Oberhauser VS Wrabetz
Info-Chef sprengt ORF
22.10.2010
Oberhauser rechnet in Brief ab. Tritt er 2011 gegen Wrabetz an?
Nach der ORF-Chefredakteursentscheidung tobt nun ein offener Krieg zwischen Oberhauser und Wrabetz. Wie der Info-Chef abrechnet, was er plant.
"Das hat es in der Geschichte des ORF noch nicht gegeben", sagt ein ORF-Mann. Tatsächlich ist das E-Mail von ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser an seine Info-Redakteure eine beinharte Abrechnung mit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Politbegehrlichkeiten an den ORF.
Eigentlich wollte Oberhauser ZiB2-Star Armin Wolf als neuen TV-Chefredakteur. Wrabetz bestellte am Mittwoch hingegen Fritz Dittlbacher. Oberhauser schreibt nun: "Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass ich mir meine engsten Mitarbeiter nicht selber aussuchen kann, sondern einem Diktat zu gehorchen habe …" (siehe unten).
Oberhauser gibt nun auch erstmals zu, dass er "an Rücktritt gedacht" habe. Vertraute des Info-Chefs gehen dennoch nicht davon aus, dass er abtreten werde. "Der Elmo wird als Kämpfer journalistischer Freiheit bleiben und sich damit als künftiger Gegenkandidat zu Wrabetz positionieren."
2011 steht schließlich die Generaldirektorenwahl an:
Ex-ORF-General Bacher will nun für Oberhauser eine "unabhängige Allianz" für einen Generaldirektor Oberhauser schmieden, berichten ORF-Granden. Teile der ÖVP unterstützen diesen Plan. Auch Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer soll sich für Oberhauser starkmachen. Sie könnte ihm die Stiftungsratsstimme des BZÖ bringen. Auch die FPÖ soll für ihn gewonnen werden. In den nächsten Monaten wird der ORF-Krieg noch weiter eskalieren.
Oberhausers Abrechnungsbrief
ORF-Infochef Elmar Oberhauser schrieb gestern an seine Info-Redakteure, dass er ihnen "aus meiner Sicht die Hintergründe der Chefredakteursentscheidung" erklären wolle: Er habe ZiB2-Moderator Armin Wolf als Chefredakteur vorgeschlagen, weil dieser ein Signal sei, "dass wir es mit Unabhängigkeit und Sauberkeit ernst meinen".
Er halte Fritz Dittlbacher für "einen erstklassigen Journalisten (…), der ohne sein Zutun in die Mühlen der Parteipolitik geraten" sei. Er müsse zur Kenntnis nehmen, dass er einem "Diktat gehorchen" müsse und nicht "mehr in der Lage" sei, "völlig unzulässige Einmischungen, in diesem Fall von der SPÖ, zu verhindern". "Jeder anständige Mensch nimmt in so einer Situation den Hut". Er werde darüber "mit Freunden beraten". Und Oberhauser schließt pathetisch: "Ich bitte Sie, alles zu tun, um Unabhängigkeit im Journalismus nicht zu gefährden."