Immer mehr junge Frauen zwischen 14 und 19 treiben ab. Bures fordert jetzt die rezeptfreie "Pille danach".
Die Angaben stammen aus dem Ambulatorium für Sexualmedizin und Schwangerenhilfe "pro:woman" am Wiener Fleischmarkt. Im Vergleichszeitraum zwischen 2005 und 2007 ist der Prozentsatz der Klientinnen der Klinik in dieser Altersgruppe von vier auf elf Prozent gestiegen. Der Grund dafür sei oft mangelndes Bewusstsein. So hätten nur 54 Prozent der am Institut befragten Mädchen verhütet, sagte "pro:woman"-Geschäftsführerin Elke Graf.
Sex war oft "nicht geplant"
38 Prozent jener, die auf
Verhütung verzichtet haben, gaben an, sicher gewesen zu sein, dass sie zum
Zeitpunkt des ungeschützten Geschlechtsverkehrs nicht fruchtbar gewesen
wären. Weitere 22 Prozent hatten ungeplanten Sex und daher keine
Verhütungsmethode eingeplant. Acht Prozent der Frauen wollten nicht
verhüten, bei weiteren drei Prozent wollte der Sexualpartner auf Kondom &
Co verzichten. Für Graf steht daher fest, dass generell nicht ausreichend
verhütet wird.
Mangelndes Wissen über Verhütung
Die Gründe dafür
seien unter anderem mangelndes Wissen oder fehlende Kommunikation zwischen
den Sexualpartnern: das Ansprechen von Verhütung "ist peinlich",
das Benützen von Kondomen "lästig". Graf berichtete etwa
von Mädchen, die sich mit Freundinnen die Pillen-Packung "teilen"
oder Burschen, die glauben, dass Kondome durch Umdrehen wiederverwendbar
sind.
Bures für rezeptfreie "Pille danach"
Frauenministerin
Bures findet die Zahlen "alarmierend". Man müsse "alles tun, um
Schwangerschaftsabbrüche zu verhindern", sagte sie. Konkret trat sie für
eine verstärkte Aufklärung an den Schulen ein - und bekräftigte ihre
Forderung, die "Pille danach" rezeptfrei abzugeben. "Wenn es ein
Medikament gibt, mit dem wir jungen Frauen einen Schwangerschaftsabbruch
ersparen können, müssen wir auch den hürdenfreien Zugang ermöglichen",
meinte Bures.
Gerade für junge Mädchen am Land sei es oft schwierig, innerhalb von zwölf Stunden - jener Zeitraum, wo die "Pille danach" am Wirksamsten ist - zu einem Rezept zu kommen, erklärte die Frauenministerin - und betonte einmal mehr ausdrücklich, dass es sich um keine "Abtreibungspille" handle, sondern um ein Medikament, das eine Schwangerschaft verhindert.
17,5 pro 1000 Frauen
In Österreich geben Frauen laut "pro:woman"
rund 17,5 Millionen Euro pro Jahr für Schwangerschaftsabbrüche aus. Es gibt
zwar keine Statistiken, das Institut schätzt die jährlichen Abtreibungen
aber auf 30.000 bis 35.000. Bei den 15- bis 19-Jährigen werden die
Abtreibungen auf 17,5 pro 1.000 Frauen geschätzt.
Russland hat die höchste Quote
Im Europa-Vergleich hat die
Schweiz mit 5,4 Abtreibungen auf 1.000 Frauen die geringste Quote, Russland
mit 55,3 die höchste. Als besorgniserregend bezeichnete Graf die Statistik,
wonach in Österreich nur 45 Prozent der Frauen moderne Verhütungsmittel
verwenden. In den Niederlanden und Belgien verhüten beispielsweise etwa drei
Viertel aller Frauen im gebärfähigen Alter. In Polen sind es nur knapp 20
Prozent. In den EU-Ländern verhüten durchschnittlich etwa 67 Prozent, in
Osteuropa etwa 47 Prozent.
Schweden kein Vorzeigeland
Blickt man auf das in vielen
Bereichen genannte Vorzeigeland Schweden, zeige sich Erstaunliches, sagte
der Gynäkologe Peter Bistoletti. Gerade dort, wo soziale Dienstleistungen
progressiv angeboten werden, steigt die Zahl der jugendlichen ungewollt
Schwangeren in noch viel bedenklichere Höhen als hierzulande. Der Anteil der
jungen Mädchen liegt im Vergleich bei 21 Prozent. Bereits 25 von 1.000
schwedischen Frauen unter 19 Jahren hatten 2007 einen
Schwangerschaftsabbruch, 2005 waren es noch 21, im Jahr 1995 noch 19 von
1.000 Frauen.