In Wien ist der Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache bundesweit am höchsten, an den Volksschulen finden sich in einigen Bezirken nur Zuwandererkinder.
An den Volksschulen der Stadt Wels (OÖ) ist jedes zweite Kind (49,5 Prozent) Ausländer bzw. Schüler nichtdeutscher Muttersprache, an Hauptschulen in Wien-Hernals liegt der Anteil dieser Schüler bei 93,2 Prozent. In Wien-Brigittenau haben zwei von drei AHS-Schüler (64,7 Prozent) Migrationshintergrund. Österreichweit sind die Berufsschulen mit 10,8 Prozent die Schulform mit dem geringsten, die Sonderschulen mit 27,2 Prozent jene mit dem höchsten Migrantenanteil. In Wien hat jede zehnte Volksschule einen über 90-prozentigen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund, in einzelnen Wiener Bezirken sitzen in jeder fünften Volksschulklasse ausschließlich Migrantenkinder.
Antwort auf FPÖ-Frage
Das zeigt eine parlamentarische
Anfragebeantwortung von SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied. In einer
69 Fragen umfassenden Anfrage wollte FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz
von ihr Auskunft über den Anteil von ausländischen Schülern sowie Schülern
nichtdeutscher Muttersprache, aufgelistet nach Bundesländern, politischen
Bezirken, Schultypen, Schulstufen, etc. haben und wissen, wieviele Schulen
und Klassen einen über 33-, 50-, 66-, 75- und 90-prozentigen Anteil an
Schülern mit Migrationshintergrund aufweisen. Mit Hilfe "beträchtlicher
Personalressourcen" ihres Ressorts hat Schmied nun eine 474 Seiten
umfassende Antwort mit Daten für das Schuljahr 2007/08 geliefert.
Deutlich werden in der Statistik die - je nach Anfrageformulierung - großen Unterschiede im "Ausländer"-Anteil: Fragt man nach dem Anteil "ausländischer Schüler" sind das über alle Schulen in Österreich 9,5 Prozent. Wertet man nach "Schülern nichtdeutscher Muttersprache", sind das österreichweit 16,4 Prozent, und ausgewertet nach "ausländischen Schülern und inländischen Schülern nichtdeutscher Muttersprache" ergibt das einen Anteil von 17,8 Prozent. Im Folgenden beziehen sich alle Daten auf die letztgenannte Kategorie:
Wien hat meiste Migranten
Die höchsten Anteile von Schülern aus
dem Ausland bzw. mit nichtdeutscher Muttersprache finden sich in den Wiener
Bezirken: Einsamer Spitzenreiter bei allen Schulen (ohne land- und
forstwirtschaftliche Schulen und Berufsschulen) ist Wien-Leopoldstadt mit
60,9 Prozent, gefolgt von Brigittenau (58,6 Prozent) und Margareten (57,5
Prozent). Im Burgenland ist Mattersburg (17,4 Prozent) der Bezirk mit dem
höchsten Anteil an Ausländern bzw. Schülern nichtdeutscher Muttersprache, in
Kärnten die Stadt Klagenfurt (13,2 Prozent), in Niederösterreich Baden
(20,0) und in Oberösterreich die Stadt Wels (25,1 Prozent). In Salzburg
führt die Stadt Salzburg (24,5 Prozent), in der Steiermark Graz (17,5), in
Tirol der Bezirk Reutte (16,3 Prozent) und in Vorarlberg der Bezirk Dornbirn
(23,5 Prozent).
Gefolgt von Vorarlberg
Nach Bundesländern betrachtet gibt es in
Wien mit 40,4 Prozent über alle Schularten den höchsten Anteil an
ausländischen Kindern und inländischen Schülern nichtdeutscher
Muttersprache. An zweiter Stelle folgt Vorarlberg mit 19,6 Prozent, dann
Salzburg (16,8 Prozent), Oberösterreich (13,7) und Tirol (13,0). Im
Burgenland sind es 11,4 Prozent, in Niederösterreich 10,9 Prozent, in
Kärnten 10,1 Prozent und in der Steiermark 9,2 Prozent.
Sonderschulen an der Spitze
Bei den Schulformen sind die
Sonderschulen der Spitzenreiter, mit einem Anteil an ausländischen Kindern
und inländischen Kindern nichtdeutscher Muttersprache von 27,2 Prozent. Rund
jeder fünfte Schüler kommt an den berufsbildenden mittleren Schulen (22,8
Prozent), den Volksschulen (22,4), den Polytechnischen Schulen (21,8) und
den Hauptschulen (20,6) aus dem Ausland oder hat Deutsch nicht als
Muttersprache. An AHS (14,1 Prozent) und berufsbildenden höheren Schulen
(11,5) ist dagegen der Anteil solcher Schüler vergleichsweise niedrig, am
allerniedrigsten ist er in Berufsschulen (10,8).
Jenseits der 90 Prozent
Von den 262 Volksschulen in Wien weisen
zehn Prozent einen über 90-prozentigen Anteil an Kindern mit
Migrationshintergrund auf, bei jeder zweiten (49,6 Prozent) liegt der Anteil
bei mehr als 50 Prozent. In Vorarlberg liegt der Anteil der Hauptschulen mit
mehr als einem Drittel ausländischer Kinder bzw. Schüler nichtdeutscher
Muttersprache bei 22,8 Prozent, in Wien bei 81 Prozent. Österreichweit
weisen von den knapp 6.000 Schulen 13,7 Prozent einen mehr als
33-prozentigen Anteil von Kinder mit Migrationshintergrund auf, am höchsten
in Wien mit 59,8 Prozent aller Schulen. Einen mehr als 90-prozentigen Anteil
von Migrantenkindern gibt es österreichweit an einem Prozent der Schulen, in
Wien sind es 8,1 Prozent der Schulen.
Die Anfragebeantwortung gibt auch Auskunft über die Situation in Klassen, wobei hier nur Daten von den einzelnen Schulstufen vorliegen: In Wien-Ottakring gibt es in der 3. Schulstufe insgesamt 28 Klassen (v.a. Volks- und Sonderschulen). In acht davon (28,6 Prozent) sind ausschließlich ausländische Kinder bzw. Schüler nichtdeutscher Muttersprache. In Wien-Brigittenau sind in der 1., 2. und 4. Schulstufe (v.a. Volks- und Sonderschule) in jeder fünften Klasse ausschließlich Schüler mit Migrationshintergrund.
Schmied für mehr Sprachförderung
SPÖ-Unterrichtsministerin
Claudia Schmied sieht sich angesichts der Zahlen ihre Forderungen nach einer
Intensivierung der Sprachförderung bestätigt. Sie will mehr
Sprachförderkurse an Pflichtschulen und berufsbildenden Schulen. Auch der
muttersprachliche Unterricht soll ausgebaut werden.
Allerdings seien diese Pläne ohne die "notwendigen Strukturreformen" nicht finanzierbar, verknüpft sie die Zusatzkurse mit der Verlängerung der Unterrichtsverpflichtung für Lehrer um zwei Stunden.