Im großen ÖSTERREICH-Interview kündigt Justizministerin Claudia Bandion-Ortner die Homo-Ehe und mehr Transparenz in der Justiz an.
ÖSTERREICH: Wann wird es das Gesetz für die Homo-Ehe
geben?
Claudia
Bandion-Ortner: In zwei bis drei Wochen liegt der Entwurf vor, am 3.
Dezember kommt er in den Justizausschuss. Und ab 1. Jänner 2010 soll, wenn
alles glatt läuft, das Gesetz zur eingetragenen Partnerschaft in Kraft sein.
Ich bin mittlerweile sehr zuversichtlich, dass es klappt.
ÖSTERREICH:
Wird es eine Zeremonie am Standesamt oder nur beim Notar geben?
Bandion-Ortner:
Die Frage der Zeremonie muss man nicht gesetzlich regeln. Der Ort ist noch
nicht entschieden. Es gibt ja mehrere Möglichkeiten, wie und wo man die
Verträge abschließen kann. Da greife ich den letzten Verhandlungen nicht vor.
ÖSTERREICH:
Kommt es zur völligen Gleichstellung mit heterosexuellen Paaren?
Bandion-Ortner:
Einer der Gründe für die leichte Verzögerung des Projekts ist, dass wir
Dutzende Gesetze ändern müssen, um etwa eine Gleichstellung beim Erbrecht
und anderen Materien zu erreichen. Aber eine völlige Gleichstellung ist
nicht geplant. Einzelne Bereiche werden naturgemäß anders sein. Es wird zum
Beispiel keine Adoption möglich sein.
ÖSTERREICH:
Zuletzt gab es wieder Kritik an der Justiz in den Fällen Meinl, wo sogar
eine Amtshaftungsklage ins Haus steht, und Buwog, wo monatelang nicht gegen
Meischberger und Co. ermittelt wurde. Ihre Reaktion?
Bandion-Ortner:
Die Wirtschafts-Fälle werden immer undurchschaubarer. Die einzige
Möglichkeit ist, Staatsanwälte besser auszubilden. Wir schaffen
Wirtschaftskompetenz-Zentren, die nur für die großen Wirtschaftscausen
zuständig sind.
ÖSTERREICH: Werden Sie Weisungen im
Fall Grasser erteilen?
Bandion-Ortner: Wer mich kennt weiß, dass
ich immer darauf achte, dass es weder einen Promi-Bonus noch einen Malus für
sie gibt. Ich sitze auch nicht ständig neben dem Staatsanwalt und schaue ihm
über die Schulter. Und sollte ich, was ich nicht vorhabe, irgendeine Weisung
erteilen, würde das sofort publik. Das stünde im Akt und müsste dem
Parlament berichtet werden. Ich appelliere da vor allem an die Medien, nicht
ständig vorab zu verurteilen oder frei zu sprechen.
ÖSTERREICH:
Aber es waren doch die Medien, die das System der für die Regierung
willfährigen Staatsanwälte aufdeckten, oder?
Bandion-Ortner:
Der Expertenrat, der die Fachaufsicht überprüft, wird bis Mitte Dezember
Ergebnisse vorlegen. Ich gehe davon aus, dass wir die Transparenz der
Verfahren verbessern werden. Ein für alle Mal: Staatsanwälte sind weder
Instrumente der Regierung noch der Opposition.