Ariel Muzicant will von der Polizei informiert worden sein, dass immer mehr Anhänger der Al-Kaida in Österreich sind. Gusenbauer dementiert.
Die Zahl der Sympathisanten des Terrornetzwerks Al Kaida in Österreich hat in den vergangenen Wochen "massiv zugenommen". Das betonte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Ariel Muzicant, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Wien unter Berufung auf Informationen aus der Polizei. Muzicant sprach sich in diesem Zusammenhang für eine "Revision" der Politik gegenüber den Muslimen aus. Deren Führer sollten stärker in die Pflicht genommen werden, die Sympathisanten der Terroristen zu bekämpfen.
Gusenbauer: nicht bekannt
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S)
ist nichts über angebliche Rekrutierungen von Al Kaida-Sympathisanten in
Österreich bekannt. Vom Innenministerium gebe es keine diesbezüglichen
Berichte, sagte Gusenbauer. Zu diesem Zeitpunkt waren die neuesten
Entwicklungen bezüglich Islamisten-Drohungen der Öffentlichkeit noch nicht
bekannt.
Auf Muzicant angesprochen verwies Gusenbauer jedenfalls darauf, dass es im Zusammenhang mit den in Deutschland verhinderten Terroranschlägen Berichte gebe, wonach es in Österreich keine solche Gefahr gebe.
Islamische Glaubensgemeinschaft dementiert
Auch Omar Al Rawi von
der Islamischen Glaubensgemeinschaft war im "Runden Tisch" des ORF am
Mittwoch abend nicht Muzicants Meinung. "Die Zahl ist eigentlich rückläufig,
es gibt immer weniger Sympathisanten. Die meisten Opfer sind ja Muslime und
die haben die Nase voll, es gibt nicht wirklich ein Verständnis für die
Terroristen", so Al Rawi im ORF.
Islamischer Terrorismus kein Terrrorismus von Wenigen
Man solle
endlich aufhören zu betonen, dass der islamistische Terrorismus ein
Terrorismus einiger weniger sei, sagte Muzicant. Die Terroristen seien
nämlich für die Durchführung ihrer Anschläge auf die Unterstützung von
Hunderten und Tausenden Sympathisanten angewiesen. Daher müsse man den
Führern der islamischen Glaubensgemeinschaft "klipp und klar sagen",
dass es ihre Verantwortung sei, "die Sympathisanten der Terroristen zu
finden und ihnen das Handwerk zu legen". Man dürfe sich nicht "mit
Lippenbekenntnissen (von Vertretern der Muslime, Anm.) und Verurteilungen"
zufriedengeben. Dabei liege der Schlüssel im Kampf des Terrorismus gerade
darin, das Umfeld der Attentäter zu schwächen, denn "gegen
ein paar Wahnsinnige (die Terroristen selbst, Anm.) kann man nichts machen".
Befürchtet "furchtbaren Kulturkrieg"
Wenn die
säkularen und geistlichen Führer der Muslime nicht gegen die Sympathisanten
des Terrorismus vorgehen, "werden wir uns in einigen Jahren in einem
furchtbaren Kulturkrieg befinden", der sich auch auf den Straßen
abspielen werde. Die europäischen Bevölkerungsteile werden es nämlich nicht
akzeptieren, dass immer wieder Terroristen aus den Reihen der islamischen
Glaubensgemeinschaft Terrorakte verüben, warnte der IKG-Präsident.
Gegen Moscheenverbot
Muzicant sprach sich zugleich eindeutig
gegen ein Moscheenverbot aus. "Man soll mit dieser Pseudodebatte
schleunigst aufhören", sagte er mit Blick auf den Vorstoß des
Kärntner BZÖ gegen Moscheen und Minarette. Es sei "unzulässig",
darüber zu diskutieren, ob man in Österreich Moscheen bauen dürfe. "Wenn
es eine moslemische Bevölkerung gibt und sie das Bedürfnis haben, ein
Gotteshaus zu bauen, dann sollen sie es bitte bauen", sagte er. Ihn
erinnere die Diskussion an das Jahr 1804, als der Kaiser den Juden in Wien
verboten habe, eine Synagoge zu bauen und dann nur unter der Auflage, dass
sie nach außen nicht sichtbar sei. "Ich habe geglaubt, dass wir
diese Zeit überwunden haben."