Einkommensschere
Hundstorfer lehnt Heinisch-Hosek-Plan ab
17.08.2009
Die SPÖ-Frauenministerin will, dass Firmen die Gehälter verpflichend offenlegen, andernfalls drohen Sanktionen. Ihr Parteifreund ist gegen dieses Vorhaben.
SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer erteilt seiner Parteikollegin Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek mit ihrer Forderung nach Strafen für Unternehmen mit großen Gehaltsunterschieden zwischen den Geschlechtern abermals eine Absage. Man setze bei der Gehältertransparenz nach wie vor auf Freiwilligkeit und sehe "vorläufig die Notwendigkeit nicht, dass man das mit der Sanktionskeule vorantreibt", sagt Hundstorfers Sprecher.
Keine Sanktionen
Die Forderung nach Transparenz bei den Gehältern
von Männern und Frauen unterstütze Hundstorfer, Sanktionen wolle man aber
derzeit nicht ins Auge fassen. Stattdessen verfolge Hundstorfer den Weg der
Freiwilligkeit und Bewusstseinsbildung, "wo wir auf eine gewisse Dynamik
hoffen". Man werde aber "über alles reden".
ÖVP-Marek auch dagegen
Christine Marek, ÖVP-Staatssekretärin
im Wirtschaftsministerium, ist ebenfalls gegen eine verpflichtende
Offenlegung von Gehältern und Sanktionen bei großen Unterschieden zwischen
der Bezahlung von Männern und Frauen. "Ich sehe das sehr kritisch",
so Marek zur Forderung von Heinisch-Hosek. Sie setzt auf Bewusstsein in den
Unternehmen und will vor allem bei der Ausbildung und Berufswahl der Frauen
ansetzen, so die Staatssekretärin.
"Andere Mentalität als die Schweden"
Das Modell
der verpflichtenden Gehaltsoffenlegung in Schweden, das Heinisch-Hosek als
Vorbild dient, sei zwar interessant, sie bezweifle aber, dass es sich in
Österreich umsetzen ließe, sagt Marek. "Wir haben eine andere
Mentalität als die Schweden - es ist in Österreich nicht üblich, über
Einkommen zu sprechen." Außerdem stelle sich die Frage, "ob
die Mitarbeiter das wollen".
Keine "Nivellierung nach unten"
Prinzipiell sehe sie
das Problem auch aus privatwirtschaftlicher Sicht: "Wer entscheidet,
was sachlich gerechtfertigt ist und was nicht?" Sie wolle keine "Nivellierung
nach unten", bei Gehältern müsse man schließlich auch Kompetenzen oder
Dienstzeiten berücksichtigen. Klar sei aber: "Eine ungleiche
Bezahlung nur aufgrund des Geschlechts ist eine Sauerei."
Ungleiche Bezahlung ist gesetzeswidrig
Trotzdem müsse man "aufpassen,
dass wir die Unternehmen, die ja schon mit dem Rücken zur Wand stehen, nicht
in die Defensive drängen". Marek will die Einkommensschere deshalb
mit Bewusstseinsbildung bekämpfen - "gesetzeswidrig ist ungleiche
Bezahlung ja jetzt schon". Ansetzen müsse man aber auch "massiv"
bei der Ausbildung und Berufswahl der Frauen sowie beim Thema Vereinbarkeit
von Familie und Beruf. Viele Frauen würden sich außerdem unterschätzen oder
nicht trauen, ein angemessenes Gehalt zu fordern, weshalb hier mehr
Information für Frauen notwendig sei.
"Frauenquote hilft nichts"
Auch im Hinblick auf
verpflichtende Quoten in Aufsichtsräten von börsenotierten Unternehmen ist
Marek skeptisch: "Eine Quote allein hilft nichts, man muss den Firmen
auch Instrumente bieten." In Norwegen gebe es beispielsweise eine
Datenbank, wo sich qualifizierte Frauen eintragen könnten und die
Unternehmen so auch über potenzielle Führungskräfte informiert würden. Ein
derartiges Instrument, um "Frauen namhaft zu machen", könne sie
sich für Österreich jedenfalls vorstellen, erklärt Marek. Bevor man aber
über "schärfere gesetzliche Notwendigkeiten" nachdenke,
solle man den Unternehmen zunächst Anreize bieten, Gleichbehandlung von sich
aus umzusetzen.