerdem wolle er die FPÖ auch als stimmenstärkste Partei in der Regierung verhindern. Deshalb sei Kontrolle wichtiger denn je und diese würde durch Hofer gewährleistet, meinte Kickl.

Auch die zweite Botschaft - "Österreich braucht Sicherheit" - auf Plakaten mit Hofer vor einer rot-weiß-roten Fahne verband Kickl mit heftigen Attacken gegen Van der Bellen. Während Hofer ein "Garant für Sicherheit" sei, stehe der von den Grünen unterstütze Kandidat für ein Fortsetzung von "falscher Toleranz". Österreich brauche angesichts der Vorgänge in der Türkei einen Bundespräsidenten, der Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) den Rücken stärkt, statt ihm in den Rücken zu fallen, meinte Kickl.

Klestil wäre nicht glücklich über Nachfolger

Besonders glücklich wäre Klestil über den Nachahmer wohl nicht. Denn Schwarz-Blau gelobte er 2000 sichtbar wider Willen an.

Mit steinerner Miene gelobte Klestil am 4. Februar 2000 die von ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel und Jörg Haider (FPÖ) eingefädelte schwarz-blaue Koalition an. Zwei FPÖ-Politiker - Hilmar Kabas und Thomas Prinzhorn - hatte er zuvor von der Ministerliste gestrichen. Und zuvor schon unumwunden erklärt, dass er dies "nicht aus persönlicher Überzeugung (tue), denn ich fürchte, dass Österreich international Schaden zugefügt wird".

Haider gab indirekt Wahlempfehlung für Klestil

Dabei hatte Haider 1992 eine indirekte Wahlempfehlung für Klestil ausgegeben - für die Stichwahl, in die der ÖVP-Kandidat als Zweiter zog, mit mehr als drei Prozentpunkten Abstand zu Streicher. Mit seinem Slogan "Macht braucht Kontrolle" gelang es Klestil aber besser als dem SPÖ-Kandidaten, die blauen Wähler für sich zu gewinnen. Mit Haiders indirekter Wahlempfehlung sicherte sich Klestil am 24. Mai 1992 mit 56,9 Prozent den Einzug in die Hofburg. Am ersten Jahrestag der Amtseinführung erschien ein biografisches Buch mit dem Titel "Thomas Klestil - Macht braucht Kontrolle".

1998 ging Klestil als unabhängiger (und in der ÖVP nicht mehr reihum beliebter) Kandidat mit 63,5 Prozent - ohne SPÖ-Kontrahenten - die zweite Amtszeit. Zwei Tage vor deren Ende, am 6. Juli 2004, starb Klestil. Sein Nachfolger war Heinz Fischer, den jetzt Hofer mit der - nach seiner Anfechtung - zu wiederholenden Stichwahl am 2. Oktober beerben möchte.
 

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