Trotz Kritik
Hohe Hürden für Studenten in Wien
16.06.2011
Es müssen mehr Prüfungen als an jeder andere Uni abgelegt werden.
Die Universität Wien, mit knapp 90.000 Studenten die mit Abstand größte Uni des Landes, stellt ab Herbst für Studienanfänger hohe Hürden auf. In der neuen Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) müssen im ersten Semester Prüfungen im Ausmaß von 15 bis maximal 30 ECTS-Punkten absolviert werden, mehr als an den meisten anderen Unis. Zudem dürfen die Prüfungen nur einmal wiederholt werden. Diese Regelungen gelten für neue Studierende ebenso wie für jene, die ihr Studium wechseln oder ein weiteres Studium neu beginnen.
Studenten sollen mit der STEOP "am Beginn des Studiums eine realistische Einschätzung bekommen ob einerseits die Studieninhalte mit den persönlichen Erwartungen an das Studium übereinstimmen sowie andererseits, ob die Anforderungen für das Studium erreicht werden können", erklärte die Vizerektorin für Studierende und Weiterbildung, Christa Schnabl, am Donnerstag in einer Aussendung. Erst wenn alle Prüfungen der STEOP positiv absolviert wurden, können weitere Lehrveranstaltungen und Prüfungen absolviert werden.
Online-Anmeldung
Studenten müssen sich künftig vor der Zulassung zum Studium online anmelden. An der Uni Wien beginnt die Anmeldefrist für das Wintersemester 2011/12 am 4. Juli und geht - wie an allen Unis - bis 31. August. Zuvor sollten sich Interessierte umfassend über die angebotenen Studien informieren, empfiehlt Schnabl. Erst nach der Online-Anmeldung kann man persönlich die Zulassung zum Studium vornehmen.
Unberührt von diesen neuen Regelungen bleiben die Bachelorstudien Psychologie sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, wo es Aufnahmeverfahren gibt. Die Anmeldung und Zulassung für diese beiden Studien muss bis 5. August erfolgen.
Andere Unis gehen völlig anders mit den neuen Regelungen um: Die Technische Universität (TU) Wien verzichtet auf die Voranmeldung. Diese würde nur Aufwand bedeuten und keinen höheren Prognosewert liefern, da sich Studenten überall anmelden könnten, begründete ein Sprecher diesen Rektoratsbeschluss. Zudem hat sich die TU entschlossen, einen zusätzlichen Prüfungsantritt in der STEOP zu ermöglichen, Studenten können dort also zwei Mal wiederholen.
"Ziviler Ungehorsam"
An der Universität für Bodenkultur (Boku) empfiehlt man angehenden Studenten, sich im Zweifelsfall an mehreren Unis bzw. für mehrere Studien voranzumelden, weil diese Voranmeldung zu nichts verpflichte, aber die Möglichkeit zur Aufnahme des betreffenden Studiums schaffe. Boku und TU Wien bekamen für diesen "zivilen Ungehorsam" bei der Voranmeldung am Donnerstag Lob von der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH). Die Studentenvertreter kritisierten das "schwachsinnige Gesetz" und die "schikanöse neue Regelung". Besonders stört sie auch, dass nur Maturanten über diese neue Maßnahme informiert werden. 50 Prozent der Studienanfänger würden aber nicht direkt von der Schule kommen und nichts über die notwendige Voranmeldung wissen. "Tausende Studierwillige werden im Herbst vor verschlossenen Türen stehen", so die ÖH-Vertreter.
Im Wissenschaftsministerium wird hingegen auf umfassende Informationsmaßnahmen verwiesen. Es gebe diverse direkte Angebote für die gesamte Zielgruppe, außerdem Informationen auf einer Homepage und Inserate gemeinsam mit der Universitätenkonferenz (uniko).