Schwere Vorwürfe

Imame sollen in Österreich spionieren

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Ein aufgetauchtes Dokument soll beweisen, dass 100 Imame für Erdogan spionieren.

Die türkische Regierung setzt ihren Suche nach Mitgliedern der islamischen Gülen-Bewegung, die Ankara für den gescheiterten Juli-Putsch verantwortlich macht, nun auch im Ausland fort, berichtete die "Presse". Geistliche und Gläubige würden über die Auslandsniederlassungen der Religionsbehörde Diyanet aufgefordert, Anhänger des islamischen Predigers Fethullah Gülen zu melden. Über 100 Imame sollen in Österreich für Erdogan spionieren, heißt es in einem Dokument.

So habe das Religionsamt unter anderem die türkischen Auslandsvertretungen in Deutschland aufgefordert, Bericht zu erstatten, meldete "Die Welt" (Freitagsausgabe). Seit damals seien aus knapp 40 Ländern Dokumente bei einer parlamentarischen Kommission zur Untersuchung des Putschherganges eingelangt.

Auch der Religionsattache und der zuständige Botschaftsrat in Österreich hätten eine Analyse über die Aktivitäten der Gülen-Bewegung verfasst, berichtet die "Presse", der die Berichte vorliegen. Erwähnung fände dabei nicht nur die Zeitung "Zaman", sondern auch das Phönix Realgymnasium in Wien-Favoriten, das schon seit Jahren als Gülen-nah gilt.

Die Rolle des Salzburger Vereins Akasya werde in dem Bericht besonders betont. So werde die Verleihung eines Sport-Integrationspreis in Höhe von 1.000 Euro an dessen Mitglieder durch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) als Beispiel dafür angeführt, dass österreichische Behörden Gülen-Organisationen unterstützt hätten.

Innerhalb der türkischen Botschaft seien zwei Mitarbeiter, ein lang gedienter sowie ein kürzlich eingesetzter, wegen ihrer mutmaßlichen Nähe zu Gülen entlassen worden, hieße es im Bericht. Zudem habe man die Vereine der Türkisch Islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit (ATIB) gewarnt, dass Gülenisten die Organisation infiltrieren würden, und dass Auffälligkeiten sogleich gemeldet werden sollten.

Jahrelang hatte die regierende AKP mit der Gülen-Bewegung, die besonders in den Bereichen Kultur und Bildung aktiv war, eine Zweckgemeinschaft. Daher dürfte Ankara auch die ausländischen Gülen-Institutionen ganz gut kennen, so die "Presse". Anstelle der Gülen-Bewegung dürfte nun ATIB verstärkt Aktivitäten für Kinder und Jugendliche anbieten.

Namen werden im Gegensatz zu den Berichten in Deutschland im Bericht für Österreich keine genannt. Nur, Numan Gülen, der Neffe des Predigers, sei in Österreich wohnhaft und zeige sich verantwortlich für die hiesigen Gülen-Aktivitäten, hieße es. Das österreichische Innenministerium wollte dies auf Anfrage der "Presse" nicht kommentieren.

 Die türkische Regierung macht den in den USA lebenden Prediger Gülen für den Putschversuch von Mitte Juli verantwortlich. Gülen weist das zurück. Im Zusammenhang mit dem Putschversuch wurden Medienberichten zufolge mehr als 36.000 Menschen in der Türkei in Untersuchungshaft genommen. Mehr als 75.000 zivile Staatsbedienstete und Angehörige der Sicherheitskräfte wurden entlassen, Tausende weitere suspendiert.

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