Gesundheitsminister Stöger erlässt noch am Montag die Meldepflicht für Ärzte, die Patienten mit Schweinegrippe behandeln. Vorerst wird kein Impfstoff produziert und es gibt keinen "Run" auf Tamiflu.
Die Schweinegrippe hat Österreich noch nicht erreicht - weder faktisch, noch psychisch. Trotz anhaltender Berichte über Todesfälle in Mexiko und vereinzeltem Auftreten des H1N1-Virus in den USA, bleiben die Menschen hierzulande offenbar gelassen.
Vorkehrungsmaßnahmen
Laut Gesundheitsminister Alois Stöger
(S) gebe es dazu auch keinen Grund, denn das Land sei "bestens
vorbereitet". Angaben der Apothekerkammer zufolge sei "noch
niemand mit Angst" in die Apotheke gekommen. Das Influenza-Medikament "Tamiflu"
sei in ausreichenden Mengen vorhanden. Dennoch wurden erste
Vorkehrungsmaßnahmen getroffen.
Influenza-Pandemieplan
Das Gesundheitsministerium habe bereits
2005 in Kooperation mit führenden österreichischen Influenza-Experten und
den Landesgesundheitsbehörden einen nationalen Influenza-Pandemieplan
erstellt, so Stöger.
Die Voraussetzungen für die bestmögliche Umsetzung seien definitiv gegeben und "die österreichischen Gesundheitsbehörden können mit der Situation entsprechend umgehen", betonte Stöger. Der Kontakt mit europäischen und internationalen Behörden und Institutionen wurde bereits in den vergangenen Tagen entsprechend intensiviert, so Stöger.
- Tamiflu für vier Mio. Österreicher
Genaue Erkenntnisse über den Ausbruch der Schweinegrippe in Mexiko fehlen noch, dass der Neuraminidase-Hemmer Tamiflu wirkt, steht bereits fest. In Österreich sind Kapseln und Granulat des Medikaments in so großen Mengen vorrätig, dass etwa vier Millionen Personen therapiert werden können, erklärte Hubert Hrabcik, Generaldirektor für öffentliche Gesundheit. - Acht Mio. Schutzmasken
Diese befänden sich in Bundesheer-Lagern und blieben vorerst auch dort. Das gleiche gilt für die rund acht Millionen Schutzmasken, die der Bund für einen Pandemie-Ernstfall auf Vorrat hat. - Infos an Flughäfen
Aufklärung und Information sei derzeit vor allem auf den heimischen Flughäfen wichtig. Dort liegen auch schon Flugzettel für Urlauber auf, die aus Mexiko kommen. Laut Touristikern halten sich im Moment maximal 200 Österreicher in dem mittelamerikanischen Land auf - betroffen ist laut Außenministerium aktuell niemand. - Meldepflicht
Das Gesundheitsministerium hat überdies eine Meldepflicht für Infektionen mit der Schweinegrippe angekündigt. Einen entsprechenden Erlass werde es noch am Montag geben, kündigte Stöger an. Zusätzlich wurde für Fragen bei der Agentur für Gesundheit- und Ernährungssicherheit (AGES) eine Hotline (05-05-55-555) eingerichtet. - Kostenlose Stornierung
Offiziell gab es auch noch keinerlei Reisewarnungen für betroffene Länder. Nach persönlicher Einschätzung von Hrabcik sind Urlaube nach Mexiko dennoch nicht ratsam, da man noch keinen Überblick über die Situation habe. Mehrere Reiseveranstalter haben bereits kostenlose Stornierungen und Umbuchungen bei Reisen in das mittelamerikanische Land angeboten. - Mutationen möglich
Fest steht, dass man bei Verdachtsmomenten von Schweinegrippe bereits testen könnte, betonte Franz X. Heinz, Leiter des Virologischen Instituts der Medizinischen Universität Wien. Fest steht aber auch, dass die Forscher noch ziemlich im Dunkeln tappen, was das H1N1-Virus betrifft. - Mutationen seien ebenso möglich, wie ein unerwarteter Verbreitungsverlauf. "In der nördlichen Hemisphäre ist es normalerweise nicht so, dass uns eine Grippewelle überrollt. Aber das ist alles Spekulation. Wir wissen nämlich noch viel zu wenig über die Krankheitsverläufe und die Todesfälle", brachte es Heinz auf den Punkt. Möglich ist die Produktion eines spezifischen Impfstoff gegen das Virus, es gibt diesbezüglich einen bestehenden Vertrag, aber noch keinen Auftrag. Möglich sei eine Herstellung theoretisch ab Ende der Woche.
- Stuffe drei
Wie in der Weltgesundheitsorganisation WHO, gilt auch auf dem österreichischen Pandemie-Plan bezüglich der Schweinegrippe Stufe drei von sechs möglichen Warnphasen. "Derzeit überlegt man, ob man nicht schon eine Stufe 4 hätte", betonte Hrabcik. Dafür würden die bisherigen Erkrankungen sprechen. Um im Einklang mit der WHO zu bleiben, belasse man es vorerst bei Stufe 3.
Schweinefleisch unbedenklich
Bei Schweinen hat das Virus eine
geringe Sterblichkeitsrate von einem Prozent, erkrankte Tiere würden
innerhalb von sieben bis zehn Tagen bei normalen Verlauf wieder genesen,
betonte Josef Köfer, veterinärmedizinischer Leiter bei der AGES. "Es
besteht keine Infektionsgefahr des Menschen durch Schweinefleisch oder
Würste die Schweinefleisch enthalten."
Der Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie äußerte dennoch Bedenken, dass die Diskussion sich auf den Konsum auswirken könnte. Die Landwirtschaftskammer betonte, dass kein mexikanisches Fleisch nach Österreich importiert werde.