Prozess in Wien

Honsik zuckte im Gerichtssaal aus

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Dritter Verhandlungstag in Wien: Heute könnte das Urteil gegen Honsik fallen. Der Holocaust-Leugner rastete im Saal aus.

Der wegen Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz Angeklagte Gerd Honsik hat bei seinem Schwurprozess am Montag im Wiener Landesgericht die Beherrschung verloren.

Nachdem der Vorsitzende Andreas Böhm wiederholt seine recht wirren Beweisanträge großteils mangels Relevanz abgewiesen hatte - unter anderem wollte Honsik die Klassifizierung der Waffen-SS als verbrecherische Organisation widerlegen -, begann der 67-Jährige zu schreien und mit den Fäusten auf den Tisch zu trommeln. "Ich will mich verteidigen dürfen. Ich habe nix zu verlieren. Ich habe statistisch noch neun Jahre Lebenserwartung."

Relativierung der Auschwitzlüge
Der Angeklagte war mit zahlreichen Plastiksackerln und Büchern im Saal erschienen und wollte auch den Vorwurf, er hätte die Existenz der Gaskammern geleugnet, relativieren. Dazu brachte er den Auschwitzleugner Germar Rudolf ins Spiel: "Er bestreitet nur an den den Orten etwas, an denen er selbst geprüft hat." Deshalb bestreite auch er, Honsik, nicht pauschal die Existenz von Gaskammern, sondern die "präzise Formulierung in all den Jahren hätte lauten müssen: Es ist nur dort auszuschließen, wo ich es selbst geprüft habe." Sogar Karl Marx bemühte der Angeklagte in diesem Zusammenhang: "Aus der These und der Antithese ergibt sich die Synthese."

Wilde Spekulationen
Im Übrigen habe er sich nie im nationalsozialistischen Sinn wiederbetätigt. Der Paragraf h des Verbotsgesetzes, der die Leugnung der Gaskammern unter Strafe stellt, sei nur seinetwegen gemacht worden, "damit man jemanden auch verurteilen kann, wenn er kein Nazi ist", meinte Honsik.

Als der Angeklagte beweisen wollte, dass die Zeitgeschichtsschreibung vom US-Geheimdienst CIA manipuliert worden sei, wurde es dem Richter zu bunt: "Jetzt fallt´s mir langsam wirklich schwer, sie ernst zu nehmen", sagte Böhm.

Eskalation
Zur Eskalation kam es, als der Vorsitzende Honsiks These, dass sich die Bevölkerung in Österreich 1945 großteils nicht befreit gefühlt habe, ebenfalls nicht zuließ. "Wenn sie mir diesen Beweis auch noch abschneiden, dann ist das ein politischer Schauprozess", echauffierte sich der Angeklagte. "Ich habe ihnen schon einmal gesagt, halten sie sich zurück mit ihren Aussagen", entgegnete der Richter. Daraufhin kam es zu den Ausbrüchen Honsiks.

Verteidiger Herbert Schaller, gegen den laut Staatsanwaltschaft selbst ein Verfahren anhängig ist, unterstützte seinen Mandaten: "Er darf sich nicht verteidigen."

"Fühle mich als Sozialdemokrat"
Schließlich legte der Angeklagte sein Weltbild dar: "Ich zähle mich nicht zu den Nazis. Ich habe mich nie vom Nationalsozialismus distanziert, weil ich nicht dabei war. Ich differenziere mich davon." Er fühle sich als Sozialdemokrat, lehne aber auch "die Schulmeinung, die den Nationalsozialismus verteufelt, ab". Und auf die Frage Schallers, ob er jemals etwas geschrieben habe, von dem er nicht überzeugt gewesen sei, antwortet Honsik: "Nie in meinem Leben!"

Schaller kündigte zahlreiche Beweisanträge an. Wann sich die Geschworenen zur Beratungen zurückziehen, war gegen Mittag noch offen.

Honsik war Anfang der 90er Jahre nach Spanien geflüchtet, um sich der Haft nach einer Verurteilung wegen Wiederbetätigung zu entziehen. Mit einem EU-Haftbefehl war er schließlich nach Österreich ausgeliefert worden. Wegen in Spanien publizierter Aussagen zum Nationalsozialismus steht er nun wieder vor Gericht.

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