16 Prozent der Volksschüler können eine einfache Leseaufgabe nicht lösen.
Die bei der internationalen Vergleichsstudie PIRLS erhobene Leseleistung der österreichischen Kinder in der vierten Klasse Volksschule hat sich wieder leicht verbessert. Mit 541 Punkten liegt Österreich bei der am Dienstag veröffentlichten Studie signifikant über dem internationalen Schnitt (521) und praktisch im EU-Schnitt (540). Trotzdem gehören 16 Prozent der Kinder zu den "Risikolesern".
Die Progress in International Reading Literacy Study (PIRLS) wird alle fünf Jahre durchgeführt. Die nun präsentierten Schülerleistungen wurden im Frühjahr 2016 in 50 Staaten erhoben. Österreich nahm nach 2006 und 2011 zum dritten Mal teil - und erreichte jetzt nach einem Absacken 2011 (529 Punkte) nun praktisch wieder den Wert des ersten Teilnahmejahrs (538).
Risikogruppe
An der Spitze der Rangliste liegen die Schüler aus Russland (581), Singapur (576) und Hongkong (569). Knapp dahinter kommen mit Irland (567), Finnland (566) sowie Polen und Nordirland (je 565) die besten Länder aus der EU. Österreich liegt in etwa gleichauf mit den Niederlanden, Australien, Tschechien, Kanada, Slowenien, Deutschland, Kasachstan und der Slowakei.
Jeder sechste Volksschüler (16 Prozent) in Österreich zählt zur sogenannten Risikogruppe (2011: 20 Prozent): Das sind Schüler, die maximal einfache Leseaufgaben lösen können. Im internationalen Schnitt macht diese Gruppe 26 Prozent der Schüler aus, in der EU 18 Prozent. In den Spitzenleser-Ländern Russland und Hongkong fallen nur sechs bzw. sieben Prozent in diese Gruppe. Umgekehrt gehören in Österreich acht Prozent der Schüler in die Gruppe der besonders leistungsstarken Leser (2011: fünf Prozent). Über alle PIRLS-Länder hinweg sind elf Prozent der Schüler Spitzenleser, der EU-Schnitt beträgt zwölf Prozent. Das bedeutet, dass Österreich an den "Rändern" der Skala jeweils eher wenig Schüler hat - es gibt also sowohl vergleichsweise wenige Spitzenschüler, aber auch weniger Risikoschüler.
Die Leseleistungen der Migrantenkinder liegen mit einem Mittelwert von 500 mehr als 50 Punkte hinter jenem einheimischer Kinder. Das entspricht nahezu zwei Lernjahren. Während die Lesekompetenz der einheimischen Kinder zwischen 2006 und 2016 statistisch signifikant gestiegen ist (von 547 auf 552 Punkte), ist jene der Zuwandererkinder praktisch gleich geblieben (von 498 auf 500 Punkte).
Geschlechterunterschiede
Nach wie vor gilt: Je höher der Bildungsabschluss der Eltern, desto besser die Leseleistungen der Kinder: Akademikerkinder erreichten im Schnitt 573 Punkte. Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss kamen dagegen lediglich auf 477. Diese Mittelwertdifferenz von 96 Punkten ist höher als bei der ersten PIRLS-Erhebung vor zehn Jahren (79 Punkten) und entspricht drei bis vier Lernjahren. Einschränkung: Die Gruppe der Kinder mit niedrig gebildeten Eltern ist mit rund fünf Prozent eher klein.
Mädchen erbrachten in fast allen Staaten bessere Leseleistungen als Burschen. In Österreich fielen die Geschlechterunterschiede mit nur sechs Punkten wesentlich geringer aus als im internationalen Schnitt (18 Punkte) und im EU-Schnitt (13).