Ex-Hypo-Aufsichtsratschef Liebscher rechnet mit Finanzminister Spindelegger ab.
Liebscher bleibt beim „Du“ – das ist aber das einzig Nette, das im Rücktrittsschreiben des früheren Nationalbankers an Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) steht. Liebscher rechnet mit seinem Parteifreund gnadenlos ab:
- Insolvenz: Dass Spindelegger eine Pleite der Hypo weiter offen lasse, „schädigt die an sich schon schwierige Situation der Bank zusätzlich“ und lasse „bei Investoren Zweifel für den Finanzmarkt Österreich und dessen Reputation aufkommen. Werden doch damit Assoziationen mit Zypern geweckt“. Das betreffe gerade die von Spindelegger gewälzte Überlegung, „wie man Anleihegläubiger der Hypobank in ihren Rechten aushebeln kann“.
- Beschimpfung: Berichte, in denen er als „Versager“ oder „Verzögerer“ bezeichnet werde, habe „ich weder verdient noch notwendig“, schreibt Liebscher.
- Berater: Dass Spindelegger den Investmentbanker Dirk Notheis als Berater holt, „bestärkt mich in meiner Haltung“. Und abschließend: „Die (...) Entwicklungen sind in strategischer wie auch persönlicher Hinsicht für mich nicht mehr akzeptabel und auch nicht mehr zumutbar.“
Erster Vorschlag für Weisenrat
Nationalbankchef will Experten wie den Finnen Peter Nyberg für Hypo-Weisenrat.
Der von SPÖ und ÖVP geforderte „Weisenrat“ zur Aufarbeitung des Hypo-Debakels nimmt Gestalt an.eNB-Gouverneur Ewald Nowotny hat einen Namen im Visier, und zwar den Finnen Peter Nyberg. „Er hat den Bankensanierung in Irland aufgearbeitet, ein Finanzexperte von diesem Kaliber müsste es sein“, so OeNB-Sprecher Christian Gutlederer gegenüber ÖSTERREICH. Tatsächlich lieferte Nyberg den Iren einen beispielhaften Bericht, der im Internet abrufbar ist. SPÖ und ÖVP wollten indes am Dienstag den Antrag aller vier Oppositionsparteien auf Einsetzung eine Hypo-U-Ausschusses ab.
(gü)