Interview mit Irena Markovic

Ibiza-Maklerin packt aus: "Ich habe Angst"

06.12.2019

Sie ist wichtige Zeugin im Ibiza-Krimi: Irena Markovic, jene Maklerin, die den Kontakt mit der „Oligarchin“ hergestellt hat.

Zur Vollversion des Artikels

This browser does not support the video element.

Zur Vollversion des Artikels
Wien. Es gibt keine exklusivere Adresse: Stock-im-Eisen-Platz, Wiener City. Ein prachtvolles Palais. Blick auf Steffl und Nobelrestaurant Do & Co. Im Dachgeschoß das Büro der jungen Maklerin. Auf dem Teppich vorm Eingang der Name ihrer Firma. Markovic trägt beim Interview Jeans, knallrote Stiefeletten, die Haare hochgesteckt. Sie, die Ex-Society-Lady, die mit einem österreichischen Immobilien-Multimillionär verheiratet ist, lächelt, ist aber angespannt wie eine Feder, das ist zu spüren.
 
 

Erstes Treffen mit der Russin: »Sie war abweisend«

Irena Markovic im Interview mit oe24.TV.
 
oe24.TV: Sie sind Zeugin im Ibiza-Krimi, wie geht es Ihnen?
 
Irena Markovic: Nicht gut. Ich habe Angst vor diesen Leuten, die das eingefädelt haben. Da ist unglaublich viel kriminelle Energie. Auch finde ich es schlimm, was jetzt mit mir und meiner Karriere passiert. Mit 15 Jahren habe ich zu arbeiten begonnen. Jetzt sehe ich mein Image und meine Firma in Gefahr. Ich hoffe nur, dass das endlich aufhört und alles vorbei ist.
 
oe24.TV: Sie waren die Türöffnerin, haben die vermeintliche Oligarchin der ­Familie Gudenus vorgestellt. Haben Sie nie bemerkt, dass Sie benützt werden?
 
Markovic: Im Nachhinein ist man immer klüger. Ich bin heute noch komplett perplex, wie perfekt alle agiert haben. Das ist zu Beginn alles so gut rübergekommen.
 
© TZOe Artner
Treffen mit Ehepaar Gudenus
 
oe24.TV: Wie begann der Ibiza-Krimi?
 
Markovic: Ein bekannter ­Anwalt hat mich angerufen und vom Kauf des Gudenus-Grundstücks im Waldviertel gesprochen. Er hat nie von einer Oligarchennichte gesprochen, sondern von einer Russin, die in Österreich groß investieren will. Einerseits ist es um das Gudenus-Grundstück gegangen. In einem zweiten Schritt um 300 Millionen, die sie bei uns investieren wollte. So eine Chance bekommst du kein zweites Mal im Leben, hab’ ich mir damals gedacht.
 
oe24.TV: Was wissen Sie über die „Oligarchin“?
 
Markovic: Ich fand sie sehr hübsch. Sie ist groß, schlank, attraktiv. Anfang 30 dürfte sie sein. Schon beim ersten Treffen im Grand Hotel ist mir aber aufgefallen, dass ich der Dame nicht sehr sympathisch war. Sie hat es gemieden, mit mir zu sprechen. Auch hat sie meist russisch gesprochen, und ich kann kein Russisch. Ich spreche bloß Serbisch. Mit ihrem Begleiter kommunizierte sie auf Englisch. Sie war nur am Ehepaar Gudenus interessiert. In dieser Form habe ich das noch nie erlebt. Ich hab’ sogar um mein Geschäft gefürchtet, deshalb hab’ ich mit der Frau Gudenus einen Subvertrag aufgesetzt. Sie, die Oligarchin, wollte sogar, dass ich beim zweiten Treffen mit der Familie Gudenus nicht dabei sein soll. Heute weiß ich, dass es nur um die Kontaktaufnahme zur Familie Gudenus gegangen ist, nicht um einen Deal.
 
oe24.TV: Waren Sie deshalb misstrauisch gegenüber der Russin? Sie haben sie sogar versteckt mit dem Handy gefilmt?
 
Markovic: Ja, ich wollte mich einfach absichern, wir hatten ja keinen Maklervertrag. Ich hab’ befürchtet, dass ich letzt­lich nicht gebraucht werde.
 
oe24.TV: Als die Affäre platzte und das Video auftauchte, was passierte da?
 
Markovic: Ich war völlig perplex, das war surreal, mir fehlen noch heute die Worte. Frau Gudenus hat mich angerufen: „Das war eine Falle“, hat sie zu mir gesagt. Ich habe weder die Reichweite verstanden noch die Konsequenzen.
 
oe24.TV: Trotzdem haben Sie lange der Polizei nicht mitgeteilt, dass Sie ein Video von der Russin haben. Warum haben Sie geschwiegen?

Markovic: Die Behörden wissen den konkreten Grund, warum ich nichts vom Video erzählt habe. Näher möchte ich mich dazu nicht äußern. Da gibt es Gründe, warum ich das nicht mit der Öffentlichkeit teilen möchte.
 
oe24.TV: Aber das Ibiza-Video führte zur größten Polit-Explosion in dieser Republik.
 
Markovic: Nicht meinet­wegen. Ich kenne die Dimension, es ist fürchterlich, was passiert ist. Ich finde es aber auch fürchterlich, was mir widerfahren ist. Ich würde mich auch lieber 15 Stunden am Tag mit meiner Firma auseinandersetzen, wie ich es früher getan habe. Ich wurde in etwas hineingezogen, werde einvernommen. Gleichzeitig gibt es Leute, die zugegeben haben, dass sie dahinterstecken, und kein Mensch befasst sich mit diesen Leuten. Diese Logik verstehe ich nicht.
 
oe24.TV: Was erwarten Sie von der Polizei?
 
Markovic: Dass alles aufgedeckt wird.

R. Schmitt, K. Wendl 
Zur Vollversion des Artikels